Gelsenkirchen. Gelsenkirchener haben der Stadt 500 Vorschläge für mehr Klimaschutz geschickt. Beliebt sind etwa Steingärten- und Kamin-Verbote. Der Überblick.
Von
Insektenhotels
über mehr
30er-Zonen
bis
Wasserstoff-
Förderung und
Tiny-House
-Siedlungen an der Zeche Hugo: Die Gelsenkirchener haben der Stadt über 500 Vorschläge für besseren Naturschutz und effizientere
Klima-Anpassung
gemacht. Vom 8. Oktober bis zum 20. November konnten sie ihre Ideen direkt auf einer Karte im Netz eintragen und die Einfälle anderer Nutzer bewerten. Die Ideen sollen nun in eine Gesamtstrategie der Stadt fließen.
Besonders viele Vorschläge sind zu
mehr Begrünung
eingegangen – nämlich über 80 Stück. Häufig ist dabei die Forderung zu lesen,
gegen zugepflasterte Vorgärten
vorzugehen. „Es sollte strikt verboten werden, Grasflächen durch
‚Steinwüsten‘
und gewachsene Hecken durch Plastikzäune zu ersetzen“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. Oft gibt es für derartige Vorschläge Zustimmung, Ablehnung kaum. Nicole R. stellt sich vor, dass klimafreundliche Vorgärten bei Neubauprojekten direkt im Bebauungsplan vorgeschrieben werden könnten.
Bienen-Rettung: Friedhöfe für Wildblumen nutzen
Gelsenkirchener zeigt, wie Klimaschutz am eigenen Haus geht
Viele Gedanken machen sich die Teilnehmer zudem über die Begrünung auf den
Friedhöfen
. „Da es immer weniger Erdbestattungen gibt, wird dort zunehmend mehr Freiraum entstehen. Den sollte man nutzen um neue Bäume zu pflanzen“, heißt es da etwa in einem Vorschlag. Zustimmung gibt es auch für die Idee, Flächen auf Friedhöfen weitflächig in
Wildblumenwiesen für Bienen
zu verwandeln. Um die Stadt grüner zu machen, werden zahlreiche weitere Vorschläge wiederholt eingebracht:
Baumpatenschaften
, Blumeninseln in Fußgängerzonen oder mehr Dachbegrünung - von Schulen bis Haltestellen, von Gewerbegebieten bis Einkaufszonen.
Neben der Bepflanzung beschäftigt die Gelsenkirchener besonders, wie die
Infrastruktur
neu gedacht werden kann – rund 30 Ideen drehen sich um die Situation der
Radfahrer
, etwa gleich so viele um den
motorisierten Verkehr
. Dass in Forderungen nach mehr einspurigen Straßen oder geringeren Höchstgeschwindigkeiten
mehr Zündstoff steckt, zeigt die Reaktion auf manche Einfälle: Für einen „Daumen hoch“ gibt es häufig direkt auch einen „Daumen runter“.
Wo die Situation für Radfahrer verbessert werden sollte
Auf breite Zustimmung stößt allerdings die Idee, die
Polsumer Straße
in Hassel neu zu gestalten – mit mehr Kreisverkehren, mehr Fußgängerüberwegen und Solarbeleuchtung. Die Förderung letzterer sowie von Wasserstoff und Windenergie – etwa durch eine bessere Ladeinfrastruktur oder Windräder auf der Halde Rungenberg – werden ebenfalls in über 30 Anregungen zur Energieversorgung thematisiert.
Gewartet wird außerdem auf die durchgehende Radverbindung von der
Westfälischen Hochschule
bis zur Halde Hoheward oder einen Radweg auf der
Emscherstraße
, der über einen aufgemalten Streifen für Radfahrer hinausgeht. Auch mit Blick auf die
Devensstraße
in Horst kritisiert Robin C.: „Ich bin mir nicht sicher, ob solche ‚Makulaturradwege‘ dem potenziellen Radfahrer wirklich ein sicheres Gefühl geben.“ Sein Vorschlag: Der Radverkehr muss durchgängig auf eigenen Trassen geführt werden.
Mehr Grün oder Gleise? Streitpunkt De-La-Chevallerie-Straße
Peter M. schlägt vor, dass Verbrenner-Fahrzeuge mit ungerader Endziffer auf dem Kennzeichen nur an Tagen mit einem ungeraden Datum im Stadtgebiet fahren dürfen, während mit gerader Endziffer nur an geraden Tagen gefahren werden darf. So ähnlich wurde es in Deutschland bereits zur Ölkrise 1973 praktiziert.
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Umstritten ist zum Beispiel, was mit dem Grünstreifen auf der
De-La-Chevallerie-Straße
passieren soll. Der eine Nutzer möchte ihn „für die Regulierung des Stadtklimas“ erhalten, die nächste Nutzerin will ihn in einen Radweg mit Randbepflanzung umwandeln. Wiederum ein anderer Nutzer schlägt vor, dort wieder für Straßenbahngleise Platz zu machen – allerdings mit Begrünung zwischen den Schienen.
Zu viel Feinstaub: Viele fordern ein Holzofen-Verbot
Besonders viel Zuspruch bekommt der Vorschlag,
Holzöfen
im Stadtgebiet zu verbieten, weil durch diese besonders viel Feinstaub und Giftstoffe entstehen. Auch Umweltorganisationen wie der NABU warnen davor, dass die Mengen an gesundheitsschädlichem Feinstaub aus Kaminen sogar die aus den Abgasen des Straßenverkehrs übersteigen.
Zustimmung gibt es auch für einige ausgefallenere Vorschläge. Einen
Tausch-Schrank
für Lebensmittel, Spielzeug und Hausrat könnte man doch in Rotthausen aufstellen, schlägt Sabine P. vor. Eine
Außenstelle der Hochschule
in der
alten Post in Buer
, die auch als offenes Forum für nachhaltige Stadtentwicklung genutzt werden könne, schwebt Ingo K. vor. Vielleicht geht es aber nicht nur darum, Neues zu schaffen – sondern sich von Nichtbewährtem zu trennen „Das
E-Roller
-Angebot wieder abschaffen“, fordert jemand anderes. „Nachhaltig ist
an dem Konzept
nichts!“
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