Gelsenkirchen-Buer. Thomas Bernau, Besitzer der Buerschen Markthalle, hat die alte Post in Gelsenkirchen-Buer gekauft. Er sagt, was er damit vorhat – und was nicht.
Das alte Postgebäude an der Königswiese in Buer wechselt den Besitzer: Investor Thomas Bernau, dem unter anderem auch die Buersche Markthalle gehört, hat den traditionsreichen Bau gekauft. In dieser Woche wurden die Verträge unterzeichnet. Der Kauf der Post sei ihm eine „Herzensangelegenheit“, sagt Bernau. Mitglieder der Buer-Management-Gesellschaft (BMG), die ebenfalls ein Kaufinteresse geäußert hatten, gehen damit leer aus.
„Das ist eine außergewöhnliche und prägnante Immobilie mitten im Herzen von Buer“, schwärmt Thomas Bernau von der Hauptpost. „Ich bin immer an außergewöhnlicher Architektur interessiert.“ Gebäude dieser Art machten es einfacher, Mieter zu finden – und leisteten so auch einen Beitrag zur Stadtentwicklung, so der Investor.
Die Post wurde vor der Zusammenlegung von Gelsenkirchen und Buer gebaut
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Das Gebäude ist geschichtsträchtig. In den Jahren 1927/28 wurde die Hauptpost für die damals noch eigenständige Großstadt Buer geplant und gebaut. Bei der Eröffnung der Post im Dezember 1928 war es mit der Eigenständigkeit von Buer allerdings schon vorbei: Der Zusammenschluss mit Gelsenkirchen war ein halbes Jahr vorher, zum 1. April 1928 erfolgt. Seit 1993 steht das Gebäude auf der Denkmalliste.
Anfang dieses Jahres hatte die Deutsche Post sowie die Postbank ihren Standort an der Königswiese verlassen, im März hatte die neue Filiale an der Hochstraße ihre Türen geöffnet. Seitdem steht das Gebäude im Norden der Innenstadt weitgehend leer.
Auch Mitglieder der Buer-Management-Gesellschaft waren interessiert
Im Frühsommer schien die Reise noch in eine andere Richtung zu gehen. Zuvor waren Pläne des damaligen Besitzers bekannt geworden, im Postgebäude Seniorenwohnungen zu errichten, das hatte für viel Kritik gesorgt. Ende Juni hatte der Frank Muders, Geschäftsführer der BMP Grundbesitzgesellschaft mbH in Wirges als Eigentümer der Immobilie auf Anfrage der WAZ mitgeteilt, dass diese Pläne vorerst auf Eis lägen.
Stattdessen waren andere Mitspieler aufgetaucht: Mehrere Mitglieder der Buer-Management-Gesellschaft (BMG) hatten ihr Interesse geäußert, das Gebäude zu erwerben. Der BMG hatte bereits 2013 das ehemalige Karstadt-Gebäude an der Hochstraße gekauft und es zum Linden-Karree umgebaut. „Die Gesellschafter planen, das alte Post-Gebäude zu kaufen und es intelligent im Sinne einer Weiterentwicklung Buers zu nutzen“, so BMG-Sprecher Siegbert Panteleit damals im Gespräch mit unserer Redaktion.
Stadt hatte Bauvoranfrage für Seniorenwohnungen genehmigt
Das Thema ist jetzt vom Tisch: Muders entschied sich stattdessen für einen Verkauf an Thomas Bernau. Und was hat der Investor damit vor? „Zunächst war ich sehr erstaunt, dass vor allem von Seiten der Stadt so viel Kritik an den Plänen geäußert wurde, senioren- und behindertengerechte Wohnungen zu bauen“, sagt der Bueraner. Mit Datum vom 18. Mai 2020 hatte die Stadtverwaltung eine qualifizierte Bauvoranfrage genehmigt, darin wird die Errichtung von insgesamt 54 Wohnungen auf einer Fläche von 5500 Quadratmetern erlaubt. Das beträfe alle vier Geschosse des Gebäudes.
Bernau schließt nicht aus, dass er die ehemalige Post an einen entsprechenden Anbieter von Seniorenwohnungen vermietet – endgültig entschieden sei das aber noch nicht. Eine gastronomische Nutzung, über die BMG-Mitglieder im Frühsommer laut nachgedacht hätten, schloss er dagegen aus. „So viele Einwohner hat Buer nicht, dass sich eine Gastronomie hier am Rand der Innenstadt rentieren würde“, sagt er.
Bernau plädiert für eine breite Diskussion über den Standort
Post ist noch nicht ganz ausgezogen
Die Filiale der Deutschen Post sowie der Postbank befindet sich seit Anfang des Jahres an der Hochstraße, Kundenverkehr findet also in der alten Hauptpost an der Königswiese nicht mehr statt.
Allerdings nutzt die Post noch Teile des Gebäudes sowie des angrenzenden Geländes. Der Mietvertrag laufe noch zwei weitere Jahre, teilte Thomas Bernau mit.
Der neue Besitzer würde eine zukünftige Nutzung der alten Post gern öffentlich diskutieren. Dabei setzt er auch auf die neuen politischen Verhältnisse in Gelsenkirchen. „SPD und CDU haben sich ja grundsätzlich auf eine Zusammenarbeit geeinigt – vielleicht entstehen dadurch ja neue Impulse für die Stadtentwicklung von Buer.“ Bernau plädiert für eine breite Diskussion darüber, wie man den Standort am besten nutzen kann. „Dabei könnte man auch die Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise im Rahmen der Quartierskonferenz mit einbeziehen“, so der Investor.
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