Gelsenkirchen-Horst. Die Wahl in der Bezirksvertretung Gelsenkirchen-West musste wiederholt werden. Das Gremium beschloss Baumfällungen und Zuschüsse für Sportvereine.
Der bisherige Bezirksbürgermeister im Bezirk West ist auch der neue: So einfach die Wiederwahl von Joachim Gill (SPD) und seiner Stellvertreterin Elisabeth Jansen (CDU) klingen mag, so holprig gestaltete sich die Stimmabgabe am Dienstag in der Glashalle von Schloss Horst. Weil einige Bezirksverordnete ihr Kreuzchen bereits am Platz gemacht hatten und nicht in der dafür vorgesehenen Wahlkabine, sah die Wahlamtsleitung einen Verstoß gegen die Vorschrift der geheimen Stimmabgabe – und ordnete eine Wiederholung auf flugs neu ausgedruckten Stimmzetteln an. So konnte erst mit deutlicher Verspätung verkündet werden: Das Duo erhält für fünf weitere Jahre das Mandat in der ersten Großen Koalition des Bezirks.
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Von 17 Verordneten votierten zwölf für die gemeinsame Liste von SPD und CDU mit Gill und Jansen, zwei für die Liste der AfD-Fraktion (Thorsten Pfeil); die Partei ist erstmals – wie die Grünen – nicht nur mit einem, sondern mit zwei Mitgliedern in dem Gremium vertreten. Ein Politiker enthielt sich, zwei Stimmen waren ungültig. Gill bedankte sich ausdrücklich für das Vertrauen und betonte: „Es ist mir eine Ehre, mich für die Belange des Bezirks einzusetzen. Anreiz ist dabei der Wille, sich für die Menschen vor Ort einzusetzen, den Stadtteil für die Bewohner lebenswerter zu machen und ihre Nöte und Sorgen aus erster Hand zu hören.“
Gelsenkirchener fordert in Bürgeranregung neuen Text zum Kapp-Putsch-Mahnmal
Um (mangelndes) Vertrauen (in die Arbeit des Instituts für Stadtgeschichte/ISG) ging es dann bei der
Bürgeranregung von Klaus Brandt, die Erinnerungsorte-Tafel zum Kapp-Putsch-Mahnmal auf dem Friedhof Horst-Süd entfernen und erneuern zu lassen. Der Rotthauser kritisiert, dass das ISG bei der Erstellung des Textes „von einer Bürgerbeteiligung abgesehen“ habe. Die ISG-Historiker hatten die Tafel mit Schülern des Berufskollegs Emscher-Lippe erarbeitet. Die Schüler-Einbindung grenze andere aus, wirft Brandt der Stadt vor – und verlangt einen Text, der etwa in einer allen zugänglichen Arbeitsgruppe oder einem VHS-Kurs erarbeitet werde.
Inhaltlich bemängelt Brandt die Formulierung, dass es in der Folge des Kapp-Lüttwitz-Putsches am 13. März 1920 im Ruhrgebiet zu Kämpfen zwischen der Roten Ruhr-Armee und rechtsextremen Freikorps gekommen sei. Laut ISG gibt der Text der Tafel jedoch nach wie vor den aktuellen Forschungsstand wieder. Die Horster Arbeiter, die die junge Weimarer Republik gegen antidemokratische Kräfte um die Putschisten verteidigten und dabei getötet wurden, seien Opfer rechtsextremer Freikorps der berüchtigten Marinebrigade von Loewenfeld geworden. Deren Rolle müsse sehr wohl auf der Erinnerungsorte-Tafel betont werden. Brandt hatte demgegenüber herausgestellt, die Freikorpstruppen seien von der SPD-geführten Reichsregierung eingesetzt worden.
Neues Kunstrasen-Kleinspielfeld für Sportanlage Auf dem Schollbruch
Am Ende folgte die Bezirksvertretung dem Verwaltungsvorschlag, die Bürgeranregung zurückzuweisen. SPD, CDU, Grüne und AfD sprachen dem ISG ausdrücklich ihr „vollstes Vertrauen“ aus. Tomas Grohé und Nurettin Ertürk (Win) enthielten sich.
Einstimmig beschloss das Gremium unterdessen den Bau von Kunstrasen-Kleinspielfeldern auf der Sportanlage Auf dem Schollbruch per Dringlichkeitsentscheidung. Die Überschreitung der ursprünglich veranschlagten Kosten von 500.000 Euro um 175.000 Euro begründet die Verwaltung mit einer anfänglich zu knappen Budgetierung, einer Verteuerung der Preise und Störungen in der Materiallieferung durch die Pandemie. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.
Sportvereine erhalten Zuschüsse
Ebenfalls einstimmig votierte die Bezirksvertretung für die Fällung von zwölf Bäumen (siehe Infotext) sowie für den Antrag der Grünen-Fraktion, die Verwaltung möge detailliert mitteilen, ob Ersatzpflanzungen vor Ort möglich seien. Auf AfD-Nachfrage bestätigte Gelsendienste, nur noch solche Bäume nachzupflanzen, die mit Hitze und Trockenheit durch den Klimawandel besser zurechtkämen. Ältere Bäume mit einer größeren Krone nachzupflanzen, sei jedoch zumeist nicht nur deutlich teurer, sondern auch pflegeintensiver, da diese schlechter anwüchsen.
Einstimmig fiel die Entscheidung auch in Sachen Sportvereins-Zuschüsse . Grünen-Verordneter Mirco Kranefeld nahm befriedigt zur Kenntnis, dass sich das Budget für den Bezirk West von 6240 Euro im Jahr 2019 auf 7752 Euro im Jahr 2020 erhöht hat. Er hatte genau das regelmäßig gefordert. Der Bogensport-Club erhält demnach 4264 Euro, der SV Horst-Emscher 698 Euro und der BC Schwarz-Blau Horst-Emscher sowie der Schachverein Horst-Emscher jeweils 1395 Euro.
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