Horst. Trauerhalle in Horst-Süd ist marode, soll aber zunächst weiterbetrieben werden. Widerstand gegen eingeschränkte Öffnungszeiten von Polizeistelle.

Es war ein „Tag der Wahrheit“ für die Bezirksvertretung West, wie Bezirksbürgermeister Joachim Gill mit einer Portion Galgenhumor feststellte: Erst hatten die Verordneten zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Polizeidienststelle an der Essener Straße personell nicht wieder aufgestockt wird; und dann eröffnete ihnen ein Gelsendienste-Mitarbeiter, die Sanierung der maroden Trauerhalle auf dem Friedhof Horst-Süd sei wirtschaftlich nicht vertretbar.

Es war Jürgen Deutschmann, geschäftsführender Leiter des Schwerpunktdienstes der Polizei Gelsenkirchen, der die erste Hiobsbotschaft für die Politiker verkündete: Im Herbst 2019 konnten die vier Beamten vor Ort („einer davon dauerkrank“) nicht die Öffnungszeiten der Polizeidienststelle sicherstellen, die die damalige Polizeipräsidentin Anne Heselhaus im Mai 2018 versprochen hatte: In der Folge standen Bürger immer mal wieder zwischen 10 und 18 Uhr vor verschlossener Tür.

Synagoge in Gelsenkirchen wurde rund um die Uhr bewacht

Nach dem Anschlag auf Menschen jüdischen Glaubens in Halle seien Kräfte des Polizei-Präsenzdienstes in Horst dazu eingesetzt worden, die Synagoge in Gelsenkirchen rund um die Uhr zu bewachen, begründete Deutschmann die Entwicklung. So war die Dienststelle im Monat Dezember etwa – auch wegen der vielen Feiertage – nur an 14 Tagen besetzt. Im Jahresdurchschnitt sei dies jedoch an 19 von 21 Öffnungstagen der Fall gewesen.

Hoffnungen, dass sich die Personalsituation im neuen Jahr bessern werde, konnte Deutschmann den Bezirksverordneten nicht machen. „Wir stopfen nur noch Löcher. Und Bezirksbeamte können uns nicht unterstützen, die haben andere Aufgaben.“

Zahl der Polizisten: BV zeigt sich kämpferisch

Nach der ersten Fassungslosigkeit darüber, die einstige Zahl von zehn Polizisten in Horst auf absehbare Zeit nicht mehr erreichen zu können („Es hat mir die Sprache verschlagen, das trifft mich tief“, so SPD-Fraktionssprecher Udo Gerlach), gab sich CDU-Fraktionssprecher Franz-Josef Berghorn kämpferisch: „Das werden wir so nicht hinnehmen. Wir werden uns überparteilich Gedanken machen, wie wir uns engagieren!“

Wenig erfreut zeigten sich die Verordneten auch bei dem zweiten Sachstandsbericht der Verwaltung, den die SPD-Fraktion beantragt hatte: 1968 auf einer Grundfläche von 850 Quadratmeter mit 14 Aufbahrungsräumen errichtet und mehrfach erneuert, sei die Trauerhalle Horst-Süd in einem „sanierungsbedürftigen Zustand“, befand Gelsendienste-Bereichsleiter Heimo Stegner. Es gebe Schäden am Tragwerk und Bodenbelag, zudem seien Materialien mit „sicherheitsrelevantem“ Inhalt verwendet worden, sprich: Schadstoffen. „Der Betrieb ist dadurch aber nicht beeinträchtigt“, stellte er dennoch klar.

Geringe Auslastung der Trauerhalle

Trotzdem: Die Aufbahrungsräume seien nur zu zwei, die Trauerhalle nur zu acht Prozent ausgelastet. „Für einen Stadtteil wie Horst ist das Gebäude überdimensioniert“, meinte Stegner – und löste damit bei Berghorn (CDU) Irritation aus. „Es ist die ständige Erhöhung der Friedhofsgebühren, die Bürger dazu veranlasst, in Städte mit günstigeren Begräbnissen wie Bochum oder Gladbeck abzuwandern oder das Angebot des Grafen von Westerholt zu nutzen.“

Da wiederum hielt Dezernent Christopher Schmitt dagegen: Es sei nicht die Stadttochter Gelsendienste, die die Gebühren erhöhe, sondern der Rat; außerdem sei die Pflege der parkähnlichen Friedhöfe sehr aufwendig. Der Bevölkerungsrückgang und der Trend zu günstigeren Urnenbestattungen trügen ebenfalls zu einer geringen Auslastung bei. Am Ende gab Stegner Entwarnung: Eine Schließung der Trauerhalle sei nicht geplant. Es gebe mehrere Szenerarien. Eine kleinere Trauerhalle etwa böte eine bessere Auslastung und geringere Betriebskosten.