Erst der Lockdown, dann der Großbrand: Der Gelsenkirchener Schausteller Carsten Ritzenhofen bangt um seine Existenz.
Der Geruch von Verkohltem liegt noch in der Luft. Am Tag nach dem Großbrand im Gewerbegebiet Am Dördelmannshof steht der Gelsenkirchener Schausteller Carsten Ritzenhofen vor der Frage, wie es nun weitergeht. „Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht“, sagt der Schausteller. Seine beiden Wagen, mit denen er auf Jahr- und Weihnachtsmärkten neun Sorten gebrannte Mandeln feilbietet, sind am Sonntag, 15. November, gegen 21 Uhr in Rauch aufgegangen.
Brandexperten der Gelsenkirchener Polizei werden fündig: Defekt im Stromkabel
Montagnachmittag haben Brandexperten der Gelsenkirchener Polizei die Ursache des Feuers auf dem hinteren Teil des Firmengeländes gefunden. „Ein technischer Defekt an einer stromführenden Leitung war die Ursache“, teilte die Behörde mit. In den sozialen Netzwerken war zuvor wild spekuliert worden, manch einer sah einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise, dem Lockdown und dem Brand. Zuletzt hatte es in Gelsenkirchen-Buer einen Großbrand gegeben . Auslöser war Fahrlässigkeit.
Die beiden Wagen bilden die Existenzgrundlage des Schaustellers. Corona trifft ihn und andere Mitstreiter hart, ihr Geschäftsmodell fußt auf publikumsträchtigen Massenveranstaltungen wie Kirmes oder Weihnachtsmarkt. Der Boden dafür wurde Ritzenhofen nun entzogen. Selbst wenn der Lockdown bald ein Ende fände, er könnte die Umsatzeinbußen ohne sein Arbeitsgerät nicht wieder wettmachen.
Die Polizei bezifferte den Schaden auf 150.000 Euro. Ob die Versicherung einspringt, ist laut Ritzenhofen unklar. Nur so viel verrät er: „Alternativen habe ich keine“.
Stadt lagert den blau-weißen Kugelbaum im Gelsenkirchener Gewerbegebiet ein
Für das Stadtmarketing lagert der Gelsenkirchener nach eigenem Bekunden den blau-weißen Kugelbaum, der in der Innenstadt steht, ein. Die Stadt habe bei ihm Flächen gemietet. Seine Sattelzüge finden für die Kugeln Verwendung, aber dass er sich in Ermangelung von Märkten alternativ als Transportunternehmen betätigen könnte, dass „ist nicht drin“, wie der Familienvater sagt. „Wir sind nicht im Speditionsgeschäft.“
Wie Carsten Ritzenhofen die Zeit ohne Arbeit überbrückt, welche Corona-Hilfen er möglicherweise in Anspruch genommen hat und noch beantragen will, blieb offen.
Bei dem Brand am Sonntagabend um kurz nach 21 Uhr waren rund 60 Retter im Einsatz. Bei dem Unglück ist eine angrenzende Lagerhalle mit weiteren Holzhütten von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Löscharbeiten dauerten bis Mitternacht.
Einsatzkräfte löschen weitere, kleinere Brände in Gelsenkirchen
Zuvor hatte es am Sonntag zwei weitere, kleinere Bränden gegeben, wie die Polizei mitteilt. So gerieten am frühen Morgen zwischen 6.30 und 6.50 Uhr mehrere Holzlatten an einem leerstehenden Gebäude an der Andreasstraße in Bismarck in Brand. Wie sich diese entzündeten, ist noch unklar.
Kurz darauf mussten Feuerwehr und Polizei um 6.56 Uhr erneut ausrücken, weil Zeugen ein Feuer in Bulmke-Hüllen bemerkt hatten. Auf dem Hinterhof eines Mehrfamilienhauses am Walpurgishof brannten zwei Mülltonnen. Neben den Abfallbehältern wurden die Hausfassade sowie ein Regenabfallrohr beschädigt.
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