Gelsenkirchen-Buer. Die Bärenfamilie in Buer versteht sich als Zuhause für schwerst pflegebedürftige Kinder und Jugendliche. Ein Besuch in der neuen Einrichtung.

Warme Farben an den Wänden, Blumen, Bilder und jede Menge moderne Medizintechnik prägen die Welt der Bärenfamilie. Es ist ein Zuhause für schwerst pflegebedürftige Kinder und Jugendliche zwischen null und 18 Jahren.

Nach coronabedingten Verzögerungen nahm die Familie in dieser Woche das erste Kind auf, ein zweijähriges Mädchen, das bislang in der Essener Bärenfamilie lebte, deren Mama sie aber in Gelsenkirchen dank Ortsnähe einfacher besuchen kann. Das rund 20 Quadratmeter große Kinderzimmer ist schon liebevoll eingerichtet, auch mit Fotos der Familie. Das hat die Mutter der Kleinen übernommen, nennen wir sie Lilly.

Dass Eltern selbst sich so einbringen können, ist nicht bei allen Bewohnern der Bärenfamilie der Fall. Dann übernimmt das Team der Bärenfamilie mit ihren derzeit noch 14 Mitarbeiterinnen. Bis zu 50 sollen es werden, wenn alle 22 Plätze in der Einrichtung belegt sind.

Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Rundumversorgung

Beatmet werden müssen fast alle Kinder in der Bärenfamilie. Denise Schulz zeigt die Ausstattung.
Beatmet werden müssen fast alle Kinder in der Bärenfamilie. Denise Schulz zeigt die Ausstattung. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

In dieser Woche zieht noch ein weiteres Kind ein, wochenweise soll die Bärenfamilie dann weiter wachsen. Die in Essen und vielen anderen deutschen Städten bereits seit längerem ansässige Bärenfamilie führt Wartelisten, manche Kinder warten bis zu zwei Jahren in der Klinik auf einen Platz. Von daher fürchte man keine zu geringe Nachfrage, versichert Gina Fürhoff, Geschäftsführerin der Standorte Essen und Gelsenkirchen.

Der Träger, die Bärenfamilie GmbH ist ein privates Unternehmen, die Kosten für die Rundum-Versorgung der Kinder übernehmen die Krankenkassen und die Sozialämter. „In der Regel müssen Eltern nichts selbst zahlen, höchstens das Kindergeld kann eingezogen werden“, versichert die Heimleiterin Jana Hatzinikolaou.

Extra-Therapien dank Förderverein

Die Pflegekräfte arbeiten in drei Schichten, die pädagogische Begleitung in Früh- und Spätschicht präsent. Zusätzlich bekommen die Kinder Logopädische, ergotherapeutische und physiotherapeutische Unterstützung. Außerdem sind weitere Förderangebote wie Klang- und Hundetherapie, finanziert über den Förderverein „Bärenstark e.V.“, möglich.

Extreme Belastung für die Eltern

Fast alle Kinder in Bärenfamilien brauchen rund um die Uhr Betreuung und müssen beatmet werden, weshalb Familien damit häufig überfordert sind. Das gilt vor allem, wenn es Geschwister und kein eigenes Zimmer für das pflegebedürftige Kind gibt. Wer die Förderschule besuchen kann, wird von der Bärenfamilie aus dorthin gefahren, aber es kommen auch Pädagogen ins Haus bei Bedarf. Dabei betont Denise Schulz, dass die Einrichtung keine Einbahnstraße ist. „Es gehen auch Kinder zurück in die Familie. Wenn sie etwa aus dem Krankenhaus zu uns kommen und die Eltern sich auf die Pflege daheim noch vorbereiten. Wir unterstützen sie dabei, bereiten sie vor und schulen sie. Es ist auch möglich, ein Kind für eine Nacht quasi auf Urlaub mit nach Hause zu nehmen.“ Wobei in den allermeisten Fällen die Bärenfamilie das Zuhause bleibt.

Mehr Informationen zu der Einrichtung unter Telefon 0209 94 70 7000.