Duisburg. Die Stadt Duisburg bestätigt: In Marxloh und in Hochfeld gibt es vermehrt Corona-Fälle. Was die Stadt unternimmt, wie das Bild vor Ort ist.

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden in sozialen Netzwerken immer wieder Vorwürfe laut, besonders in Stadtteilen wie Marxloh und Hochfeld hielten sich Bewohner mit Migrationshintergrund häufiger nicht an die Infektionsschutzregeln. Seit Maskenpflicht auch auf den Straßen gilt, werden einzelne Nutzer nicht müde, von Beobachtungen auf Weseler Straße und Warbruckstraße zu berichten: Es würden sich große Gruppen aus rumänischen oder bulgarischen Communitys bilden, die keinen Abstand wahren, keine Maske tragen.

Bei zwei Rundgängen unserer Reporter über die Weseler Straße Ende Oktober trug geschätzt etwa die Hälfte der Passanten den Mund-Nasen-Schutz gar nicht oder falsch. Auf Nachfrage hat die Stadtverwaltung nun ein überdurchschnittliches Infektionsgeschehen in bestimmten Vierteln bestätigt. Wir sind der Frage nachgegangen, ob Corona eine soziale Pandemie ist, ob das Virus einen Migrationshintergrund hat.

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Gibt es höhere Fallzahlen in bestimmten Stadtteilen?

„Nachdem das Infektionsgeschehen lange Zeit diffus über das gesamte Stadtgebiet verteilt war, stellen wir nun erhöhte Zahlen im Duisburger Norden und in Hochfeld fest“, sagt Stadtsprecherin Anja Kopka. „Es ist allerdings nach wie vor so, dass leider so gut wie alle Stadtteile in Duisburg eine Inzidenz von deutlich über 100 aufweisen.“

Die Nationalität von positiv Getesteten werde aber nicht erfasst. Mit Hausbesuchen werde die Einhaltung der Quarantänepflicht überprüft.

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Unbestritten ist, dass das Virus eine soziale Komponente hat. „Menschen, die beengt leben und vielleicht weniger wissen über das Virus, stecken sich eher an“, erklärte der Virologe Prof. Ulf Dittmer von der Uniklinik Essen unserer Redaktion jüngst allgemein. Insofern seien „auch Städte mit sozial schwächeren Stadtteilen stärker gefährdet“. Integrationshelfer aus Duisburg haben unserer Redaktion berichtet, wie vor allem Armut und Sprachbarrieren das Infektionsrisiko erhöhen.

Im Juli war durch ein versehentlich vom Gesundheitsamt an Vereine, Gemeinden und Verbände verschicktes Schreiben bekannt geworden, dass sich im Frühsommer nach Glaubens- und Familienfeiern größere Infektionsketten in Hochfeld und Stadtteilen des Duisburger Nordens gebildet hatten.

Wo wird gegen die Maskenpflicht verstoßen?

Von Schwerpunkten bei Verstößen gegen die Maskenpflicht auf bestimmten Straßen könne derzeit jedoch keine Rede sein, betont die Duisburger Stadtverwaltung.

Auf allen Straßen, auf denen die Maskenpflicht gilt, würden Personen ohne Maske angetroffen beziehungsweise Personen, die die Maske nicht ordnungsgemäß tragen. „Der städtische Außendienst kann aber nicht überall gleichzeitig sein und deshalb liegen natürlich immer die Straßen im Fokus (und sind ,auffällig’), wo gerade kontrolliert wird“, sagt Stadtsprecherin Gabi Priem. Verstöße ahnde das Ordnungsamt konsequent.

Wie informiert die Stadt die Bürger über die geltenden Regeln?

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Alle coronarelevanten Inhalte der städtischen Kommunikation werden laut Presse- und Kommunikationsamt übersetzt: Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Rumänisch, Türkisch, Französisch, Russisch, Polnisch, Serbisch, Romanes, Kurdisch, Dari, Farsi, Niederländisch sind nach Angaben von Anja Kopka die besetzten Sprachen.

Das Kommunale Integrationszentrum verteile die Infos zudem über soziale Medien wie Facebook und Twitter, aber auch über Messenger-Dienste und E-Mail-Verteiler.

Multiplikatoren seien auch die Kontaktstellen von Migrantenorganisationen, die Interkulturellen Berater der Stadt, Projekte wie SOE (Südosteuropa) und EHAP (Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen), der Sprachmittler-Pool sowie die Arbeitskreise der Stadtteile Hochfeld, Marxloh und Rheinhausen.

Auf der Homepage der Stadt Duisburg sind die wichtigsten Fragen zu Corona in acht verschiedenen Sprachen abrufbar. Über die Facebook-Seite der Stadt werde ebenfalls aktuell informiert.

Woran liegt es, dass sich manche nicht an die Regeln halten?

Stadtsprecherin Anja Kopka sagt, dass es „bei aller nötigen und auch geleisteten Vermittlungsarbeit immer auch auf die Umsetzung jedes Einzelnen ankommt. Unserer Erfahrung nach ist es eher ein Akzeptanz- und Umsetzungsproblem, wenn Menschen – nicht nur auf migrantische Stadtteile bezogen – sich nicht an die Coronaregeln halten.“

Kopka appelliert: „Am Ende können wir dieser Pandemie nur begegnen, wenn die Menschen in Eigenverantwortung die bekannten Regeln umsetzen. Da kommt es auf jeden Einzelnen an.“

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Wie werden Verstöße kontrolliert?

Kontrollen finden, verbunden mit einer massiven Belastung der Ordnungsamtsmitarbeiter statt, auch im Duisburger Norden, so Kopka. Es seien zahlreiche Einzel-Sanktionen ausgesprochen worden. Außerdem seien, auch in Zusammenarbeit mit der Polizei, Veranstaltungen untersagt und auch aufgelöst worden, welche nach der Corona-Schutzverordnung nicht stattfinden durften. „Hier werden selbstverständlich anschließend Bußgeldverfahren eingeleitet“, betont die Stadtsprecherin.

Vor Ort in Marxloh: Unsere Beobachtungen

Wir sind in den letzten Wochen an zwei Tagen zu unterschiedlichen Zeiten gezielt über die Weseler Straße in Marxloh gegangen. Dort hatten unsere Reporter am Freitag, 30., und Samstag, 31. Oktober in den Mittagsstunden keine Mitarbeiter des Ordnungsamtes oder Polizeibeamte gesehen.

Auffällig war ihren Beobachtungen nach, dass sich auf der Straße die Zahl derer, die sich an die Maskenpflicht hielten, die Waage hielt mit jenen, die keinen wirksamen Mund-Nasen-Schutz trugen. Zu sehen waren entsprechend viele Passanten, die eine Maske unter dem Kinn hängen hatten und Geschäftsbetreiber, die ihre Verkaufsgespräche im Laden gänzlich ungeschützt führten.

Als Maskenverweigerer fielen überdurchschnittlich oft junge Männer auf, die häufig in Gruppen unterwegs waren. In den meisten Schaufenstern hingen allerdings Hinweisschilder, die mit Piktogrammen, auf Deutsch, Türkisch und Englisch die Maskenpflicht im Laden anmahnten.