Buer. . Propst Markus Pottbäcker erschloss 20 Besuchern die Kirche St. Urbanus mit ihren Chor-Fenstern, Heiligen-Figuren und christlichen Symbolen.
- Die WAZ öffnete ihren Lesern einmal mehr Pforten – diesmal ging es nachBuer in die Kirche St. Urbanus
- Propst Markus Pottbäcker erschloss 20 Besuchern das Gotteshaus und die christliche Symbolik
- Die Ursprünge der Kirche lassen sich bis 1019 zurückverfolgen. 1893 wurde der heutige Bau eingeweiht
Manche nutzen die Kirche St. Urbanus als Abkürzung über den Kirchplatz. Seiteneingang an der Hochstraße rein, links vom Chorraum wieder raus Richtung Rewe. Direttissima vorbei an Kirchenbänken, Heiligenfiguren, am ewig betenden Bruder Jordan in Bronze, an Kreuzweg und Kerzen. Vielleicht verbunden mit wenigen Momenten der Besinnung in einem besonderen innerstädtischen Ruheraum.
Sakristei, Tabernakel und Beichtkapelle
Viel mehr Zeit verbrachten Mittwoch rund 20 WAZ-Leser im Kirchenschiff. Propst Markus Pottbäcker, aktueller Seelsorger in einer langen Reihe seit dem 14. Jahrhundert namentlich bekannter Gemeinde-Geistlicher, öffnete ihnen für die WAZ die Pforten. Buchstäblich zu Gewandschränken, Sakristei, Tabernakel und Beichtkapelle, aber eben auch im übertragenen Sinne erschloss er seinen Zuhörern den monumentalen Kirchenraum mit seiner Fenstersymbolik, seiner Farbsprache und Zahlenmystik.
Es sind die Details, die sich oft erst mit Erklärungen erschließen in einer zunehmend säkularen Welt: Auf zwölf Stützen ruht der Altartisch. Sie stehen für die zwölf Apostel. St. Urbanus, der Namenspatron, wird mit Trauben abgebildet – auch weil der frühe Papst der Schutzpatron der Winzer ist. Anna, Marias Mutter, wird stets von einem Kind begleitet. Die Heilige Elisabeth trägt Rosen. Sie zeugen von der Legende um das Rosenwunder und ihrer Zuwendung zu den Armen. Die Figuren dokumentieren für Pottbäcker auch, was katholisches Glaubensverständnis ist. „Die Heiligen sind mitten unter uns. Wenn wir die Heilige Messe feiern, dann in Jesu Gegenwart. Und es bedeutet, dass wir uns in einer Kirche in einer Art Vorzimmer des Himmels befinden.“
Dieser Jesus steht in romanischer Tradition
Die Seitenfenster dieses Vorzimmers zeigen in St. Urbanus Himmelfahrtsszenen und den Auszug aus Ägypten. Das zentrale Chorfenster, ein Werk von Nikolaus Bette, widmet sich der Offenbarung des Johannes, eben Traumvisionen. Die Reiter der Apokalypse brausen als Skelette durch den Himmel, das Lamm Gottes vor dem Buch mit sieben Siegeln – auch sie erschloss der Probst den Besuchern. Und dann ist da noch das Kreuz, das über dem Altar hängt: Hans Dinnendahl hat es 1938 aus 21 Kilogramm Tafelsilber geschaffen, das Buerer Katholiken gespendet hatten. Dieser Jesus steht in romanischer Tradition. Aufrechten Hauptes hängt er dort. „Er ist der Herrscher. Dieser Christus leidet nicht. Er hat den Tod überwunden.“ In der NS-Zeit, so Pottbäcker, hat Dinnendahl für die Katholiken damit ein Zeichen gesetzt: „Das ist der König, das ist unser Führer.“
Im Mittelschiff steht zentral ein Podest. Unter Glas finden sich Elfenbeintäfelchen mit biblischen Themen, beide Teile eines alten Kästchens. Hier findet bei der Messe das Evangelium Platz. Ein Ort voller Symbolik. „Es zeigt, das Wort Gottes ist mitten unter uns.“
Die größte Kirche im Bistum
Es sind diese kleinen, einleuchtenden Erklärungen, die Pottbäcker mit leichter Hand und tiefer Überzeugung überbringt, die bei den Besuchern nachwirken wie sein Humor. Ob der Messwein immer noch so bitter oder sauer sei, will Franz Haschke wissen. „Das hat sich geändert als ich 2014 hierher kam. Da habe ich ihn probiert und fand, das kann man dem Heiland nicht zumuten. Der verwandelt zwar alles, aber das nicht.“ Eine Weinprobe bot schließlich Kelch-Alternativen: ein Tröpfchen von der Nahe . . .
Der stumpfe Turm ist längst zur Landmarke geworden
St. Urbanus ist die größte Kirche im Bistum. 68 Meter lang ist das Kirchenschiff, 33 Meter bis zum Dachfirst misst die neugotische Hallenkirche. Der Turm ist 51 Meter hoch, die 49 Meter hohe Turmhaube fiel 1945 unter Artilleriebeschuss und wurde nie ersetzt. Der stumpfe Turm ist längst zur Landmarke für Buer und für eine Kirche geworden, deren Ursprünge sich bis 1019 zurückverfolgen lassen. 1893 wurde der heutige Bau eingeweiht, errichtet auf dem Grund einer Vorgängerkirche. „So ein massiges, großes Ding“, findet Pottbäcker, haben die damals eigentlich nicht gebraucht.“ Es wurde dennoch in weniger als drei Jahren realisiert – auch weil St. Urbanus „für das Selbstbewusstsein der Bueraner stand“. Auch das hat die Zeiten überdauert.