Gelsenkirchen. Die geplante Demonstration der AfD wird nicht ohne Protest hingenommen. Zwei Gegenkundgebungen sind in der Gelsenkirchener City geplant.

Gegen die für Samstag, 7. November, geplante Demonstration der AfD Gelsenkirchen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen formiert sich breiter Widerstand. Das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung, die MLPD und AUF haben Gegenproteste angekündigt. Was es damit auf sich hat – und wie Protest in Zeiten von einem Inzidenz-Wert über 190 funktionieren soll.

Gelsenkirchen: Gegen die Demonstration der AfD formiert sich breiter Protest

Angemeldet wurde die AfD-Demo bereits am vergangenen Montag, 2. November, heißt es auf Nachfrage der WAZ bei der Gelsenkirchener Polizei. Geplant ist zunächst eine Kundgebung vor dem Hans-Sachs-Haus – die Teilnehmerzahl ist auf 70 begrenzt. Folgen soll dann ein Protestmarsch, zu dem 45 Menschen zugelassen sind. Die Route: über den Heinrich-König-Platz, Neumarkt, Bahnhofstraße bis zum Bahnhofsvorplatz. Alles unter Schutzauflagen – Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Einhalten des Mindestabstands – und unter den Augen von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst.

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„Wir werden mit ausreichend Kräften vor Ort sein“, so eine Polizeisprecherin. Auch, um zu gewährleisten, dass die Auflagen eingehalten werden. Wie viele Menschen tatsächlich am Samstag in die Gelsenkirchener Innenstadt kommen, dem Aufruf der AfD folgen werden, ist ungewiss. Es gibt Hinweise, dass auch die rechtsextreme Partei Die Rechte mit ihrem Hauptsitz in Dortmund in Gelsenkirchen erscheinen will, um die AfD zu unterstützen.

„AfD Gelsenkirchen solidarisiert sich mit Leugnern des Virus“

Markus Töns, Vorsitzender der Gelsenkirchener SPD und Mitglied des Bundestags: „Der Demonstrationsaufruf der AfD Gelsenkirchen ist unverantwortlich und selbstgefällig.“
Markus Töns, Vorsitzender der Gelsenkirchener SPD und Mitglied des Bundestags: „Der Demonstrationsaufruf der AfD Gelsenkirchen ist unverantwortlich und selbstgefällig.“ © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Der Demonstrationsaufruf der AfD Gelsenkirchen ist unverantwortlich und selbstgefällig. Wer angesichts von über 1000 aktuell Infizierten in unserer Stadt und einem Sieben-Tage-Wert der Neuinfektionen von zurzeit fast 200 zu einer solchen Demonstration aufruft, spielt mit der Gesundheit der Teilnehmer“, so Markus Töns, Vorsitzender der Gelsenkirchener SPD und Mitglied des Bundestags.

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„Man hätte auch eine andere Strecke nehmen können“, wendet Adrianna Gorczyk, Sprecherin des Aktionsbündnisses, ein. Eine, die nicht über die an Samstagen stark frequentierte Bahnhofstraße führt. Die Durchführung eines solchen Protestmarsches hält sie schlicht für „nicht verantwortungsbewusst“. Dass in einer Demokratie über die Einschränkungen und Maßnahmen diskutiert und verhandelt wird, sei zwar vollkommen zulässig und geboten. Aber: „Die AfD Gelsenkirchen solidarisiert sich mit den Leugnern und Verharmlosern des Virus wie ihrer Facebook-Seite zu entnehmen ist. Damit gefährdet sie nicht nur die Demokratie, sondern auch die Gesundheit von uns allen“, so Gorczyk weiter.

Protestkundgebungen finden in kleinerem Rahmen statt

Kundgebungen dauern bis zum Mittag

Die Protestkundgebung des Gelsenkirchener Aktionsbündnisses ist bis 12 Uhr angesetzt, die der MLPD bis 13 Uhr. Beide Veranstalter verweisen auf die Einhaltung der Maskenpflicht und dem gebotenen Mindestabstand von 1,5 Metern während der Demonstration.

„Es ist wichtig ein klares Zeichen für Solidarität, Wissenschaftlichkeit und gegen die AFD zu setzten“, schreibt das Aktionsbündnis auf seiner Facebook-Seite. Die MLPD schreibt in ihrer Pressemitteilung: „Wir rufen alle Gelsenkirchener und Gelsenkirchenerinnen dazu auf, den Coronaleugnern, der AfD und allen Faschisten morgen die rote Karte zu zeigen.“

„Wir sind empört darüber, wie die AfD hier durchaus berechtigte Kritiken an den Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie missbraucht, um die Leute vor ihren Karren zu spannen,“ sagt Christiane Link, Kreisvorsitzende der MLPD. „Auch ich habe Kritik an Maßnahmen der Bundesregierung“, äußert sich Jan Specht, Stadtverordneter von AUF Gelsenkirchen. „Aber ich lehne jede menschenverachtende Verharmlosung oder Leugnung der Gefährlichkeit von Covid-19 ab.“

Die Protestkundgebungen des Gelsenkirchener Aktionsbündnisses und von MLPD und AUF sind in kleinerem Rahmen angesetzt. Das Aktionsbündnis hat 30 Teilnehmer angemeldet, die MLPD 30 bis 40 Personen. Beide Veranstaltungen finden an einem fixen Ort, ebenfalls unter den gebotenen Schutzmaßnahmen wie Abstand und Mund-Nasen-Schutz, statt: die des Aktionsbündnisses am Rosa-Böhmer-Platz an der Vattmannstraße, die der MLPD am Eingang zum Heinrich-König-Platz an der Ecke Ebert- und Hauptstraße. Sie beginnen jeweils um 10.30 Uhr.