Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Altenheime warten auf Schnelltests. Aber ob die Massentestung von Besuchern und Bewohnern geleistet werden kann, ist nicht klar.

Um die Sicherheit in den Altenheimen zu erhöhen, und Besuche auch bei weiter steigenden Corona-Infektionszahlen zu gewährleisten, sollen in den Gelsenkirchener Einrichtungen in der kommenden Woche (ab 9. November) erste Schnelltests zum Einsatz kommen.

Die Stadt erwartet, dass dann spätestens erste Antigen-Schnelltests für die vier städtischen Seniorenhäuser (Haunerfeldstraße, Schmidtmannstraße, Fürstinnenstraße, Schonnebecker Straße) verfügbar sein werden. Auch in den anderen Pflegeheimen in Gelsenkirchen schreibt man derzeit Testkonzepte und wartet auf Testkits, die nach einer Verordnung des Landes vom 19. Oktober flächendeckend bei Besuchern, Bewohnern und Personal angewendet werden sollen. Wer wie oft und wann getestet wird, können die Heime individuell festlegen – sofern ihre Konzepte von den Gesundheitsämtern abgesegnet werden.

Schnelltests: Pflegeheime sprechen von großen Herausforderungen

Die Altenheime in Gelsenkirchen sind zwar froh über die weitere Schutzmöglichkeit, sehen in der praktischen Umsetzung allerdings große Herausforderungen – denn es braucht examiniertes Personal, um die umfangreiche Testung durchzuführen. „Dabei ist das Personal wegen der zusätzlichen Hygiene-Auflagen und Dokumentation bereits jetzt sehr stark belastet“, sagt Achim Schwarz, Leiter des Awo-Seniorenzentrums Schalke.

Bei Schwarz’ Bezirksverband rechnet man vor, was die massenweise Testung genau bedeuten würde. Für ein typisches Awo-Heim im Bezirk westliches Westfalen mit etwa 80 Bewohnern wären laut Sprecherin Katrin Mormann 1900 Tests pro Monat nötig. „Das wären monatlich 633 Arbeitsstunden, was ungefähr vier Vollzeitkräften entspricht“, sagt sie. „Im Personalbestand sind diese nicht vorhanden, die Arbeitsmarktsituation ist bekanntermaßen sehr angespannt.“ Für das Awo-Heim in Schalke ließen sich diese Zahlen sogar noch verdoppeln – dort sind über 160 Bewohner untergebracht.

Teilzeitkräfte müssen aufstocken, um Testung zu leisten

Im Amalie-Sieveking-Haus des Evangelischen Johanneswerks in Altstadt sollen Bewohner etwa zweimal im Monat, Mitarbeiter einmal im Monat einen Schnelltest erhalten. „Zusätzlich zu anlassbezogenen PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden müssen“, sagt Einrichtungsleiter Olaf Horn. „Dazu werden wir jeden Besucher testen, wenn er oder sie ins Heim kommt.“ Elf der 85 Mitarbeiter sollen dort für die 15-Minuten-Tests geschult werden. Einen möglichen Personalengpass will Horn durch Aufstockung der Arbeitszeiten bei Teilzeitkräften auffangen – Neuanstellungen seien schwer möglich.


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Während auch Pflegeverbände aktuell stark betonen, dass die massenweise Testung ohne zusätzliches Personal in einem allerdings völlig leer gefegten Arbeitsmarkt kaum umzusetzen ist, sieht man die Schnelltests mit Blick auf das Personal bei den drei Gelsenkirchener Häusern der Caritas aber auch als Chance.

Quarantäne-Zeiten durch Schnelltests verkürzen

„Es ist richtig, dass wir überhaupt nicht die Kapazitäten haben, um alle regelmäßig zu testen“, sagt Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs. Gleichzeitig jedoch könne man durch die Schnelltestung Quarantäne-Zeiten von Pflegekräften mit Corona-Verdacht deutlich verkürzen und somit dafür sorgen, dass weniger Fachkräfte ausfallen. „Man hat schneller eine Sicherheit“, sagt Spannenkrebs. „Die Mitarbeitenden müssen nicht mehr auf die Laborergebnisse warten. Das bedeutet natürlich auch eine Entlastung für uns.“

Ob die Schnelltests am Ende mehr als Chance denn als Barriere wahrgenommen werden, hängt auch von den weiteren Aushandlungen mit Politik und den Kostenträgern ab. Denn die Kostenfrage für die Tests, Schulungen und zusätzliches Personal ist noch nicht final geklärt. Erstattet werden nach aktuellem Stand sieben Euro je Test – allerdings würden schon jetzt die Preise für die Tests in die Höhe steigen, heißt es etwa von der Awo.