Gelsenkirchen. Ein stadtbekannter Gelsenkirchener stößt die Debatte über eine autofreie Innenstadt nach Wiener Vorbild an. Wie so ein Konzept aussehen könnte.

Sie sei auf die „eine oder andere Idee“ aus der Bevölkerung angewiesen, sagte Gelsenkirchens neue Oberbürgermeisterin Karin Welge in einer Videobotschaft an ihrem ersten Tag im Amt. Bernd Matzkowski – Kabarettist, langjähriger Kommunalpolitiker, Ex-Mitglied der Grünen und pensionierter Lehrer – hat offenbar nur auf solche Worte als Startschuss gewartet, um seine Idee auf die neue Verwaltungschefin loszulassen: In einem Antrag fordert der 68-Jährige, die Innenstadt für den privaten Autoverkehr zu sperren.

Dass die gesamte innerstädtische Verkehrsführung auf den Autoverkehr ausgerichtet ist, sei nicht mehr zeitgemäß, finden Matzkowski und sein Künstler-Kollege Heinz Niski. Nach dem Vorbild von Städten wie Wien soll Gelsenkirchen ihrem Antrag nach deshalb mit der autofreien City eine Vorreiter-Rolle im Ruhrgebiet einnehmen. Die Trennlinie für den Absperrungsbereich würde entlang der Florastraße, der Ringstraße, der Husemannstraße und Overwegstraße verlaufen.

Per Shuttle-Verkehr kostenlos in die Gelsenkirchener Innenstadt

Ausgenommen werden von der Sperrung sollen lediglich Anlieferungen zu bestimmten Zeiten, Krankenfahrten, der Linienverkehr, die Zufahrt für Anlieger und Einsatzfahrzeuge. Geprüft werden soll dann auch die Einrichtung eines kostenlosen Shuttleverkehrs Richtung autofreier Innenstadtzone, damit jeder auch zügig in die Innenstadt gelangt.

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Bernd Matzkowski findet, der Stau, das Gedränge, die Behinderung von Fußgängern und Radfahrern habe längst ein unerträgliches Maß erreicht. „Dem kann nur durch ein konsequentes Einfahrverbot in diesen Bereich entgegengewirkt werden“, schreibt er in seinem Antrag. So würde man in seinen Augen nicht nur die Attraktivität in der Innenstadt steigern, sondern auch die Umweltverschmutzung verringern, die alleine durch die ganze Parkplatz-Sucherei entstehe.

Besseres Image durch mehr Aufenthaltsqualität in Gelsenkirchen?

Um die City zusätzlich attraktiver zu machen, ließen sich bisherige Parkplätze begrünen, als Spielflächen gestalten oder für Kunstaktionen freigeben, so Matzkowskis Idee. Als die „Innenstadt mit Aufenthaltsqualität“ könne Gelsenkirchen sich so offensiv vermarkten – und damit gleichzeitig sein Image-Problem lösen.

„Wir wollen mit dem Antrag, eine Debatte in der Stadt anstoßen“, begründet Matzkowski sein Anliegen. „Klar ist, dass man sowas nicht einfach entscheiden kann – man müsste alle Leute mitnehmen und die Sorgen für Anlieferer, für Berufstätige lösen.“ Klar für ihn aber ist: Kleinteiligere Ansätze, wie breitere Fahrradspuren auf der Bismarckstraße, sind nur Scheinlösungen, die den Vorrang des Autoverkehrs nicht wirklich aufheben. Deshalb müsse endlich größer gedacht werden.