Gelsenkirchen. Immer mehr Menschen wollen ihr eigenes Haus – auch in Gelsenkirchen ist Platz zum Bauen begehrt. Wir sagen, wo noch etwas geht.
Die Corona-Krise hat sämtliche Lebensbereiche erfasst – und hat oft auch Auswirkungen dort, wo man sie zunächst nicht vermutet. Weil im Frühjahr viele Menschen gezwungen waren, viel Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, hätten sie sich Gedanken um ihre Wohnsituation gemacht – und seien oft zu dem Schluss gekommen, dass eine Veränderung nötig sei, weiß Frank Purrnhagen. Er ist Geschäftsführer der Volksbank-Immobilien – und er hat in diesen Tagen viel zu tun. Die Nachfrage nach Baugrundstücken und Immobilien sei enorm angestiegen, sagt er.
Beim Thema Neubaugebiete würden wohl den meisten Gelsenkirchenern sofort die aktuellen „Sahnestücke“ auf dem Immobilienmarkt einfallen: Das Waldquartier Buer/Resse, auch „Buerscher Waldbogen“ genannt und das neue Stadtquartier Graf Bismarck. Die beiden Gebiete stehen sinnbildlich für das Problem, das Gelsenkirchen in Sachen Baugrundstücke hat: Es ist fast kein Platz mehr da, um Häuser auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“ zu errichten.
Nicht nur Menschen aus Gelsenkirchen interessieren sich für die Grundstücke
Auch interessant
„Wenn man etwas Neues bauen will, muss man etwas Altes abreißen“, fasst es Jürgen Bode, Geschäftsführer der Baugesellschaft IB Bau, lakonisch zusammen. Das Stadtteilquartier Graf Bismarck entstand auf dem Gelände der gleichnamigen, ehemaligen Zeche, der Buersche Waldbogen steht da, wo früher die Kinderklinik ihren Standort hatte.
Gerade für Grundstücke und Immobilien in diesen beiden Gebieten sei die Nachfrage sehr groß, bestätigen alle Experten. Woran liegt das?
„Die Preise für Baugrundstücke liegen in Gelsenkirchen noch immer deutlich unter dem, was man in anderen Städten bezahlen muss“, sagt Frank Purrnhagen. Er beobachtet, dass die Anfragen für Grundstücke und Häuser längst nicht mehr nur aus Gelsenkirchen selbst kommen – zum Teil sind es Menschen mit Essener, Düsseldorfer oder sogar Münchener Vorwahlen, die bei ihm anrufen.
SEG-Chefin Helga Sander: Darum ist diese Entwicklung gut für Gelsenkirchen
„Etwa 30 bis 40 Prozent der Interessenten kommen von auswärts“, sagt Helga Sander, Geschäftsführerin der Gelsenkirchener Stadterneuerungsgesellschaft (SEG). Sie hat die Entwicklung des Buerschen Waldbogens von Anfang an begleitet. „Der Run auf die Einzelgrundstücke war riesig“, sagt sie. Sie begrüßt diese Entwicklung: „Für die Stadt ist das gut: Auf diese Weise gewinnt Gelsenkirchen jüngere, zahlungskräftige Bürger hinzu.“
Wer am Buerschen Waldbogen wohnen möchte, hat nach Aussage von Helga Sander wohl nur noch die Möglichkeit, eine Wohnung zu mieten. Auf zwei Parzellen entstehen demnächst 60 Wohneinheiten, Baustart ist voraussichtlich 2021.
Überblick: Auf diesen Gebieten wird jetzt schon oder demnächst gebaut
Doch es gibt noch einige Gebiete in der Stadt, auf denen eine Bebauung bereits begonnen hat oder demnächst startet. Hier ein kleiner Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Beckhausen, Albert-Schweitzer-Straße: Hier gibt hat die Firma IB Bau bereits 86 Einfamilienhäuser errichtet, demnächst sollen noch etwa 18 dazukommen. Infos: 02553 97070
Resser Mark, Im Emscherbruch: Hier entstehen auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Ida ebenfalls Einfamilienhäuser. Infos: 02553 97070
Hassel, Am Stadtteilpark: Auf einer fünf Hektar großen Fläche auf der ehemaligen Kohlenlagerfläche der Kokerei entsteht ein Wohngebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Infos: 0209 1693815
Erle, Görtzhof: Hier werden alte, laut Angaben der Stadt Gelsenkirchen nicht mehr nutzbare Immobilien abgerissen und durch neue ersetzt. Auch hier setzt die Stadt bei ihrer Planung auf einen Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern. Infos: 0209 1694530
Buer, Am Goldberg: Noch stehen dort die Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts Buer, sie sollen demnächst abgerissen werden. In einem ersten Schritt sollen sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt etwa 100 Wohnungen entstehen. Die Arbeiten sollen schon in den kommenden Monaten beginnen. Infos: 0209 1694332
Buer, Horster Straße: Auch auf dem ehemaligen Standort von Gelsennet/Stadtwerke an der Horster Straße zwischen Buer-Mitte und Beckhausen entsteht ein neues Wohnquartier. Zur Horster Straße hin sollen Mehrfamilienhäuser gebaut werden, im innenliegenden Bereich Einfamilien- und Doppelhäuser. Infos: 0209 1694530
Scholven, ehemalige Kirche St. Josef: Auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Josef an der Buddestraße ist ein öffentlich geförderter Wohnungsbau vorgesehen. Der Bebauungsplan muss allerdings noch mehrere Stationen durchlaufen, unter anderem eine Bürgeranhörung. Info: 0209 1694530
Ückendorf, Wohngebiet südlich der Almastraße: An der Almastraße ist eine Ergänzung der bestehenden Wohnbebauung geplant. In dem Baugebiet sollen rund 130 Wohneinheiten entstehen, wohl Reihenhäuser, Doppelhäuser als auch freistehende Einfamilienhäuser. Infos: 0209 1694066
Bulmke-Hüllen, Schalker Verein: Auf einer Wohnbaufläche in Bulmke-Hüllen zwischen Hohenzollern-, Richard und Kesselstraße ist eine Bebauung mit kleineren Reihenhauszeilen und Doppelhaushälften vorgesehen. Infos: 0209 1694066
Altstadt/Feldmark, Am Stadtgarten: Mit der Verlagerung eines Speditionsbetriebes und dem Rückbau von Bahngleisen wird eine große Fläche in Nähe der Gelsenkirchener City frei. Dort sollen etwa 300 Wohneinheiten entstehen. Infos: 0209 4066
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook