Gelsenkirchen. Die Wahlnachlese: Wo SPD und CDU, Grüne und AfD punkten konnten – und wie sie sich Optionen für die OB-Wahl und Kooperationen offen halten.

Auch wenn die Sozialdemokraten in Gelsenkirchen 15,1 Prozentpunkte verloren und nur noch auf ein Stimmergebnis von 35,1 Prozent kamen, ist die Stadtsilhouette fast einheitlich rot gezeichnet – zumindest auf der Übersicht der Stadt Gelsenkirchen, auf der geografisch die Gewinner der Kommunalwahlbezirke dargestellt werden. Zwei schwarze Flecken gibt es 2020 jedoch: Buer-Ost und Altstadt. Dort setzen sich die CDU-Direktkandidaten Nils-P. Dobratz (34 Prozent) und Klaus Hermandung durch. Die Sozialdemokratinnen Hannah Trulsen und Isabell Lowitzki hatten jeweils das Nachsehen.

Zwei CDU-Direktmandate

Hassel-Nord, Resser Mark, Erle-Mitte und West, Horst-Nord, Heßler, Feldmark, Rotthausen-West und Schalke-Ost bleiben Hochburgen der Sozialdemokraten, wenn auch ordentlich geschliffene: Die 40-Prozent-Marke ist hier in der Regel (nur noch) das Maß aller Dinge. Das höchste Einzelergebnis fuhr Direktkandidat Olaf Bier in Resser Mark ein: 42 Prozent. Die CDU punktete in Scholven, Resse, Buer-Ost und Süd, Altstadt und Ückendorf-Süd mit Werten über 25,3 Prozent.

Welche Perspektiven die Wahl-Ergebnisse eröffnen, welche Allianzen möglich sind, vor allem aber, ob es Empfehlungen für die OB-Stichwahl am 27. September geben wird – noch ist alles offen. Im Rennen sind bekanntlich SPD-Kandidatin Karin Welge (40,4 Prozent) und CDU-Mann Malte Stuckmann (25,1 Prozent). Beide kündigten bereits am Wahlabend an: „Der Wahlkampf geht weiter“.

In Gelsenkirchen geht der Wahlkampf weiter

Wie ein Grüngürtel zieht sich die Parteifarbe auf dem Stadtplan durch Buer und Resse, besonders erfolgreich waren die Grünen aber auch in der Altstadt, in Ückendorf-Nord und Neustadt. Einen Spitzenwert fuhr hier mit 19,3 Prozent ihr OB-Kandidat David Fischer ein.

Die AfD-Hochburgen mit Werten über 14,7 Prozent liegen in Scholven, Erle-Süd (19,3 Prozent), Bismarck, Schalke, Bulmke und Hüllen. Bei der FDP konnt OB-Kandidatin Susanne Cichos vor allem in Buer-Süd punkten. Sie kam hier auf 8,8 Prozent, der liberale Spitzenwert.

Töns: Wir sind weiterhin die stärkste politische Kraft

Auch interessant

„Wir sind in Gelsenkirchen weiterhin die stärkste politische Kraft, wir haben in allen Bezirksvertretungen eine Mehrheit errungen und Karin Welge hat sich im ersten Wahlgang bereits mehr als deutlich von den Mitbewerbern abgesetzt. Für den Stichwahlkampf werden wir jetzt alle Kräfte noch einmal bündeln.“ Die gesamte Partei werde geschlossen im Einsatz sein, um Karin Welge zu unterstützen“, kündigt Markus Töns,Vorsitzender der SPD Gelsenkirchen. an. Die Zuspitzung auf zwei Personen ermögliche sicherlich auch die inhaltliche Auseinandersetzung im direkten Vergleich“, glaubt Töns. Er ist überzeugt, dass Welge mit Kompetenz und Erfahrung punkten werde, auch wegen ihrer Jahre als Sozialdezernentin, Kämmerin, Stadtdirektorin und Krisenmanagerin. Ob die SPD für diese Sicht Unterstützung bekommt oder ob Stuckmann mit Empfehlungen zu rechnen hat, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden.

Die Grünen werden bei ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstag über mögliche Festlegungen beraten. Fraktionschef Peter Tertocha möchte „da nicht vorpreschen“ und die Entscheidung „ergebnisoffen angehen“.

FDP: Erst gezittert, dann gefeiert

Sonntag haben wir erst gezittert, dann das für uns gute Ergebnis gefeiert. Am Montag haben wir dann vom Wahlkampf abgeschaltet“, sagt Christoph Klug, der für die FDP in den Rat einziehen wird. Kurzum: Über mögliche Allianzen haben die Liberalen noch nicht nachgedacht.

Die SPD, so der noch amtierende Fraktionsvorsitzende Klaus Haertel, werde mit allen demokratischen Parteien das Gespräch suchen und „gucken, wo die größten Schnittmengen sind. Doch es muss klar sein, dass sie nicht zusammen mit der AfD mit wechselnden Mehrheiten arbeiten werden.“ Auch Töns erklärt: „Wir werden in Ruhe verhandeln und reden müssen.“ Doch Sondierungsgespräche wird es zumindest in nächster Zeit nicht geben. „Wir sind noch im Wahlkampf.“

Ob die AfD sich positionieren wird, lässt der Vorsitzende Jörg Schneider offen. „Wir diskutieren das gerade intern. Ich denke, dass wir Mittwoch dazu eine klare Meinung haben werden.“