Gelsenkirchen. Im Musiktheater gibt Gudrun Schade facettenreich die Göre und die Diva. Die Revue „Marlene und die Dietrich“ zeigt Leben und Welt der Künstlerin.

90 Lebensjahre in nur 90 Minuten: Schauspielerin und Sängerin Gudrun Schade fächerte in einer unterhaltsamen, stimmigen und berührenden Mischung aus biografischer Erzählung und musikalischer Revue das Leben der Legende Marlene Dietrich (1901-1992) auf. Die kurzweilige Show „Marlene und die Dietrich“ warf Schlaglichter auf Karriere und Kosmos einer außergewöhnlichen Frau und Künstlerin, folgte dem Weg von der frechen Berliner Göre hin zur Glamour-Ikone und feierte am Sonntagabend Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier.

Der intime Rahmen passte zum atmosphärisch dichten Soloabend. Weite Marlenehose, weißes Hemd, Krawatte, blonde Locken, später noch Sonnenbrille und Pelz-Stola, und ein frisch-frecher Ton. So steht sie da, die Berliner Göre und singt „Das war in Schöneberg im Monat Mai …“ Gudrun Schade eröffnete den Reigen bekannter Dietrich-Lieder, Evergreens, die sich dann wie eine Perlenkette aneinanderreihten. Sie war „Die fesche Lola“ und die „Lilli Marleen“, war „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und flehte „Bitte geh nicht fort“. Die Dortmunderin Gudrun Schade schlüpfte mal in die Rolle einer sachlichen, unaufgeregten Erzählerin, mal singend in die der Dietrich.

Immer wieder Sehnsucht kennzeichnete das Leben der Diva „Marlene und die Dietrich“ im Musiktheater in Gelsenkirchen.
Immer wieder Sehnsucht kennzeichnete das Leben der Diva „Marlene und die Dietrich“ im Musiktheater in Gelsenkirchen. © MiR | Foto: Meike Willner

Vom Kiez-Mädchen zur Filmgöttin

Mit ihrer warmen, klaren Mezzosopran-Stimmlage kam sie dem Ton der Dietrich durchaus nahe, wenn auch mit weniger Rauch im Timbre. Das Publikum erlebte mit, wie aus dem ungeschliffenen Mädchen vom Kurfürstendamm die weltweit gefeierte Filmgöttin und Stil-Ikone erwuchs, wie die Dietrich die berühmtesten Männer reihenweise um den Verstand brachte, wie sie früh ihre Rolle als Ehefrau und Mutter für die Publicity nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs gilt die in die USA ausgewanderte Dietrich als Verräterin, Amerika feiert sie als Kriegsheldin.

Der größte Feind für die Diva wird schließlich die Zeit, das Alter. Gudrun Schade gab den von Alkohol und Stürzen gezeichneten Star am Ende der Bühnenkarriere authentisch mit gebrochener, wackeliger Stimme und fahrigen Bewegungen, vernichtende Kritiken in der Hand. Völlig zurückgezogen lebte Marlene Dietrich schließlich in Paris, wurde zur Hüterin der eigenen Legende. Nach ihrem Tod findet die Dietrich in Berlin neben ihrer Mutter ihre letzte Ruhestätte.

Dank für den Auftritt nach der Corona-Pause

Auch wenn die musikalische Hommage Anfang des Jahres in der Stadthalle Waltrop Uraufführung feierte, so entstand die Produktion doch weitgehend am Gelsenkirchener Musiktheater. Regisseur Carsten Kirchmeier studierte Werk und Vita intensiv, schrieb das Buch zum Stück und führte auch die Regie. Kongenial und aufmerksam begleitete Matthias Stötzel den Abend am Klavier. Gudrun Schade ist am Opernhaus keine Unbekannte, sie stand hier unter anderem in der Operette „Die lustige Witwe“ auf der Bühne.

Termine und Info

Noch an drei Abenden werden „Marlene und die Dietrich“ im Musiktheater zu erleben sein. In diesem Jahr noch einmal am 20. September um 18 Uhr, danach am 26. Februar und 14. März.

Kartenvorbestellung und weitere Infos unter 0209 4097200.

Für den Beifall bedankten sich die beiden Künstler mit dem bekannten Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind …“ und Gudrun Schade auch dafür, nach so langer Corona-Pause endlich wieder die Chance bekommen zu haben, auf der Bühne zu stehen.