Gelsenkirchen-Horst. Bürgerpreis im Bezirk West geht an Initiator der “Weihnachtswelt“. Gill würdigt 69-Jährigen wegen seines Einsatzes für die Mitbürger.

Den Horstern das Leben zu versüßen, früher sogar buchstäblich: Darin ist Adriano Gobbo (69) Experte. Jahrzehntelang servierte er Generationen in seinem Café Dolomiti an der Essener Straße Eis-Kreationen zum Dahinschmelzen. Und heute? Entführt er im Advent Groß und Klein in seine "Weihnachtswelt". Kurz: "Er mischt sich ein, wenn es darum geht, dass es den Menschen besser gehen soll", würdigte ihn Bezirksbürgermeister Joachim Gill - und zeichnete ihn jetzt mit dem Bürgerpreis "Horster Löwe" aus.

Für Stammgäste der Preisverleihung war es ein ungewohnter Anblick im Sitzungszimmer von Schloss Horst: Nur eine Handvoll Gäste verfolgte wegen der Corona-Pandemie die Laudation auf "unseren Horster Italiener", wie Gill ihn wohlwollend nannte. Wie "vollkommen integriert" Gobbo sei, spiegele sich in seinem Engagement für den Stadtteil und dessen Menschen wider, lobte er.

"Was Du zu sagen hast, ist immer interessant und des Nachdenkens darüber wert. Du forderst oftmals, dass sich die Menschen in Horst stärker für ihren Ortsteil engagieren, dass wir für ein lebenswertes Horst an einem Strick ziehen sollen", betonte Gill und mahnte: "Wir brauchen viel mehr Adrianos, die manchem mitunter auch auf den Geist gehen."

Wie mehrfach berichtet, lockt der 69-Jährige seit Jahren Scharen von Weihnachtswelt-Touristen in seinen Hinterhof an der Essener Straße 94. Dort inszeniert er immer wieder neue illuminierte Figuren - von Nikoläusen über Engel bis hin zu Rentieren und Schlitten, die besonders für Kinder eine Attraktion darstellen.

"Er verlangt keinen Eintritt. Nein, er beschenkt und bewirtet seine Gäste auch noch auf eigene Kosten. Deren Lachen und die Freude der Kinder sind ihm Lohn genug", unterstrich Gill und dankte "für deinen großen lobenswerten Einsatz im Dienste der Mitbürger."

Der derartig Gelobte nahm die von der Firma Randolf Rimböck wieder kostenlos gefertigte Löwenskulptur mit strahlenden Augen entgegen. So gerührt war er, dass ihm die Stimme versagte. "Das ist eine wunderschöne Überraschung", erklärte er und versprach, für den Preis einen gut sichtbaren Platz in der Wohnung auszuwählen.

Besonders freute er sich über das Lob vor dem Hintergrund, "dass viele über mich und meine Weihnachtswelt den Kopf schütteln; sie können nicht verstehen, warum ich das mache, warum ich so viel Zeit und Geld in die Schau investiere." Auch seine "bessere Hälfte" Martina Polnik "verdreht oft leicht ihre Augen", wie Gill zu berichten wusste. Schließlich sei sie die erste, die mit Gobbos Ärger konfrontiert werde, wenn dieser sich mit seinem "italienischen Temperament" lautstark über Probleme beschwere.

Wie berichtet, hatte Gobbo seine Weihnachtswelt nach dem Willen der Stadt 2018 aus Sicherheitsgründen und wegen einer fehlenden Baugenehmigung für besondere Aufbauten nicht öffnen dürfen. Mit Hilfe von Fachleuten gelang es ihm aber 2019, grünes Licht für seine "Außenstelle des Nordpols" zu erhalten.

Für 2020 plant der in der Nähe von Venedig geborene 69-Jährige, den es 1970 nach Osnabrück und 1973 nach Gelsenkirchen verschlug, eine Sensation auf Schienen: "Ich arbeite an einem Zug mit 30 Waggons und setze alles daran, ihn rechtzeitig fertigstellen zu können." Dass ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist ihm bewusst. "Dann müssen wir alles aufs nächste Jahr verschieben. Zum Glück kommt Weihnachten ja jedes Jahr wieder!"

>> Jury entschied sich einstimmig für Preisträger

Bei dem "Horster Löwen" handelt es sich um eine rund 20 Zentimeter große, matt gebürstete Löwen-Skulptur aus Stahl. Die Figur erinnert an den roten Horster Löwen im Gelsenkirchener Stadtwappen, der bereits das Familienwappen der Herren von der Horst schmückte.

Die Jury entschied sich einstimmig für Adriano Gobbo als Preisträger. Sie besteht aus Bezirksbürgermeister Joachim Gill, seiner Stellvertreterin Elisabeth Jansen, Michael Lange (Präsident der Schloss-Narren) sowie Bernd Strickling, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Horst.