Gelsenkirchen. Die Clan-Kriminalität ist in Gelsenkirchen ein großes Thema, mehr als in anderen Städten in NRW. Hier sind die aktuellen Zahlen.
Bei der Bekämpfung der Clan-Kriminalität im Ruhrgebiet spielt auch Gelsenkirchen eine wesentliche Rolle. Neben Essen und dem Kreis Recklinghausen wird die Stadt nach dem jüngsten Lagebild des Landeskriminalamtes weiterhin auf Platz drei der am stärksten belasteten Kommunen geführt.
Gelsenkirchen steht mit 465 Straftaten und 289 Verdächtigen für das Jahr 2019 damit sogar vor den bevölkerungsmäßig wesentlichen größeren Nachbarstädten Dortmund (343/202) und Duisburg (323/202). Bezogen auf die Kategorien Straftaten und Verdächtige bedeuten die aktuellen Zahlen im Vergleich zu 2018 eine Steigerung von 7,5 respektive 7,6 Prozent. Spitzenreiter bleibt Essen mit 852 Straftaten und 595 Verdächtigen (+14,0 / +15,7 Prozent).
In diesem Alter sind die Tatverdächtigen in Gelsenkirchen
„Das Durchschnittsalter der Gelsenkirchener Tatverdächtigen betrug 29,1 Jahre“, sagte Christopher Grauwinkel, Pressesprecher der Gelsenkirchener Polizeibehörde. Aufgeteilt nach Altersgruppen sind es zumeist Erwachsene (78,4 Prozent), die in Gelsenkirchen in den Blick der Polizei gerieten, der Anteil Heranwachsender beträgt lediglich 6,6 Prozent, der Anteil Jugendlicher ist mit 13,1 Prozent allerdings rund doppelt so groß.
Unter den Tatverdächtigen sind auch eine Reihe Mehrfachtäter, denen mindestens fünf Straftaten zur Last gelegt wurden. Im Zeitraum von 2016 bis 2018 kam Gelsenkirchen als zuständige Behörde in der Statistik des LKA auf 43 solcher Mehrfachtäter, aktuell sind es laut Lagebild 20.
Die meisten Verdächtigen haben einen deutschen Pass
Korrespondierend zu den Erkenntnissen auf NRW-Ebene, besitzen auch in Gelsenkirchen die meisten Gelsenkirchener Tatverdächtigen die deutsche Staatsangehörigkeit, nämlich 62,3 Prozent. Landesweit sind es 51,1 Prozent. Die libanesische Staatsangehörigkeit besaßen 15,6 Prozent der hiesigen Verdächtigen, in NRW sind es 16,9 Prozent. Personen mit türkischem Pass (7,6 Prozent) und syrischem Pass (3,5) ergänzen das Bild vor Ort – bei 10,4 Prozent der Verdächtigen in Gelsenkirchen blieb die Staatsangehörigkeit jedoch ungeklärt.
„In Gelsenkirchen gibt es eine andere Rangfolge von Kriminalitätsfeldern“, erklärte Grauwinkel mit Blick auf die LKA-Statistik. Auf Landesebene dominieren Rohheits-, Betrugs- und Eigentumsdelikte, gefolgt von Verkehrsstraftaten, Antrags- (Leistungsmissbrauch etc.) und Rauschgiftdelikten. In Gelsenkirchen sieht die Reihenfolge im Jahr 2019 so aus (Anzahl der Fälle und jeweiliger Anteil in Klammern): Rohheitsdelikte (160 / 35,1 Prozent), Verkehrsstraftaten (69 / 15,1 Prozent), Eigentumskriminalität (67 /14,7 Prozent), Betrugskriminalität (57 / 12,5 Prozent), Antragsdelikte (46 / 10,1 Prozent) und Rauschgiftkriminalität (20 / 4,4 Prozent). Die Prozentzahlen auf Landesebene sind ähnlich.
So viel Personal setzen Polizei und Ordnungspartner gegen die Clans ein
Wie aufwendig die Bekämpfung der Clan-Kriminalität in Gelsenkirchen ist, zeigt ein Blick in die Anhänge der Statistik. Die Polizei hat dafür im Vorjahr 399 eigene Kräfte eingesetzt, unterstützt wurde sie dabei von 983 externen Ermittlern. Die Polizei arbeitet mit dem Kommunalen Ordnungsdienst, mit städtischen Aufsichtsämtern (Bau, Gewerbe, Ausländerbehörde etc.), mit dem Zoll und der Finanzaufsicht und mit vielen weiteren Partnern zusammen. Rund 3000 Personenstunden (exakt: 2973) sind dabei angefallen, um 88 Gebäude (Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhallen, Restaurants etc) zu überprüfen, die insgesamt rund 500 umfassenden Personen- und Verkehrskontrollen nicht mit gerechnet.