Gelsenkirchen. Karl-Heinz Rotthoff hat für sein Gedenkbuch der jüdischen NS-Opfer lange recherchiert. Eine Online-Datenbank nimmt sein Werk als Basis.
Der Gelsenkirchener Hobby-Historiker Karl-Heinz Rotthoff hat ein Gedenkbuch zur Erinnerung an die jüdischen Menschen verfasst, die zwischen 1933 und 1945 in Gelsenkirchen von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum der Verankerung jüdischen Lebens in der Stadt übergab er das mit der Grafikerin Nicole Cub und dem Buchbinder Dietmar Klein gestaltete, in Leder gebundene Werk an Oberbürgermeister Frank Baranowski. In dem Buch seien Namen und Daten „aller jüdischen Gelsenkirchener Opfer des Holocaust erstmals vereint, bislang wurden die Listen der jüdischen ungarischen Zwangsarbeiterinnen und der jüdischen Bürger dieser Stadt getrennt gezählt“, erklärte Karl-Heinz Rotthoff. Eine Erkenntnis daraus: Die Opferzahlen sind höher als bislang bekannt.
Dem Einzelnen die Würde geben, die ihm zusteht
Oberbürgermeister Frank Baranowski dankte Rotthoff für seine Recherchen und betonte: „Dieses Gedenkbuch macht deutlich: Hinter der enormen Zahl an Opfern nationalsozialistischer Gewalt standen Menschen, Individuen, Personen wie Sie und ich. Eine einzelne Frau, ein einzelner Mann, ein Kind, ein Jugendlicher.“ Das Buch ermögliche, sich mit dem Einzelnen zu beschäftigen und ihnen so die Würde zu geben, die ihnen zustehe. „Es behandelt sie als Person mit einer individuellen Geschichte und eigener Identität“, so Baranowski. Er hoffe, dass das Buch von möglichst vielen Generationen gelesen werde. Es müsse „eine Mahnung für uns alle sein – und das umso mehr in Zeiten, in denen ein aufsteigender Rechtspopulismus die Lehren der Vergangenheit mit Füßen tritt“.
Gedenkbuch liegt künftig an mehreren Stellen öffentlich aus
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Bürgerstiftung Gelsenkirchen, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen e.V. und das Institut für Stadtgeschichte (ISG) haben das Buch finanziert. Künftig wird es im Bildungszentrum, in der Jüdischen Gemeinde, im Institut für Stadtgeschichte und in der Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ einsehbar sein.
Das Team des ISG hat parallel eine Online-Datenbank erarbeitet, die Recherchen zu den jüdischen Holocaust-Opfern aus Gelsenkirchen erleichtern soll. „Bislang mussten Namen und Daten aus verschiedenen Datenbanken zusammengesucht werden. Unser Portal ermöglicht es erstmals, alle Daten zu den Schicksalen der jüdischen Opfer der NS-Zeit aus dieser Stadt systematisch zu erfassen, sowohl die jener Menschen, die schon lange in der Stadt ansässig waren, als auch die jener, die nur vorübergehend hier lebten. Diese Datenbank hat maßgeblich von Karl-Heinz Rotthoffs Recherchen profitiert“, erklärte Institutsleiter Daniel Schmidt. Die erste Version ist bereits freigeschaltet, sie wird stetig mit weiteren Rechercheergebnissen angereichert.
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