Gelsenkirchen/Recklinghausen. Eine Blumenwiese in Recklinghausen wird jetzt eingezäunt, um die Tiere des Gelsenkirchener Zoom zu schützen. Das Gras dient dem Zoo als Futter.
Appelle stoßen nicht überall auf offene Ohren. Nicht selten werden sie bewusst überhört und übersehen. Deshalb greift Straßen.NRW jetzt zu drastischeren Maßnahmen, um Flora und Fauna zu schützen: Der Landesbetrieb lässt gerade eine Wiese in Recklinghausen einzäunen, deren Heu den Pflanzenfressern der Zoom Erlebniswelt als Futter dient. Damit sollen ungebetene Toilettengäste wie Hunde und durch Parasiten übertragene Krankheiten ausgeschlossen werden.
Tafeln brachten keine Besserung
„Alle Bitten und Hinweise waren vergebens“, sagen Rainer Herzog und Petra Rahmann, der Sprecher und die Umweltexpertin von Straßen.NRW. Zwei Info-Tafeln hatte die Straßenbauverwaltung vor zwei Jahren an der Glatthaferwiese in der Hohenhorster Heide in Recklinghausen aufgestellt, die die ökologische Bedeutung der Fläche anschaulich erklären. Dazu hat Rahmann viele Male den Dialog mit Hundehaltern vor Ort gesucht, um sie für die Problematik zu sensibilisieren. Genützt hat es nichts. Weder Vier- noch Zweibeiner hielt das ab.
Nun hat Straßen.NRW – um halbwegs im Bild zu bleiben – die Reißleine gezogen. Bauarbeiter errichten einen 1500 Meter langen Zaun um die sechs Hektar umfassende Fläche zwischen Grullbach und Herrmann-Löns-Weg in der Nähe der Autobahn 43 in Recklinghausen. Nun also werden naturbelassene Eichenspaltpfähle in den Boden gerammt und mit Spanndrähten verbunden sowie ein Kaninchenzaun unten herum angebunden, um die Nutzung der Wiese als „Hundeklo“ zu verhindern.
Zweimal im Jahr wird die 60.000 Quadratmeter umfassende Fläche gemäht, auf ihr gedeihen „Kräuter und Gräser wie Glatthafer, Wilde Möhre, Wiesenlabkraut oder Wiesenbocksbart“, erklärt Rahmann. Ein Lebensraum für abertausende Insekten, darunter viele Bienen, für Mäuse, Kaninchen und Bussarde, die „hier weniger gefährdet sind als an der Autobahn“. Die natürliche Blumenwiese war als Ausgleichsmaßnahme im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A 43 geschaffen worden, sie diente früher als Ackerfläche. Die Wiese wird ebenso für die Futtergewinnung genutzt. Und zwar für die Pflanzenfresser des Gelsenkirchener Zoom – dazu zählen beispielsweise Giraffen, Flusspferde oder Zebras. Klar, dass der Gelsenkirchen Zoo stets ein wachsames Auge darauf hat, kein durch Hundekot verschmutztes Futterheu zu bekommen. Denn in den Hinterlassenschaften der Vierbeiner lebt unter anderem ein Parasit, der Fehlgeburten bei trächtigen Kühen verursacht.
Zweimal im Jahr wird die Wiese gemäht
Bei der Mahd kommen laut Straßen.NRW im ersten Schnitt 40 gepresste Heu-Quader und im zweiten Schnitt 20 Quader zusammen. Ein solcher Quader miss 1,20 mal 0,7 mal zwei Meter.
Für Petra Rahmann sind „unnatürliche“ Grenzen wie ein Zaun in der freien Natur stets die allerletzte Lösung. „Die Entscheidung, einen Zaun setzen zu lassen, ist mir sehr schwer gefallen“, sagt die Umweltexpertin von Straßen.NRW.
Parasit verursacht Fehlgeburten
Zoom-Sprecherin Natalie Naeschke sagt: „Verschmutztes Futter ist kein Zoom-Problem, sondern ein generelles Problem – beispielsweise in der Landwirtschaft.“ Deshalb wird das Heu für den Zoo zweifach kontrolliert, einmal bei der Anlieferung und ein zweites Mal vor dem Füttern der Tiere durch ihre Pfleger, wenn sie die Heu-Ballen auseinanderreißen und portionieren. Im Innern könnte ja noch ein Hunde-Haufen versteckt sein.
Die Einzäunung der Blumenwiese wird bis Anfang nächster Woche dauern. Dann, so die Hoffnung, können bei der nächsten Mahd im Oktober wieder „saubere“ Kräuter und Gräser geerntet werden. „Die Giraffen im Zoo recken bestimmt schon die Hälse“, da ist sich Straßen.NRW-Sprecher Rainer Herzog sicher.
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook