Gelsenkirchen-Resse. Die Solidarische Landwirtschaft von Martin Schulze-Schleithoff verkauft Waren ohne Verpackung. Kunden füllen Produkte in Mehrweggläser.
Nachhaltiges (Land-)Wirtschaften, das ist seit jeher das Konzept der solidarischen Landwirtschaft auf dem Lindenhof. Ergänzend zum bisherigen Angebot nur für die Mitglieder bietet dieser nun auch Waren in einem kleinen Unverpackt-Laden an. Jener ist eine Erweiterung der Abholstation und zu deren Öffnungszeiten freitags und samstags besetzt.
Noch ist das Angebot überschaubar, es solle aber, so Landwirt Martin Schulze Schleithoff, mit der Zeit ausgebaut werden. Allerlei Leckereien bietet man aber jetzt schon an. Im großen Kühlschrank etwa stehen Milchprodukte des „Tinthofes“. Hier praktiziere man die muttergebundene Kalbaufzucht, erklärt der „Chef“. „Die Kühe werden nur einmal am Tag gemolken. Es ist wirklich schön zu sehen, wie danach 60 Kälber ihre Mütter suchen und finden.“ Um diesen Ansatz zu fördern, habe man sich für eine Kooperation entschieden.
Gelsenkirchener Hof kooperiert mit "Tinthof" und "Ruhrmühle"
Eine solche ist man auch mit der „Ruhrmühle“ eingegangen, deren Pflanzenöle hier, natürlich unverpackt und zum Abfüllen in Mehrwegflaschen, angeboten werden.
Gleich daneben warten Trockenprodukte von der Nudel bis zu den Cornflakes auf Kunden, die sie in eigene große Gläser füllen. Dazu gibt es noch unverpackten Kakao, Puddingpulver oder Mehl – demnächst auch wieder aus dem eigenen Korn gemahlen. Verbacken wird jenes neuerdings auch von der Bäckerei „Spiekermann“ in Resse. „Die backen Brot aus unserem Roggen und Dinkel; das kann man dann bei uns erwerben“, sagt Martin Schulze Schleithoff.
Verbindung von Einkauf und dem Erlebnis eines Bauernhofs mit Tieren
Die Idee zum Unverpackt-Laden lag für ihn nahe. „Die Mitglieder kommen zum Wochenende zu uns auf den Hof, um ihr Gemüse, Fleisch, Milch oder Eier zu holen. Diese Fahrten wollten wir noch effizienter machen. Darüber hinaus passt ein solcher Laden gut zu unserer Philosophie.“ Dritter Punkt: „Gerade für Familien ist es ein super, den Einkauf mit dem Erlebnis eines Bauernhofes mit all seinen Tieren zu verbinden.“
Davon gibt es hier tatsächlich etliche. Und einige stehen gleich nebenan. Die Abholstation und auch der Kuhstall sind in der neuen Scheune untergebracht. Im Dezember erst legte man damit los, im März war schon alles fertig. Der große Holzbau bietet nun ausreichend Platz, auch noch zusätzlich für ein Futterlager.
Junge Leute absolvieren auf dem Hof ein freiwilliges ökologisches Jahr
Damit sind die eigenen Kühe nun auch zum ersten Mal direkt auf dem Lindenhof untergebracht, nicht mehr zur „Untermiete“ auf einem anderen Hof. „Es ist eine ganz andere Stimmung im Stall, jetzt, wo die Tiere hier sind“, verrät der Landwirt, dass er das intensive Verhältnis zu ihnen genießt. „Wenn du zur Wiese kommst und die fangen an zu blöken, das ist schon toll.“
Mit jedem Jahr entwickelt sich der Lindenhof weiter. Das Projekt bietet mittlerweile auch vielen jungen Co-Workern Raum, sich einzubringen und einzusetzen für ein nachhaltigeres Wirtschaften. Allein fünf junge Menschen packen auf dem Hof an der Brauckstraße mit an, die ein freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren. „Wir haben immer viel mehr Bewerber als Plätze“, sagt Martin Schulze Schleithoff.
Und nebenbei, beim Gang über den Hof, erzählt er noch von einem anderen kleinen Projekt in Sachen Nachhaltigkeit: Gerade habe man das erste Fell einer eigenen geschlachteten Kuh zu Glattleder gerben lassen. „Daraus werden jetzt für die Mitglieder der solidarischen Landwirtschaft Gürtel gefertigt.“
>> Öffnungszeiten des neuen Geschäfts auf dem Lindenhof
Der neue Unverpackt-Laden an der Brauckstraße 154 hat ab sofort freitags von 13 bis 19 Uhr geöffnet und zudem samstags von 10 bis 13 Uhr.
Ab März 2021 gibt's auch wieder freie Ernte-Anteile. Wer sich interessiert, könne sich schon jetzt innerhalb der Abholzeiten vor Ort anmelden.
Ein Gemüseanteil kostet 82 Euro, ein Fleischanteil 67 Euro, ein Eier-Anteil 16 Euro und ein Milchanteil 8 Euro (jeweils im Monat).