Gelsenkirchen. Nerven scheinen im Wahlkampf dünn zu sein. Aus der SPD wird Kritik laut an der Demokratielesart der CDU. Nicht das erste Mal in Gelsenkirchen.
Die Aufregung um die Postings des Gelsenkirchener CDU-Stadtratskandidaten Ilhan Bükrücü ist noch nicht abgeklungen, da ist erneut ein Streit zwischen Christdemokraten und SPD entbrannt. Es geht um einen Wahlkampfauftritt des Gelsenkirchener OB-Kandidaten Malte Stuckmann in einem italienischen Lokal, dessen Inhaberin Wahlkampf für eine rechtspopulistische bis rechtsextreme italienische Partei gemacht haben soll.
Echauffiert hat sich vor allem der langjährige ehemalige Bundestagsabgeordnete Joachim Poß über das soziale Netzwerk Facebook. Darin berichtet der Gelsenkirchener über einen Wahlkampfbesuch Stuckmanns am vergangenen Samstag im Lokal „Lounge 1“. Fragwürdig findet er, dass dort Beschäftigten „die weder über eine Kenntnis des deutschen Parteiensystems noch über deutsche Sprachkenntnisse verfügen, ein CDU-Trikot (...) übergestülpt wurde, um Werbung für diese Partei zu machen“.
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CDU-Konter des Gelsenkirchener OB-Kandidaten: Substanzlos
„Noch fragwürdiger“ wird der Wahlkampfauftritt für SPD-Mann Poß, „wenn man weiß, dass die Geschäftsführerin des Betriebs, (. . .), eine Italienerin ist, die bei der italienischen Parlamentswahl 2018 (erfolglos) für die neo-faschistische und europa-feindliche Partei ‘Fratelli D’Italia’ kandidierte.“ Ein solcher Missbrauch von Angestellten in Abhängigkeitsverhältnissen beleuchte das demokratische Verständnis der Arbeitgeberin in grellem Licht. Für Poß lässt dieses Beispiel Rückschlüsse „auf das Niveau und das menschliche sowie soziale Verständnis des CDU-Kandidaten zu“.
CDU-Kandidat Malte Stuckmann fand den Beitrag Poß’ „völlig neben der Spur“. Das politische Engagement der Lokal-Inhaberin sei ihm völlig unbekannt. Er kenne das Lokal, weil er ab und zu dort einkehre, um etwas zu essen. Schriftlich teilte Stuckmann mit: „Die substanzlosen Anwürfe durch ehemalige oder scheidende Akteure der SPD Gelsenkirchen sprechen für sich. Einer Äußerung dazu bedarf es jetzt nicht, wie ich es im Übrigen auch in den sozialen Netzwerken unkommentiert gelassen habe.“
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Erinnerung an älteren Vorfall, der bei der Gelsenkirchener SPD Empörung ausgelöst hat
Lounge-Inhaberin Maria Daré Biancolin war am Dienstag nicht zu erreichen, dafür ihr Mann Mauro Biancolin: „Es stimmt, dass sich meine Frau für die Partei ‘Fratelli D’Italia’ politisch engagiert hat. Die Einordnung als rechtsextreme Partei ist aber falsch.“ Ihm zufolge stehe die Partei Berlusconi und dem Mitte-Rechts-Lager nahe.
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Der Vorfall erinnert stark an die vergangene Empörung der SPD, als ein Videodreh mit dem CDU-Kandidaten Malte Stuckmann Mitte August zufällig vor dem Dienstwagen der OB-Bewerberin Karin Welge (SPD) stattfand. Damals hieß es von Seiten des Fraktionschefs und Parteivorsitzenden, man erwarte, dass „Herr Stuckmann die Privatsphäre anderer Kandidierender respektiert“, solch Verhalten sei unwürdig.
CDU-Mitglied Ilhan Bükrücü hatte jüngst seine Kandidatur für den Stadtrat zurückgezogen, nachdem bekannt wurde, dass er über Facebook Beiträge geteilt hatte, die den Armenien-Genozid leugnen, darunter auch Reden des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
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