So wird ein WAZ-Video-Dreh zum Eigentor für die SPD – und Beispiel für die Aufgeregtheit in Wahlkampfzeiten. Ein Kommentar von Jörn Stender.
Es gibt Sachen, die kann man nicht erfinden, da schreibt die Realität das Drehbuch, in Wahlkampfzeiten gern auch mal bizarr, lächerlich, witzig, überhitzt…
Da drehen WAZ-Kollegen mit dem CDU-OB-Kandidaten Malte Stuckmann die Tage auf dem Parkplatz an der Vattmannstraße ein Video. Als Vordergrund für die Bilder wählen sie ein Autodach. Das Fahrzeug, völlig zufällig ausgewählt, gehört jedoch Karin Welge, der SPD-Kandidatin fürs OB-Amt. Und wie das Leben so spielt: Der Dreh (das Hans-Sachs-Haus liegt nah) bleibt nicht unbemerkt, ein Foto entsteht, landet in den Sozialen Medien und bietet die Grundlage für ein heftiges SPD-Empörungsgewitter. Augenzwinkern? Fehlanzeige! Man erwarte, dass „Herr Stuckmann die Privatsphäre anderer Kandidierender respektiert“, solch Verhalten sei unwürdig, bollern unisono Fraktionschef und Parteivorsitzender. Was vermuten sie? Eine Spionageaffäre? Was ist in Welges Wagen?
Eine Butterbrottüte und Papiere
Die Kandidatin ist dagegen ganz unaufgeregt. „Ersatzschuhe, meist ne Butterbrottüte und Papiere“, sagt sie, lägen in der Regel in ihrem Auto. Dass die das Objekt der Begierde sein könnten, hatte zumindest sie nicht vermutet. Doch da hatten ihre eiligen Genossen schon verbal losgefeuert.
Vergangene Tage kramten Christdemokraten noch tief in den Facebook-Seiten der SPD und monierten, Stadtdirektorin Welge trenne nicht immer Amt und Amts-Bewerbung – zum Beispiel, weil es Kandidatinnen-Bilder von ihr in ihrem Büro zu sehen gäbe. Schräg, daraus einen Skandal generieren zu wollen. Sollte die SPD-Reaktion nun ein Konter sein, kann man nur sagen: Klassisches Eigentor.
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