Gelsenkirchen. Bei Temperaturen über 32 Grad bilden sich lange Schlangen vor Gelsenkirchens Freibädern. Das liegt aber vor allem an den Corona-Abstandsregeln.
Der Schein trügt, der Sonnenschein nicht. Denn die Temperatur knackt locker die 30-Grad-Marke, bei den Schlangen vor den Eingängen der Gelsenkirchener Freibäder lohnt allerdings ein genauer Blick. Denn es sind vor allem die Abstände zwischen den Besuchern, die es aussehen lassen, als herrsche hier ein Riesen-Run auf die Liegewiesen. Das scheint nur so. Eine Momentaufnahme aus der Mittagszeit.
Die 50-Meter-Linie wird am Revierpark Nienhausen geknackt, denn im Sauna- und Solebereich sollen sich gleichzeitig nicht mehr als 150 Personen aufhalten. Das Freibad können maximal 900 Personen gleichzeitig besuchen, ein Übergang vom Saunabereich ist deshalb unter Corona-Einschränkungen nicht gestattet. Ist die maximale Personenanzahl jedoch erreicht, können erst wieder Gäste das Bad betreten, wenn andere die Anlage verlassen haben, darauf achten Security-Mitarbeiter. Geöffnet ist von 12 bis 19 Uhr, eine Reservierung ist nicht erforderlich.
Denn auch der seit Anfang Mai wieder gelockerte Erlass der Landesregierung bedeutet jedenfalls, dass die Gästezahl in den Bädern grundsätzlich eingeschränkt ist. Um die Abstandsregel einzuhalten, gelten als Richtwert mindestens zehn Quadratmeter Fläche pro Gast. Die Bäder sollen außerdem die Kontaktdaten und die Zeitpunkte des Besuchs ihrer Kunden erfassen und vier Wochen lang speichern.
Zwischen 310 und 1900 Besuchern
310 Besucher dürfen sich maximal gleichzeitig auf dem Gelände des Jahnbades aufhalten, das als erstes in Gelsenkirchen nach verkürzter Überholung wieder an den Start gegangen ist. Dort sollten auch Erfahrungswerte für die anderen Anlagen gesammelt werden. „Denn es geht es nicht auf Tempo für die anderen Bäder“, hat dort Bad-Betriebsleiter Frank Hansch klar gemacht, „wir müssen den Schutz der Besucher sicherstellen und tun, was geeignet und vertretbar ist“. Und diese Erfahrungen aus dem Freibad waren positiv, allerdings gilt das Jahnbad auch als Treff für verschworene Stammgäste.
Bis zu 1900 Gäste, und damit den größten Ansturm in Gelsenkirchen, könnte das Freibad im Sport-Paradies verkraften. Immerhin stattliche 8000 wären es an der Adenauer-Allee ohne die Corona-Auflagen und mit Schwimmbetrieb in der Halle, die noch gar nicht wieder geöffnet wurde.
Am Wochenende kann es voller werden
„650“, meldet Hansch nach Rückfrage an die Verwaltung im Sportparadies, „da geht also noch so einiges.“ Allerdings setzt er aus der Erfahrung vieler Jahre auch auf eine ganz persönliche Drei-Tages-Regel. „Erst, wenn wirklich drei Tage richtig tolles Wetter am Stück ist, dann gehen die Leute wirklich gezielt ins Freibad.“ Das würde also den ersten echten Ansturm für das Wochenende bedeuten, denn die Hitze soll uns ja mindestens so lange erhalten bleiben.
Im Sportparadies wird wegen des eingeschränkten Angebots ohne Sprungturm, ohne Wellenbad, ohne Planschbecken ein Nachlass von 30 Prozent auf den Eintritt gewährt. Denn aus dem „Gesamtpaket Spaßbad“ hat die Verwaltung die Elemente herausgezogen, bei denen ein Abstand zwischen den Besuchern kaum zu gewährleisten wäre, um überhaupt einen Badebetrieb bieten zu können. Die Halbjahreskarten sind deshalb auch drei Monate länger gültig.
Infektion
In einer Broschüre stellen die Stadtwerke Gelsenkirchen dar: „Grippe- und Coronaviren werden nach derzeitigem Wissenstand nicht über das Badewasser übertragen.“Damit bestehe im Schwimmbad kein erhöhtes Infektionsrisiko, es gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen, die in allen anderen öffentlichen Gebäuden auch angezeigt sind. Info unter www.baeder-gelsenkirchen.de, 0209 95 440.
Flyer mit Regeln und Hinweisen für den Aufenthalt in den Freibädern, Formulare für Einlass und Ausgang sowie die FAQs und Informationen zum Datenschutz finden sich auf http://www.baeder-gelsenkirchen.de/
In der Woche sind die Drehkreuze von 7 bis 20 Uhr und am Wochenende von 9 bis 20 Uhr in Betrieb. An den bisher heißesten Ferientagen kamen in der Spitze, am Freitag, 31. Juli, gut 1300 Besucher. Katharina Graveland-Kuchenbäcker, Sprecherin der Stadtwerke als Bäderbetreiber, beschreibt, dass sich die Besucher weitgehend an die Corona-Hygienevorgaben halten. „Im Grunde schon, aber es gibt auch immer Ausreißer.“ Die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen hätten sich bewährt, Security-Mitarbeiter seien vor Ort.