Gelsenkirchen-Buer. Die Skulptur „Olympia“ im Goldbergpark gehörte bis zu ihrem Abbau zum Stadtbild in Gelsenkirchen-Buer. Wann sie zurückkehrt, ist noch ungewiss.

Diese Lady lässt auf sich warten. Schon lange. Dabei vermissen die meisten Menschen die Dame bereits maßlos. Über 50 Jahre lang saß „Olympia“ auf ihrem Sockel im Gelsenkirchener Goldbergpark gleich am Rande des buerschen Rathauses, bis sie vor nunmehr vier Jahren wegen des Busbahnhof-Umbaus vom Sockel gestoßen wurde. Seitdem lagert die wertvolle Bronzeskulptur des Künstlers Fritz Klimsch (1870-1960) im städtischen Bauhof ein. Wie lange noch, vermag offenbar niemand zu sagen.

Die schöne Nackte schuf Norbert Kricke für Gelsenkirchen

Fest steht aber: Die schöne Nackte wird zurückkehren. Nachdem erst kürzlich die attraktive, einst von Vandalen demolierte Arbeit von Norbert Kricke wieder in der Gelsenkirchener City aufgestellt werden konnte, ist es nun an der Zeit, auch der „Olympia“ den gebührenden Platz im öffentlichen Raum zurückzugeben. Stadtsprecher Martin Schulmann verweist vor allem auf die zeitlichen Verzögerungen durch die Corona-Krise: „Noch ist der Busbahnhof nicht komplett umgestaltet, noch fehlen die Bahnsteig-Überdachungen.“ Erst danach soll sich die wohlproportionierte, hüllenlose Figur wieder präsentieren dürfen.

Kunst an der frischen Luft: Die „Olympia“ von Fritz Klimsch an ihrem alten Standort im Goldbergpark.
Kunst an der frischen Luft: Die „Olympia“ von Fritz Klimsch an ihrem alten Standort im Goldbergpark. © WAZ FotoPool | Thomas Schmidtke

Einer, der immer wieder einen sorgsamen Blick auf den Verbleib der „Olympia“ wirft, ist Karl Henke, Bezirksverordneter der Grünen. Er stellte in einer der letzten Sitzungen der Bezirksvertretung Nord eine Anfrage an die Verwaltung: „Wann ist mit einer Rückkehr der Vermissten zu rechnen?“ Die Antwort darauf im März blieb vage und daher für Henke unbefriedigend.

Auch Corona ist mitverantwortlichfür die Verzögerungen

Deutlicher die Aussage der Stadt zum aktuellen Zustand der Figur. Die Bronze sei nicht, wie lange gemunkelt, beim Abtransport beschädigt worden, heißt es. Vielmehr habe schon vor der Demontage eine Beschädigung an der Verankerungsquerstange vorgelegen. Zudem sei die Statue durch Umwelteinflüsse, durch Vogelkot und Aufkleber verschmutzt. Auf der Oberfläche hätten sich braune Korrosionspunkte abgelagert. Die rührten von der Kontaktkorrosion zur metallenen Stützkonstruktion im Inneren der Plastik her. Heißt: Die Dame braucht ein Lifting.

Die Schönheitsoperationen seien auch aus Sicht der Unteren Denkmalbehörde Gelsenkirchen notwendig. Die „Olympia“ steht seit 1990 unter Denkmalschutz. Die Kosten der Sanierung trägt die Stadt.

„Seit anderthalb Jahren steht der leere Sockel im Goldbergpark“, bedauert Karl Henke das lange Warten auf Olympia. Auch Leane Schäfer, Leiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen, wünscht sich eine baldige Rückkehr des Kunstwerks: „Auch wir warten sehr darauf, dass die Figur wieder aufgestellt wird.“ Man habe allerdings auch Verständnis für die Verzögerungen, die durch die Pandemie entstanden seien.

„Geliebte für Generationen“: So nannte die WAZ die Plastik

Spaziergang zur Kunst

Nicht nur in den Museen gilt es, Kunst zu entdecken. Zahlreiche Werke zieren auch in Gelsenkirchen den öffentlichen Raum. Auf ihrer Homepage listet die Stadt sämtliche Arbeiten auf und bietet auch einen Lageplan an.

Gleich drei Kunstspaziergänge, machbar zu Fuß oder per Rad, konzipierte die Stadt. Eine Online-Karte gibt Informationen über die Kunstobjekte: www.gelsenkirchen.de/kultur

Über den „Vater“ der 1,55 Meter großen, hüllenlosen Park-Schönheit und sein Werk gibt die Stadt Auskunft auf ihrer Liste der Kunstwerke im öffentlichen Raum. Der Bildhauer und Professor Fritz Klimsch stammte aus Frankfurt und erhielt ein Jahr nach den olympischen Spielen in Berlin 1936 den Auftrag der Heeresleitung, eine Skulptur für ein Militärlazarett in Magdeburg zu erschaffen. Skulptur und Künstler haben auch eine Schattenseite: Die Nationalsozialisten schätzten das Werk von Fritz Klimsch und, so die Stadt, „verhalfen seiner Karriere in den 30er Jahren noch einmal zu einem neuen Schub“.

Im Jahr 1958 kaufte die Stadt Gelsenkirchen die klassisch anmutende „Olympia“ von einer Kölner Galerie und stellte sie am 5. September 1958 im Goldbergpark auf. Hier saß die Dame aus Bronze lasziv und mit leicht gesenktem Kopf, die Hände ums linke Knie gelegt, bis sie ihren Platz im August 2016 räumen musste. Vier Jahre später wartet die Skulptur nun noch immer darauf, wieder auf den Sockel gehoben zu werden.

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