Gelsenkirchen. Ab 17. August geht's auch für Gelsenkirchener Kitas und Kindertagespflegestellen zurück zum Regelbetrieb. Wie finden das die Experten vor Ort?

Nun soll alles ganz schnell gehen - oder zumindest schneller: Es ist ein Stück weit die Rückkehr zu einem Kindergartenalltag, wie er früher war. Ab dem 17. August soll der Regelbetrieb auch in den Gelsenkirchener Einrichtungen wieder aufgenommen werden. Am Dienstag veröffentlichte das NRW-Familienministerium dazu die neuen Richtlinien. Wie bewerten die Experten vor Ort, in dieser Stadt, die Entwicklung?

Kitas im Regelbetrieb: Gelsenkirchener Eltern sind erleichtert

Betreuung in vollem Umfang, so wie jeweils individuell vertraglich vereinbart: „Das war die richtige Entscheidung", sagt Svenja Streich, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirates der Stadt Gelsenkirchen (JAEB), der die Interessen von Müttern und Vätern der Kinder vertritt, die eine Kindertageseinrichtung in Gelsenkirchen besuchen. Die Stimmung sei nun gelöster. „Es herrscht Erleichterung", fügt Svenja Streich hinzu und spricht von einem „Aufatmen", das in der Elternschaft zu spüren sei. Gleichzeitig berichtet Samah Yousuf, stellvertretende Vorsitzende des JAEB, aber auch von Skepsis und Angst bei den Eltern.

„Erstmal ist die Stimmung ganz gut", spiegelt auch Holle Weiß, Betriebsleiterin von GeKita, ein Bild aus den insgesamt 76 öffentlichen Gelsenkirchener Kindertageseinrichtungen. Auch wenn noch ganz viele Detail-Fragen offen seien. Ursprünglich hätten sich die Einrichtungen auf den 31. August eingerichtet - dem eigentlichen Datum, zu dem es zurück in den Regelbetrieb gehen sollte. „Ich bin aber erstmal froh, dass wir noch Zeit haben, das Ganze gut zu durchdenken", sagt Holle Weiß auch.

Bei kaum einem Träger ist das komplette Personal vorhanden

Dabei geht es beispielsweise um die Fragen nach dem Personal: „Es ist bei kaum einem Träger das komplette Personal vorhanden", so Holle Weiß. Neueinstellungen seien schwierig. „Wir sind dabei, unsere Einrichtungen mit Alltagshelfern auszustatten." Bei den hauswirtschaftlichen Kräften habe man auch schon angefragt, ob sie nicht aufstocken wollen. Alles in allem sei die Organisation derzeit „volles Management", wie Holle Weiß es nennt.

Und das alles vor dem Hintergrund der verschärften Hygienevorschriften und Vorgaben. Klar ist: „Kinder mit Fieber und/oder Symptomen, die nach Einschätzung der Eltern oder der Einrichtung beziehungsweise Tagespflegestelle auf eine akute, infektiöse und ansteckende Erkrankung hinweisen, sollen nicht betreut werden", heißt es in einer Mitteilung von der Stadt, die die Empfehlungen des Landesministeriums so weitergibt.

Kinder mit laufender Nase müssen 24 Stunden Zuhause bleiben

Und weiter: Ein besonderes Augenmerk sei hier auf Symptome zu legen, die auch bei einer COVID-19-Erkrankung auftreten könnten - wie etwa Fieber, trockener Husten oder Halsschmerzen. Und was ist mit Schnupfen? Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) kann Schnupfen Symptom einer COVID-19-Erkrankung sein. Kinder, die eine laufende Nase haben, müssen zunächst für 24 Stunden Zuhause bleiben. Falls in dieser Zeit keine weiteren Symptome hinzukommen, darf das Kind die Einrichtung wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht mehr erforderlich.

„Es ist uns bewusst, dass diese Regelung vor allem für berufstätige Eltern in der Praxis nicht so leicht umzusetzen ist, da hier auch schon bei minimalen Krankheitsanzeichen für eine alternative Betreuung gesorgt werden muss", erklärt die Bildungsdezernentin der Stadt, Annette Berg. Man habe keine andere Wahl, denn es gelte auch, die Beschäftigten und die anderen Kinder zu schützen.

„Wir brauchen die Eltern als Partner"

Bedenken äußern die beiden JAEB-Vertreterinnen Svenja Streich und Samah Yousuf bezüglich der Empfehlung, dass die strikte Trennung der einzelnen Gruppen ab Mitte August nicht mehr eingehalten werden muss. „Um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren" schlagen die beiden vor, an den festen Gruppen festzuhalten. Svenja Streich und Samah Yousuf appellieren grundsätzlich an die Eltern, dass sie eine Verantwortung für sich selber und für die anderen tragen. Das sieht auch Holle Weiß so: „Wir brauchen die Eltern als Partner, wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen."

Gemeinsam - darum geht es auch bei der Initiative "Familien in der Krise". Bundesweit haben sich Eltern zusammengeschlossen, um eine überparteiliche Lobby für Familien zu bilden. Der Hintergrund ist aktueller denn je: Gegründet im Mai 2020 will die Initiative die Rechte von Familien und Kindern während der Corona-Krise einfordern.

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