Gladbeck. Die großen Kita-Träger in Gladbeck sehen dem Regelbetrieb-Start mit Unsicherheit entgegen. Noch ist unklar, wie viel Personal weiter fehlt.

Kita-Träger in Gladbeck sind unsicher, ob der Bildungsauftrag im vollen Umfang erfüllt werden kann, wenn die Einrichtungen laut Verfügung der Landesregierung ab dem 17. August wieder in den Regelbetrieb starten werden. Grund: Aufgrund wieder steigender Corona-Infektionszahlen könnte weiterhin Personal aus Risikogruppen fehlen.

"Nachdem die Infektionszahlen gesunken sind, haben viele Kolleginnen, die als gesundheitsgefährdete Riskopersonen nicht gearbeitet haben, vor den Sommerferien gesagt, dass sie wieder zum Dienst kommen möchten", erzählt Barbara Wagner. Sie ist als Gebietsleiterin auch für die acht Gladbecker Einrichtungen des Kita Zweckverbands des Bistums Essen zuständig. Aufgrund wieder steigender Zahlen sei jetzt aber damit zu rechnen, "dass einige Kolleginnen das Risiko dann doch nicht eingehen möchten und weiter fehlen".

Von Kindern soll kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen

Vorgesehen ist, dass mit dem Regelbetrieb in den Kitas kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen und die strenge Separierung der Gruppen aufgehoben wird. Von den Kindern solle laut NRW-Familienministerium offenbar kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen. "Aber was ist mit den erwachsenen Bezugspersonen", fragt Wagner. Denn bei den Kleinkindern, die jetzt neu in die Kita starten, werde das Berliner Eingewöhnungsmodell praktiziert. "Dies bedeutet, dass ein Elternteil das Kind in der Anfangszeit in die Kitagruppe begleitet, um die Eingewöhnung zu erleichtern", erklärt Wagner. Ihr bereite Sorge, dass damit die Infektionsgefahr in den Einrichtungen steigt. Wenn Mitarbeiter weiter in die Risikoquarantäne gingen, "dann werden wir nicht alles im vollen Umfang stemmen können".

Das sieht Wilfried Allkemper ähnlich. Er ist als Geschäftsführer der Evangelischen Kirche auch für neun Kitas im Stadtgebiet zuständig, die unter Trägerschaft betrieben werden. Er ist zuversichtlich, dass mit dem Start in den Regelbetrieb die Betreuung in den Einrichtungen sichergestellt werden kann. Ob alle Aufgabe nach dem Kinderbildungsgesetz umgesetzt werden könnten, bleibe aber abzuwarten. Denn das vorhandene Personal habe weiterhin besondere Corona-Schutzmaßnahmen zu beachten, die etwa Desinfektions- und Hygienemaßnahmen beträfen. Es sei so sinnvoll, "dass das Land die Anstellung von so genannten Alltagskräften unterstützt, die das Personal bei einfachen Tätigkeiten entlasten sollen". Ob es aber gelinge, genügend dieser geringfügig beschäftigten Kräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden, "ist fraglich", so Allkemper. Hürden seien sicherlich, "dass diese Maßnahme bis Dezember befristet ist, sowie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und ein Nachweis über die Masernschutzimpfung vorgelegt werden müssen, um in Kitas arbeiten zu dürfen".

Es bleibt abzuwarten, ob jetzt alle Eltern ihre Kinder überhaupt in die Kita bringen

Alle Träger würden mit ähnlichen Unsicherheiten in den Start des Regelbetriebes gehen, sagt Christine Hellebrand. Die Leiterin des Amtes für Jugend und Familien ist auch für die 13 städtischen Kitas zuständig. Sie rechne damit, dass weiterhin einige Erzieherinnen "risikobedingt die Arbeit noch nicht aufnehmen können oder wollen". Abzuwarten bleibe aber auch, "ob alle Eltern ihre Kinder überhaupt in die Einrichtungen bringen, oder sie sicherheitshalber lieber noch die weitere Corona-Entwicklung abwarten, wenn alle Sommerferienrückkehrer wieder im Land sind".

Michael Freudiger, Abteilungsleiter "Frühe Bildung und Erziehung" der Stadt, begrüßt die Ankündigung des Landes, dass Kita-Erzieherinnen jetzt freiwillig bis zum 9. Oktober kostenlos alle zwei Wochen einen Corona-Test machen können, um mehr Gewissheit zu ihrer Gesundheit zu erhalten. "Wo, wann und wie das möglich sein soll, wissen wir bislang aber noch nicht." Beide Fachleute versichern, dass alle städtischen Kitas den Regelbetrieb aufnehmen. Ob die vollumfängliche Bildungsarbeit geleistet werden könne, bleibe abzuwarten. "Wenn wir nicht alle Köpfe zur Verfügung haben, wird das schwierig werden."

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>>> Landeszuschüsse sind im vollen Umfang wichtig

• Wilfried Allkemper fordert auch vom Land Klärung, wie er mit dem Personal umgeht, das weiterhin aus gesundheitlichen Risikogründen nicht zur Verfügung steht. Einige Mitarbeiter, blieben coronabedingt "bereits seit März/April bei voller Lohnzahlung Zuhause".

• Eigentlich müsste er dem Landesjugendamt dieses nicht tätige Personal melden und die Landeszuschüsse zurückzahlen. Dies würde die Finanzierung des Kitabetriebs aber erheblich belasten. "Dazu muss eine generelle Regelung her", verlangt Alkemper.