Gelsenkirchen-Hassel. Die Corona-Krise hat vor allem kleine Unternehmen und Einzelhändler hart getroffen. In Gelsenkirchen-Hassel macht eine Aktion auf sie aufmerksam.

„Woanders is’ auch Scheiße“: Mit diesem Spruch zitiert der Bochumer Autor Frank Goosen gerne seinen Großvater und bringt damit auf etwas unkonventionelle, aber eben ruhrgebietstypisch herzliche Art und Weise seine Zuneigung zu dieser Region zum Ausdruck. Die Kampagne „Watt willste woanders“, die jetzt in Gelsenkirchen-Hassel sowie in den Hertener Ortsteilen Westerholt und Bertlich gestartet ist, stößt in ein ähnliches Horn. Allerdings mit ernstem Hintergrund.

Corona hat Auswirkungen auf das ganze Wirtschaftsleben, besonders hart sind aber kleine, lokale Unternehmen getroffen. So wie die Hundeschule „Revier-Hunde“, die die Gelsenkirchenerin Indra Hill in Hassel betreibt. „Meine Umsätze in den Wochen nach dem Lockdown waren sehr überschaubar“, berichtet die Geschäftsfrau, „nämlich genau Null.“ Training mit Hunden sei eben online nicht möglich.

Diese Akteure aus Gelsenkirchen und Herten hoben die Aktion aus der Taufe

Doch anstatt zu klagen, hat sich Indra Hill engagiert: Im Unternehmensnetzwerk „Wir in Hassel“. Gemeinsam mit der Westerholter Werbe- und Interessengemeinschaft und dem Stadtteilbüro „Hassel.Westerholt.Bertlich“ wurde die Kampagne „Watt willste woanders?“ erarbeitet, die auf die Lage der Klein-Unternehmer diesseits und jenseits der Stadtgrenze aufmerksam machen soll.

Auf Einkaufstaschen wird auf die Aktion aufmerksam gemacht.
Auf Einkaufstaschen wird auf die Aktion aufmerksam gemacht. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Die Idee ist entstanden, als klar war, dass die ansässigen Selbstständigen zum Teil existenzbedrohende Umsatzverluste durch die Corona-Krise erlitten haben“, berichtet Birgit Mordhorst vom Stadtteilbüro. Gleichzeitig bestehe aber aufgrund von eingeschränkter Mobilität im Zuge der Pandemiebekämpfung die Chance, dass sich Bürgerinnen und Bürger in ihrem Kaufverhalten wieder verstärkt in ihrem eigenen Stadtteil orientieren wollen.

Unternehmerinnen und Unternehmer informieren auf den Wochenmärkten

„Erreichbarkeit vor Ort und kurze Wege sind attraktiver denn je“, so Mordhorst. Käme man der Aufforderung der Kampagne nach, die je nach Stadtteil den Untertitel „Guck erstmal in Hassel!“ oder „Guck erstmal in Westerholt & Bertlich!“ trägt, könne man kann sich möglicherweise weitere Wege sparen.

Wer die Initiative kennenlernen möchte, kann das auf den Wochenmärkten in Hassel (August-Schmidt-Platz) und Westerholt (Westerholter Marktplatz) tun. Dort informieren in der kommenden Woche Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Unterstützer an Informationsständen aus erster Hand: Am Donnerstag, 30. Juli, in Westerholt und am Freitag, 31. Juli, in Hassel, jeweils in der Zeit von 9 bis 12 Uhr.

Diese Mittel stehen für die Kampagne zur Verfügung

Ein weiterer Teil der Initiative besteht aus einem Beratungsangebot für Unternehmen zu den Hilfspaketen und Fördermöglichkeiten des Bundes und des Landes. Dabei steht das Anliegen im Vordergrund, lokale Unternehmer an die Wirtschaftsförderungen der Städte Herten oder Gelsenkirchen sowie Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer zu vermitteln.

Beratung an jedem Donnerstag

Jeden Donnerstag steht im Torhaus 10 an der Egonstraße 10, den Räumlichkeiten des Stadtteilbüros Hassel.Westerholt.Berlich, in der Zeit von 13 bis 18 Uhr Birgit Mordhorst zur Verfügung, die unter anderem Hilfestellung bei der Konkretisierung von Anfragen an die zuständigen Stellen gibt. Wer das Angebot annehmen möchten, sollte am besten einen Termin unter 0209 169-6922 oder per E-Mail an birgit.mordhorst@herten-gelsenkirchen.de vereinbaren.

Finanziert wird das Projekt aus dem Verfügungsfonds Lokale Wirtschaft, die Mittel kommen aus dem interkommunalen Stadterneuerungsprogramm der Städte Gelsenkirchen und Herten. Für die Durchführung der Kampagne stehen damit insgesamt rund 15.000 Euro zur Verfügung. Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann: „Wir haben das Geld, jetzt müssen wir auch zusehen, dass wir es nutzen können.“