Gelsenkirchen-Ückendorf. Ob Hinweistafel oder Werbeposter: Thomas Gödtner hat sie entworfen. Der Designer ist der „Herr der Schilder“ im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.

Wer durch die langen Korridore des Wissenschaftsparks streift, der trifft an jeder Ecke auf die Arbeiten von Thomas Gödtner. Der Diplom-Designer (64) ist der „Herr der Schilder“ im Hause. Egal, ob Hinweistafeln, Richtungsanzeiger oder Türschilder: Sie alle wurden von Gödtner, der in der Feldmark lebt, entworfen und angefertigt. Was sofort auffällt, ist die Zweckmäßigkeit seines bevorzugten Designs. Deshalb lautet seine pragmatische Selbsteinschätzung auch: „Ich bin kein Künstler, ich bin Grafiker.“

Der Wissenschaftspark feiert 2020 bekanntlich sein 25-jähriges Bestehen. Genauso lang ist der studierte Kommunikationsdesigner in dem imposanten Gebäude am Rande der Munscheidstraße in Ückendorf mit seinem Büro auch angesiedelt. Er hat es auf den Namen „Designfaktor“ getauft. Zeitweise gehörten Angestellte zu seinem Team. Inzwischen ist Gödtner ein beruflicher „Einzelkämpfer“.

Die „Schnecke“ ist bis heute das Logo des Gelsenkirchener Wissenschaftsparks

Als solcher entwickelt er im Berufsalltag hauptsächlich das Corporate Design für Unternehmen. Soll heißen: deren öffentlichen Auftritt. Er entwirft und entwickelt nach Rücksprache mit dem Auftraggeber nicht nur das Firmenlogo, sondern die gesamte Ausstattung. Die Palette reicht vom Briefkopf und Werbeartikel über Flyer und Broschüren bis hin zu großflächigen Werbefolien, mit denen Autos oder Lkw beklebt werden können.

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Das Logo des Nordsternparks ist die markante „Schnecke“ – ein sich nach innen drehendes Gebilde aus dicken Strichen. „Die stammt aber nicht von mir, ich habe sie im Laufe der Jahre nur ein wenig novelliert“, sagt Gödtner. Diese „Schnecke“ ziert auch das Titelbild der Jubiläums-Festschrift „Wissenschaftspark Inside“, die zum 25. Geburtstag erschienen ist. Und es prangt auch auf jenem mächtigen Stahlschild, das über dem Haupteingang befestigt ist. „Für mich funktioniert dieses Logo bis heute“, lobt Gödtner den Entwurf der Kollegen.

Als die SPD-Ministerpräsidenten Rau und Clement zu Gast waren

Im Laufe von zweieinhalb Jahrzehnten hat Gödtner auch manch prominenten Besucher im Wissenschaftspark ein- und ausgehen sehen. Etwa die beiden SPD-Ministerpräsidenten Johannes Rau und Wolfgang Clement. Ersterer war bei der Eröffnung 1995 mit dabei, sein Nachfolger schaute ein Jahr später zur Inbetriebnahme der Dachsolaranlage persönlich vorbei. „Ich habe diese Events jeweils gestaltet. Da musste man mit dem Stab der Politiker im Vorfeld aber stets eine Menge zum Ablauf der Veranstaltung absprechen“, erzählt der Designer.

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Auch an die Besuche des britischen Prinzen Andrew und von Ex-Bundespräsident Roman Herzog erinnert er sich genau. Die schönsten Events waren für ihn aber immer die Abende der „Extraschicht“, wenn Tausende Besucher zur langen Nacht der Industriekultur in den Wissenschaftspark kamen. „Da machen wir jetzt leider nicht mehr mit“, trauert Gödtner dieser im gesamten Revier verehrten Veranstaltungsreihe hinterher. Dafür sei man noch bei der „Langen Nacht der Wissenschaft“ dabei. Das sei auch ein Highlight im Jahresablauf.

Die Neugier auf den Designer-Beruf bei Schülern erwecken

In den ersten 20 Jahren seiner Zeit im Wissenschaftspark hat Gödtner in seinem Designbüro auch regelmäßig Schülerpraktikanten aus neunten und zehnten Klassen aufgenommen und betreut. Das Neugierigmachen auf seinen Beruf und die Weitergabe von erstem Wissen an den Nachwuchs war ihm stets ein wichtiges Anliegen. „Und ich weiß, dass einige der Praktikanten später nach der Schule auch in diesem Berufsfeld gelandet sind.“

Am Ende des Gesprächs bittet Gödtner noch nach draußen vor den Haupteingang. Dort ist eine mit LED-Lichtern von innen beleuchtete Tafel zu sehen, die die Logos aller im Wissenschaftspark vertretenen Firmen zeigt. Dan schmunzelt der „Herr der Schilder“ noch einmal, als er auf sie zeigt und zufrieden feststellt: „Die sind alle von mir.“