Gelsenkirchen-Hassel. Es ist ein Erfolgsmodell – zwei Akteure bringen es nun nach Gelsenkirchen. Sie vermitteln Menschen, die Patienten helfen, zu Hause zu leben.

„Magda macht das schon.“ So heißt gleich eine ganze TV-Serie, die humorvoll beschreibt, wie eine polnische Altenpflegehelferin Teil einer Familie wird, sich um die Oma kümmert und auch frischen Wind ins Haus bringt. Alles Fiktion? Im Gegenteil. Immer mehr Menschen setzen auf die Betreuung durch Betreuer aus dem Nachbarland. Dirk Kück und Birgit Palicki sind nun die ersten, die solche Dienste direkt in Gelsenkirchen und Umgebung vermitteln. In diesen Tagen eröffnen die Geschwister aus Hassel die Niederlassung von „Elisabeth 24“ für das gesamte Ruhrgebiet – im Nebengebäude der Wasserburg Lüttinghof.

Gelsenkirchener haben bereits erste Anfragen vorliegen

Noch haben die beiden den Betrieb nicht richtig aufgenommen, da haben sie schon erste Anfragen, berichten sie und erklären sogleich, wie alles funktioniert. „Wir fahren raus zu dem Patienten, sprechen mit ihm und eventuell den Angehörigen“, so Dirk Kück. Vor Ort fülle man gemeinsam einen Fragebogen aus, der die individuellen Bedürfnisse klärt. Jener wird dann an drei Partneragenturen nach Polen geschickt.

Fährt die eine Pflegekraft nach Hause, reist die nächste an.

Was dann folgt, erinnert an eine Mischung aus Bewerbung und Partnerschaftsvermittlung: Die geeigneten Interessenten stellen sich mit einem Steckbrief vor. Dann darf der Patient auswählen. Schließlich soll er gut mit der jeweiligen Pflegeperson auskommen, vielleicht sogar sich etwas anfreunden. Schließlich lebt man fortan sechs Wochen bis drei Monate unter einem Dach. Dann wird gewechselt, fährt die eine Pflegekraft nach Hause, reist die nächste an. Passt die Chemie, kann die erste Kraft nach sechs Wochen bis drei Monaten wieder kommen.

„Zehn Prozent des Pflegepersonals sind mittlerweile Männer“

Ganz selbstverständlich geht man immer davon aus, dass es sich bei den Pflegepersonen um Frauen handelt. Langsam aber schreite hier auch die Emanzipation voran, weiß Birgit Palicki zu berichten. „Zehn Prozent des Pflegepersonals sind mittlerweile Männer.“ Die würden dann zu männlichen Patienten vermittelt. „Ich kenne keinen Fall, wo eine Frau sagt, ich möchte einen männlichen Pfleger.“ Männer aber seien mitunter froh über männliche Gesellschaft.

Gemeinsame Unternehmungen, kleine Touren, lange Spaziergänge

Genau darum geht es. Ganz ausdrücklich handelt es sich bei den Helfern aus Polen nicht um Fachpersonal. Es sind Menschen, die bei älteren Patienten einziehen, damit jene nicht mehr alleine sind. Sie helfen bei der Grundpflege, im Haushalt und sind, das ist wohl das Wichtigste, einfach da. Erlaubt ist, was beiden Parteien gefällt. Nicht selten, erzählt Dirk Kück, komme es zu gemeinsamen Unternehmungen, kleinen Touren, langen Spaziergängen.

Ein eigenes Zimmer für die Betreuungskraft ist erforderlich

Franchise-Netzwerk

„Elisabeth 24“ ist ein Franchise-Unternehmen. Dirk Kück kann mit seinem Standort Ruhrgebiet nun auf ein bereits bestehendes Netzwerk von Betreuungskräften aus Osteuropa zurückgreifen.

Die meisten der Damen kommen aus Polen, einige wenige aus der Slowakei, Bulgarien, Rumänien. Sie alle haben eine Grundausbildung, einige sind zudem ausgebildete Altenpfleger, Rettungsassistenten oder auch Krankenpfleger.

Weitere Informationen bietet die Internetseite elisabeth24.de/ruhrgebiet. Kontakt: 0209-94747037.

Dass solch „Luxus“ seinen Preis hat, das ist klar. Angeboten werden drei Tarife, abhängig von den Deutschkenntnissen der jeweiligen Betreuungsperson. Verfügt jene über grundlegende Deutschkenntnisse, kostet sie 2220 Euro im Monat, zuzüglich 49 Euro für Beratung, Betreuung und Vermittlung durch „Elisabeth 24“. Das aber lasse sich durch Bezuschussungen reduzieren auf bis zu rund 1200 Euro. Aber auch die muss man haben – dazu ein eigenes Zimmer für die Betreuungskraft, deren Verpflegung und natürlich weiterhin die Mittel für den eigenen Hausstand des Patienten. Je nach Einkommen (auch der Kinder) könne ein Heimaufenthalt jedoch viel teurer werden, erklärt Dirk Kück und sagt, in jedem Fall lohne sich eine individuelle Beratung.

Kritiker sehen Modell als Ausbeutung der Betreuungskräfte

Kritikern die meinen, das Modell sei eine Ausbeutung der Betreuungskräfte, hält er entgegen, dem sei nicht so. Natürlich erhielten die Frauen den Mindestlohn – oder auch mehr. „Ich bin überzeugt, dass unser Modell ein gutes ist. Ich habe mit einigen polnischen Frauen gesprochen. Die sind froh, dass es dieses Angebot gibt. Dank dieser Arbeit sind sie finanziell in Polen wirklich gut gestellt.“ Ein Pflegemodell also, das allen hilft: Älteren Menschen, die zu Hause selbstbestimmt leben können und polnischen Betreuungskräften, die so ihr Leben wirtschaftlich bestreiten können.

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