Gelsenkirchen-Buer. Die „Schauburg“ öffnet als erstes Gelsenkirchener Kino ab Donnerstag wieder seine Pforten. Die Vorfreude unter den Filmfans ist riesig.

Eine Frage hat Ralf Kolecki in den vergangenen drei Monaten quasi jeden Tag gestellt bekommen: „Wann öffnet ihr denn endlich wieder?“ Jetzt kann der in Buer lebende Theaterleiter (58) der „Schauburg“ mit Gewissheit antworten: „An diesem Donnerstag!“ Das Traditions-Haus am Rande der Horster Straße ist das erste der beiden Gelsenkirchener Kinos, das nach der Corona-Zwangspause seine Pforten wieder öffnet. Das „Apollo Cinemas“ folgt in der Woche darauf am 2. Juli. Die Vorbereitungen laufen in beiden Häusern auf Hochtouren.

„Ich verspüre positives Herzklopfen“, sagt Michael Meyer, Betreiber der beiden Lichtspielhäuser in dieser Stadt. Die Monate der Zwangsschließung hätten er und seine Mitarbeiter genutzt, um längt fällige Reparatur- und Sanierungsarbeiten vorzunehmen. So wurden etwa in das „Studio“, einer der drei Säle in der „Schauburg“, exakt 68 nigelnagelneue Kunstledersitze eingebaut. Die alten sind zum Teil bereits unters sammelwütige Cineasten-Volk gebracht. Rund 30 sind aber noch da. „Wer einen 50-Euro-Gutschein für die Schauburg kauft, der bekommt einen der ausrangierten Sitze gratis dazu“, sagt Theaterleiter Kolecki.

Neuer Film von Clint Eastwood und passend zur Statue „Good Bye, Lenin!“

Michael Meyer ist Betreiber der beiden Gelsenkirchener Kinos „Schauburg“ und „Apollo Cinemas“.
Michael Meyer ist Betreiber der beiden Gelsenkirchener Kinos „Schauburg“ und „Apollo Cinemas“. © Thomas Richter

Natürlich gibt es viele Filmfreunde, die auf einen Kinobesuch in Buer brennen. Sie können in der Auftaktwoche etwa den neuen, von der Kritik hochgelobten Streifen von Regie-Altmeister Clint Eastwood namens „Der Fall Richard Jewell“ sehen. Die Kinomacher wollen aber auch aktuelles Zeitgeschehen aufgreifen. Deshalb wurde unter dem Titel „Black Lives Matter“ eine kleine Filmreihe aufgelegt, deren Werke sich mit dem Schicksal von Afroamerikanern auseinandersetzt. Zu sehen gibt es die Oscar-dekorierten „Green Book“ und „BlacKkKlansman“, aber auch die Neuerscheinung „Just Mercy“.

Doch nicht nur die aktuellen Vorkommnisse in den USA sollen sich im „Schauburg“-Programm spiegeln, sondern auch die aus Gelsenkirchen: Mit Blick auf die am vergangenen Samstag in Horst enthüllte Lenin-Statue wird deshalb am Freitag, 26. Juni, noch einmal der deutsche Erfolgsfilm „Good Bye, Lenin!“ mit Daniel Brühl und Florian Lukas gezeigt. „Das ist unser humorvoller Kommentar auf die Diskussionen um die Statue“, sagt Meyer mit einem Augenzwinkern.

Ein provisorisches Autokino ohne Partner wäre zu großes finanzielles Risiko gewesen

Im Gegensatz zu vielen anderen Revierstädten hatte es in Gelsenkirchen kein provisorisches Autokino zur Pausenüberbrückung gegeben. „Wir haben trotz vieler Gespräche nicht den passenden Kooperationspartner gefunden“, begründete Meyer. Letzlich sei es auch eine Kostenfrage gewesen. Das finanzielle Risiko erschien ihm ohne adäquaten Partner im Boot einfach zu groß. „Autokino ist ein Widerspruch in sich. Kino soll ja eigentlich ein Gemeinschaftserlebnis sein. Das kann man nur bedingt haben, wenn jeder in seinem Wagen sitzt“, so Meyer, der den Verzicht auf diese Notlösung rückblickend als eine richtige betrachtet.

Natürlich sorgt sich so mancher Kino-Fan noch vor dem Corona-Virus. „Wir lassen aber nur deutlich weniger Gäste als üblich in jeden Saal“, betont Ralf Kolecki. Bis zum Platz herrsche Maskenpflicht. Und dank einer hochgedrehten Belüftungsanlage sollen 30 Kubikmeter Frischluft pro Platz und Stunde in den Saal hineingeleitet werden. „Unser Vorteil ist, dass wir hier in der Schauburg relativ große Räumlichkeiten haben“, so Meyer.