Gelsenkirchen. Vor ausverkauftem Haus las Klaus-Peter Wolf im Musiktheater in Gelsenkirchen aus seinen neuesten Krimis. Es war ein kurzweiliges Heimspiel.
Die ersten Fans stehen schon zwei Stunden vor Beginn der Lesung geduldig vor der Tür. Karten haben sie alle seit Wochen in der Tasche. Nun wollen sie auch noch möglichst in der ersten Reihe sitzen, um ihrem Star ganz nah zu sein. Wenn Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf in seine Heimatstadt Gelsenkirchen zurückkehrt und seine neuesten literarischen Leichen mit mordsmäßigem Vergnügen vorstellt, dann werden auch die meisten Leser zu Mehrfachtätern. So enterten am Freitagabend zuverlässig viele Stammgäste das ausverkaufte Kleine Haus des Musiktheaters.
Der 65-jährige Wahlostfriese, der sich mit seinen Krimis regelmäßig von Null auf Platz Eins der Bestsellerlisten katapultiert und längst als „Taschenbuchkönig“ gehandelt wird, dokumentierte einmal mehr, was seine Auftritte so vergnüglich macht: Mit ansteckend guter Laune öffnet Klaus-Peter Wolf die Tür zu seiner Dichterwerkstatt, gibt Einblicke in seine Ideenwelt und das Innenleben seiner Figuren, plaudert liebenswert über große Erfolge, kleine Pannen und aktuelle Pläne.
Stadtbibliothek und Förderverein hatten eingeladen
Eingeladen hatte die Stadtbibliothek Gelsenkirchen mit Unterstützung ihres Fördervereins. „Lesungen wie diese hier“, sagt der Mann mit den roten Hosenträgern und dem Haarzöpfchen und breitet die Arme aus, „machen wir rund 150 Mal im Jahr und jede macht uns Spaß, weil wir sie wie eine Party für uns empfinden.“ Und es sollte wieder ein Fest für beide Seiten werden. Wolf reiste direkt von einer Aufzeichnung für den ZDF-Fernsehgarten (Ausstrahlung am 6. Oktober, 12.10 Uhr) aus Neuharlingersiel an und brachte seine „Komplizen“, Ehefrau, Liedermacherin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl und den Kontrabassisten Gunnar Peschke mit. Im Gepäck hatte er zudem seine beiden neuesten Krimis „Ostfriesennacht“ und „Todesspiel im Hafen“. Und versprach gleich zu Beginn: „Sie haben einen gut gelaunten Dichter vor sich.“
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Von Null auf Platz 1 der Spiegel-Beststellerliste
Der nunmehr 13. Ostfriesenkrimi belegte gleich bei Erscheinen den ersten Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Bis zu einem tragischen Ereignis: „Er wurde verdrängt – durch meinen dritten Dr. Sommerfeldt-Band.“ Wolf feixt und kichert. Erfolg macht fröhlich. Und gibt Perspektiven: „Meine Lektorin meinte, ich solle nicht von einer Sommerfeldt-Trilogie reden. Sonst würde irgendwann der vierte Band der Trilogie erscheinen.“ Wolf kiekst, das Publikum lacht. Der Autor ist ein überaus leidenschaftlicher Erzähler, egal, ob er seine Kult-Romane mit dem Füller in eine Kladde schreibt, ob er vorm Mikro auf der Bühne sitzt oder seine Hörbücher einspricht. Da ist einer mit Leib und Seele in seinem Element und sicherlich auf dem Höhepunkt seines schriftstellerischen Schaffens, bei dem tatsächlich ein Bestseller den nächsten jagt.
Was die gesuchte Nähe zu den Fans angeht, da enttäuschten der Schriftsteller und die Sängerin keinen Besucher. Ob vor oder nach der Lesung oder in der Pause: Wirklich jeder in den langen Schlangen bekam sein Autogramm, sein Selfie oder sein Gespräch.