Gelsenkirchen. Kaufhof in Gelsenkirchen bleibt erhalten. Mitarbeiter, Gewerkschaft und Stadt sind erleichtert, äußern Mitleid für Betroffene anderer Filialen.
Aufatmen bei den rund 50 Mitarbeitern: Die Filiale des Warenhaus-Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof an der Gelsenkirchener Bahnhofstraße ist nicht von den bundesweit insgesamt 62 Schließungen betroffen. Das bestätigte der Geschäftsführer auf Nachfrage dieser Redaktion. In die Erleichterung der Belegschaft mischte sich aber auch Mitleid. Denn viele Kollegen in Nachbarstädten sind ihre Job los.
"Wir blicken auf die Entscheidung mit einem weinenden und einem lachenden Auge", sagten am Freitag zwei langjährige Angestellte, die ihren Namen lieber nicht nennen wollen - sie seit mittlerweile 41 Jahren dem Unternehmen treu verbunden, er seit 28 Jahren und schon früher von Schließungen direkt betroffen, und zwar in Wuppertal und Mülheim an der Ruhr. Beide fühlten sich gerade wie auf einer Achterbahn der Gefühle, ein "Mix aus Erleichterung und Bedauern für die Kollegen betroffener Standorte wie Essen und Dortmund".
Insbesondere die Schließung in Dortmund hat die Belegschaft im Gelsenkirchener Haus überrascht, weil der Konzern dort noch in jüngerer Vergangenheit "in die zeitgemäße Modernisierung des Standorts beträchtlich investiert hatte". Insofern mischten sich in die Erleichterung ebenso neue Befürchtungen, dass weitere Einschnitte folgen und dann sie betreffen könnten.
Überwiegend positiv fielen die Reaktionen von Seiten der Stadt aus. Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) bezeichnete auf Facebook die Standorterhaltung als "wirklich gute Nachricht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Gelsenkirchener City. Für die vielen anderen Städte ist es aber ein Schlag in die Magengrube".
Dem Leiter des Referates Wirtschaftsförderung, Rainer Schiffkowski, sind "Wackersteine von der Brust gefallen", als er die positive Nachricht für Gelsenkirchen hörte. Seine Hoffnungen ruhen nun darauf, dass die "angekündigten Investitionen des Konzerns" für einen attraktiveren Marktauftritt in Gelsenkirchen schon bald folgen werden. Ein solches "Refreshing" (Erneuerung, Anm. d. Red.) würde ihm zufolge Strahlkraft auf die gesamte Innenstadt haben. "Ein guter Tag für den Einzelhandelsstandort Gelsenkirchen", lautete sein Fazit.
Eine ähnliche Reaktion kam auch von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Für den Standort ist das natürlich gut“, urteilte Daniela Arndt, Verdi-Sprecherin für den Bereich Handel im mittleren Ruhrgebiet: „Vor allem die Mitarbeiter haben jetzt endlich Gewissheit.“ Trotzdem, so Arndt, seien viele mit ihren Gedanken bei den Kollegen für die es nicht mehr weitergeht.
Kein Personalabbau in den restlichen Filialen
Betriebsrat und Verdi haben in den viertägigen Verhandlungen auch Erfolge erreicht: Neben der Transfergesellschaft konnten sie durchsetzen, dass in den verbleibenden Filialen nicht - wie vorgesehen - zehn Prozent der Stellen wegfallen. „Dieser Personalabbau ist vom Tisch“, sagt Arndt. Das Karstadt-Management wollte auch hier erst jede zehnte Stelle streichen.
Dass die Tatsache, dass Gelsenkirchen kein Doppelstandort ist, bei der Entscheidung Filialen zu schließen eine Rolle gespielt hat, glaubt sie nicht: „Es war bis kurz vorher nicht klar, wen es trifft. Und man sieht ja an Dortmund und Essen, dass das kein Kriterium war.“
Fünf Standorte schließen im Ruhrgebiet
Das Unternehmen schließt sowohl die alte Kaufhof-Filiale am Essener Hauptbahnhof als auch Karstadt im Limbecker Platz. Ebenso die beiden Filialen in Dortmund. Auch der Kaufhof-Standort in der Wittener Innenstadt ist von den Schließungsplänen betroffen. Vor wenigen Wochen stand noch die Zahl von 80 zu schließenden Warenhäusern in ganz Deutschland im Raum.
Gute Nachrichten also für Handel und Kunden in Gelsenkirchen: In einem bundesweiten Ranking der 25 beliebtesten Einkaufsmeilen belegte die Einkaufsmeile Bahnhofstraße mit 6795 Passanten pro Stunde im Jahr 2016 noch den 22. Rang. Außerdem sorgt eine Filiale des Elektronikkette Saturn im gleichen Gebäude für einen zusätzlichen Besucherstrom. Galeria Karstadt Kaufhof in Gelsenkirchen beherbergt dazu noch einen Friseur in der ersten Etage.
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