Gelsenkirchen-Horst. Am Samstag wird in Gelsenkirchen die Lenin-Statue enthüllt. Eine zweite von Marx soll laut MLPD folgen. Zwei Gegendemos aus dem rechten Lager.
Ein Kran hievte sie bereits am frühen Freitagmorgen in die gewünschte Position, doch die feierliche Enthüllung der umstrittenen Lenin-Statue soll erst am Samstag erfolgen: Rund 300 Besucher erwartet die Marxistisch-Leninistische Partei (MLPD) am Samstag, 20. Juni, ab 14 Uhr vor ihrer Parteizentrale an der Schmalhorststraße/Ecke An der Rennbahn. Für die Sicherheit der Gäste will die Polizei Gelsenkirchen sorgen. Denn in Rufweite vom Enthüllungsort steigen zwei Gegendemonstrationen – eine davon hat der hiesige Kreisverband der rechtspopulistischen AfD angemeldet.
MLPD kündigt eine zweite Statue an dieser Stelle an – von Karl Marx
„Wir sind auf diesen Einsatz vorbereitet und werden die Teilnehmer der Demonstrationen schützen. Straftaten und Verstöße gegen die öffentliche Ordnung werden unsere Einsatzkräfte konsequent verfolgen“, kündigte Polizeisprecher Christopher Grauwinkel am Freitag an. Die MLPD will sich durch die Gegendemonstranten aus dem rechten Lager, die mit rund 70 Personen auf dem Fußweg an der Ecke Turfstraße/An der Rennbahn Position beziehen wollen, nicht einschüchtern lassen. „Wir wollen friedlich und störungsfrei unsere Statue enthüllen“, sagte MLPD-Bundesvorsitzende Gabi Fechtner.
Fast ein wenig trotzig kündigte sie zudem an, dass die 2,10 Meter hohe und 1,3 Tonnen schwere Lenin-Statue nicht die letzte vor der Parteizentrale bleiben soll. „Eine zweite von Karl Marx soll auf jeden Fall schon bald dazukommen. Wir sind derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Exemplar“, so Fechtner. Dann wären beide Namensgeber der Partei auch als Denkmal vor der Bundeszentrale vereint.
FDP schimpft: Gelsenkirchen wird zur Lachnummer der Republik
Andere Parteien empfinden die Statuenaufstellung als reine Provokation. „Mit dem Lenin-Denkmal hebt man einen Mörder und Rassisten auf den Sockel“, schimpft etwa Susanne Cichos, die stellvertretende Kreisvorsitzende und Oberbürgermeister-Kandidatin der hiesigen FDP. Ihre Partei halte „den Starrsinn der MLPD in Zeiten der globalen Anti-Rassismus-Demonstrationen für unerträglich“. Hier verehre, so Cichos, eine Kleinstpartei, die bei der letzten Bundestagswahl eine Zustimmung von 0,1 Prozent erreicht habe, einen Diktator. „Die MLPD macht Gelsenkirchen damit zu Lachnummer der Republik“, schimpft sie.
„Gelsenkirchen wird jetzt als Stadt anzusehen sein, in der einem Massenverbrecher und dem Roten Terror ein Denkmal gebaut wird“, ereifert sich auch Michael C. M. Schmitt, der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union Gelsenkirchen, und fügt hinzu: „Der Schatten, der von dieser Splitterpartei auf unsere Stadt geworfen wird, ist nicht hinnehmbar. Wir als Demokraten, egal welcher Couleur, dürfen diesen Schandfleck nicht tolerieren.“ Der Protest dürfe mit der Enthüllung der Statue nicht enden, so Schmitt, „sondern er muss damit erst richtig anfangen“.
Statue war am Freitag noch von mehreren Schichten Malerfilz umhüllt
Unsere Redaktion erhielt zahlreiche weitere Reaktionen. Eine kam von WAZ-Leser Frank Perlik. Er findet, dass die Stadtverwaltung nach der juristischen Niederlage vor dem Oberverwaltungsgericht den Kopf in den Sand gesteckt habe. Sie solle nun auf dem städtischen Gehweg direkt vor der Statue eine Mahntafel errichten, die alle Verbrechen von Lenin aufführen würde. Das sei die Stadt ihren Bürgern schuldig, wenn diese schon die Aufstellung nicht verhindern könne, so Perlik. Diese Forderung ist zumindest teilweise erfüllt: Denn seit Freitag bietet die Stadt im benachbarten Schloss Horst eine Ausstellung an, die sich kritisch mit dem Thema Kommunismus auseinandersetzt.
Die MLPD hat ihrerseits eine Infotafel auf ihrem Grund und Boden aufgestellt, die Hintergründe zur Person Lenin aus Sicht der Partei schildert. Dahinter erhob sich am Freitag bereits die umstrittene Statue, allerdings war sie noch dick verpackt und von mehreren Lagen Malerfilz umhüllt. Ein Blick auf sie kann erst am Samstag um 14 Uhr erhascht werden.