Gelsenkirchen. Welche Stadtteil in Gelsenkirchen hat die meisten Unfälle und was droht Rasern und Falschparkern nach der Bußgeld-Novellierung? Ein Überblick.
Aus dem jüngsten Bericht der Gelsenkirchener Polizei zur Verkehrslage ist ein Trend abzulesen: mehr Unfälle, mehr Verletzte, darunter auch mehr Kinder – die Zahl der Unfälle im Jahr hat die Marke von 10.000 geknackt. In welchen Stadtteilen es die meisten Unfälle gibt – die WAZ hat nachgefragt.
Gelsenkirchen: Buer nimmt in der Statistik Spitzenposition mit 1678 Unfällen ein
Die Polizei hat sich die Arbeit gemacht, die Unfallzahlen für die einzelnen Stadtteile aufzulisten (siehe Grafik/Tabelle). Denn eine solche Auflistung nach Quartier ist in der polizeilichen Statistik nicht vorgesehen. Demnach nimmt Buer die Spitzenposition ein mit 1678 Unfällen im Vorjahr, gefolgt von Erle (1155) und Schalke (1034) auf den Positionen zwei und drei. Die wenigsten Kollisionen sind Resser Mark (128) zuzuordnen, davor im Ranking liegen Scholven (181) und Neustadt (282).
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Die Polizei warnt davor, daraus Rückschlüsse auf eine mögliche Gefährdung im jeweiligen Stadtteil abzuleiten. Denn das Risiko bemisst sich für die Sicherheitskräfte nicht nach der bloßen Zahl der Kollisionen. „In unsere Bewertung fließt beispielsweise die Zahl der Verletzten ein“, erklärt Polizeisprecher Christopher Grauwinkel.
Mehrere Einflussgrößen in der Statistik
Blechschäden allein sind demnach kein Kriterium. Personenschäden in Kombination mit dem Stadtteil berücksichtigt die Verkehrsstatistik also nicht. Außerdem stellten die Bevölkerungszahl, sowie die Anzahl der Straßen weitere Einflussgrößen dar. „Mitunter“, so der Erste Polizeihauptkommissar weiter, „könnte ein echter Gefahrenbereich sich über einen oder mehrere Straßenzüge erstrecken.“
Ein Bick ins Verkehrslagebild verdeutlicht dies. Die Kurt-Schumacher-Straße verbindet Süden und Norden der Stadt, sie taucht in der Liste der Unfallschwerpunkte mehrfach auf – in Kombination mit Uferstraße und Alfred-Zingler-Straße, mit der Emil-Zimmermann-Allee sowie auch mit Schernerweg oder Florastraße.
Polizei hat insgesamt zehn Unfallschwerpunkte identifiziert
Insgesamt zehn Unfallschwerpunkte hat die Polizei 2019 identifiziert (siehe Grafik). In Zusammenarbeit mit der Stadt wird erarbeitet, durch welche Maßnahmen solch neuralgische Stellen entschärft werden – etwa durch Tempobegrenzungen oder durch bauliche Maßnahmen.
Beispiel: Auf dem Nordring gibt es in Richtung Dorstener Straße mehrere Abbiegespuren. „Häufig ist es in der Vergangenheit dort zu Abbiege-Unfällen mit Fußgängern gekommen“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Ein Gefahrenpunkt, der seit 2010 im Blickfeld stand. Wartelinien, Blinklichter zur Warnung – all diese Maßnahmen brachten wenig ein. Erst als im Sommer 2018 die Abbieger eine eigene Signalanlage erhielten, besserte sich die Situation. „In den vergangenen zwölf Monaten hat es dort keine Unfälle mehr gegeben“, so der Sprecher.
Zunahme von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
Kurz zur Erinnerung: Die Verkehrsstatistik listet für 2019 in Gelsenkirchen 10.266 Verkehrsunfälle auf, darunter 800 Kollisionen, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Das ist eine Zunahme von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Anzahl: 9722). Die Zahl der Verletzten wuchs von 827 auf 888 (+7,4 Prozent) im Jahr 2019 an, in der Summe enthalten sind 139 Schwerverletzte (2018: 135).
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Geschwindigkeitsüberschreitungen sind nach wie vor die Unfallursache Nummer eins. Seit kurzem gilt daher ein neuer Bußgeldkatalog, um insbesondere schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder und Radfahrer zu schützen. Rasern drohen empfindliche Strafen. Auch die Parkregeln zu missachten, wird teurer – viele finanziell gebeutelte Kommunen wie Gelsenkirchen dürften dadurch höhere Einnahmen erzielen. Bis zu 100 Euro Bußgeld und ein Punkt sind möglich.
Das Fahrverbot wird nun eher verhängt
„Jetzt gibt es bereits ab einer Überschreitung von 21 Stundenkilometern innerorts ein Fahrverbot“, mahnt der Gelsenkirchener Verkehrsrechtler Arndt Kempgens, zuvor drohte das erst ab 31 Stundenkilometern. Außerhalb der Stadt – wie auf Teilstrecken der Hauptverkehrsachse Kurt-Schumacher-Straße – drohe dies bereits ab 26 Stundenkilometern zu viel (bisher 41).
„Geldbußen im Bereich Halten/Parken erhöhen sich außerdem in vielen Fällen um mehr als das Doppelte“, sagt Kempgens. Wer sein Auto etwa an einer unübersichtlichen Stelle parkt, zahlt nun 35 statt 15 Euro. Die Kosten für das Parken in einer Feuerwehrzufahrt steigen von 35 auf 55 Euro. Werden jeweils Einsatz- respektive Rettungsfahrzeuge behindert, erhöht sich das Bußgeld auf 100 Euro, dazu gibt es einen Punkt.
Anhalten in zweiter Reihe wird mit 55 Euro geahndet
55 Euro kostet auch das unzulässige Abstellen von Fahrzeugen auf einem Schwerbehinderten-Parkplatz sowie auf für E- und Carsharing-Fahrzeugen vorgesehenen Stellflächen. Das Parken oder Anhalten in zweiter Reihe wird nun mit mindestens 55 Euro geahndet.
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