Gelsenkirchen-Horst. Zur Enthüllung der Lenin-Statue werden 300 Gäste und drei Fernsehteams aus Russland erwartet: Der Festakt in Gelsenkirchen erfolgt am Samstag.
In Zeiten weltweiter Proteste gegen Diskriminierung und Rassismus wurden zuletzt einige Denkmäler vom Sockel gestürzt, weil diese Personen zeigten, die früher als blutrünstige Eroberer oder sogar Sklaventreiber unterwegs waren. In Gelsenkirchen wird hingegen am nächsten Samstag, 20. Juni, eine altgediente Statue neu aufgestellt. Doch auch diese hat es in sich: Sie zeigt Wladimir Iljitsch Lenin. Und sie soll künftig direkt vor der Bundeszentrale der MLPD an der Schmalhorststraße stehen. Für die Partei geht damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, für Gegner dieses Vorhabens ist es die pure Provokation in gusseiserner Form.
Der Enthüllung der 2,15 Meter hohen und 1,3 Tonnen schweren Lenin-Statue erfolgt mit drei Monaten Verspätung, denn eigentlich hatte die Marxistisch-Leninistische Partei den feierlichen Festakt bereits für Mitte März vorgesehen. Doch dann kam das Corona-Virus. Großveranstaltungen aller Art mussten auch in Deutschland abgesagt werden. „Und da wir über 300 Besucher zur Enthüllung erwartet hatten, waren auch wir betroffen“, sagt die MLPD-Bundesvorsitzende Gabi Fechtner im Gespräch mit dieser Zeitung.
Unter den Journalisten, die berichten, sollen auch drei russische TV-Teams sein
Nicht viel weniger Gäste als damals will die Partei nun an diesem Samstag vor ihrem Domizil begrüßen, das direkt gegenüber von Schloss Horst liegt. Nicht nur Unterstützer aus dem ultralinken Lager und neugierige Bürger aus dem Stadtteil würden sich das anschauen, so Fechtner, sondern auch zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland haben ihr Kommen angekündigt. Darunter sogar drei Fernsehteams aus Russland. Kein Wunder, wird dies doch die allererste Lenin-Statue, die es bis auf westdeutschen Boden geschafft hat.
„Ich freue mich, dass wir die Statue nun bald aufstellen und enthüllen werden. Und ich freue mich über die große öffentliche Debatte, die sie hervorgerufen hat“, sagt Fechtner. Erfreut sei sie aber auch, so die Bundesvorsitzende, dass „wir die Sache trotz oder gerade wegen des massiven Gegenwindes so durchgezogen haben“.
Stadtverwaltung war in zwei Gerichtsverfahren gescheitert
Mit „Gegenwind“ meint sie etwa die Gerichtsverfahren, mit denen die Stadt Gelsenkirchen die Aufstellung der Statue zu verhindern versucht hatte. Gründe des Denkmalschutzes hatte sie für den Baustopp, der kurz nach Bekanntwerden der Pläne verhängt wurde, geltend gemacht. Doch mit dieser Argumentation scheiterte die Stadtverwaltung erst vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und danach auch mit der Beschwerde vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster. Das Standbild verstoße nicht gegen das Denkmalschutzrecht, diese Entscheidung sei „unanfechtbar“ – so entschied die zuständige OVG-Kammer. Somit stand die Ampel für die Lenin-Statue endgültig auf „Grün“.
Lenin-Statue wird auf Grund und Boden der MLPD aufgestellt
Doch nicht nur die Verwaltung, auch Vertreter der anderen Parteien wie SPD, CDU und Bündnis-Grüne hatten ihrem massiven Unmut über die Pläne öffentlich Luft gemacht, von einer „Schande für den Stadtteil Horst“ gesprochen und angekündigt, die Statue unter allen Umständen verhindern zu wollen. Doch eine von der CDU angeschobene Online-Petition stieß auf eine ernüchternd schwache Resonanz. Auch anderer Protest verhallte wirkungslos. Denn: Die Statue wird auf einem Grundstück an der Ecke Schmalhorststraße/An der Rennbahn errichtet, das der MLPD gehört. Sie bebaut also ihren eigenen Grund und Boden.
„Der Antikommunismus ist bei uns in Deutschland fast eine Staatsreligion. Unsere Gegner wollen in uns keine politische Strömung sehen, die gleichberechtigt zu unserer Gesellschaft dazugehört“, so Fechtner. Genau deshalb wolle man die Statue am Samstag im Rahmen des überparteilichen Aufrufes „Gib Antikommunismus keine Chance!“ enthüllen.