Gelsenkirchen-Bismarck. Der „Rote Salon“ im Theater Consol in Gelsenkirchen bietet ein Podium zur Diskussion über die Kulturarbeit. Macher und Kandidaten im Gespräch.

Der Heimvorteil gilt nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Bühne. Die Bedeutung des 13. Septembers 2020 stellte André Wülfing im Theater Consol denn auch gleich zur Begrüßung klar: Spielzeiteröffnung - „jedenfalls planen wir in die Richtung“. Abhängig von den Corona-Auflagen. Die Kommunalwahl am selben Tag wird wohl nicht verschoben, und so hatte denn das Haus auf dem Zechenareal an der Bismarckstraße zum „Roten Salon“ mit Spitzenkandidaten und Sprechern der Parteien und Mitarbeitern der Kunst- und Kulturszene Gelsenkirchens geladen. Kultur und Kulturförderung war das Thema.

Unter Abstands-Auflagen

Nach einigen rein digitalen Ausgaben dieser Tischgespräche war diese Ausgabe des „Roten Salons“ wieder als echtes „Tischgespräch“ geplant und wurde außerdem per Live-Stream im Netz übertragen. Wie einige andere unter Abstandsregeln, wirkte auch die Szenerie skurril: Etwa 20 Gäste in den Sitzreihen, weit auseinander platziert, ein Halbrund aus einem guten Dutzend Tischen auf der Bühne für die Akteure, statt wie gewohnt in der Kellerbar. „Allerdings ohne Tischmikrophone“, räumte André Wülfing für das Haus ein, denn für die gäbe es ansonsten kaum Verwendung.

„Tischgespräche“ einmal anders brachte der „Rote Salon“ im Theater Consol Gelsenkirchen bei der Diskussion zur Kultur, hier Ali Akyol (Wählerinitiative WIN, vorn) und André Wülfing (Theater Consol).
„Tischgespräche“ einmal anders brachte der „Rote Salon“ im Theater Consol Gelsenkirchen bei der Diskussion zur Kultur, hier Ali Akyol (Wählerinitiative WIN, vorn) und André Wülfing (Theater Consol). © WAZ | Uli Kolmann

Wülfings Vorgaben wurden beachtet: kein „Fernsehduell“, „auf Augenhöhe“, „Impulse“ und „ohne Köpfe einschlagen“, und die Teilnehmer vermieden somit Angriffe ebenso wie Wahlkampf-Versprechen oder spontane Koalitionen. Einigkeit herrschte bei der Einschätzung, Kultur könne wie ein Grundnahrungsmittel betrachtet werden, vor allem aber seien bei einer Größenordnung von gerade einem Prozent im aktuellen Konjunkturpaket des Bundes für diesen Sektor keine großen Sprünge möglich.

Kultur, Kunst und Bildung

Sehr wohl wurde der Begriff „Kultur“ erweitert und zunächst nicht von „Kunst“ getrennt, müssten auch etwa „Kneipenkultur und Nachtleben“ mit betrachtet werden, aber auch kulturelle Bildung in Kindergärten oder Schulen. Andererseits, wiederum dem Heimvorteil auf Consol geschuldet, sei Kulturarbeit für viele Zeitgenossen auch schlicht Broterwerb, in Zeiten des Corona-Kontaktverbotes ein entsprechend hartes Brot.

Entwicklungsplan als Sicherheit

Die Tischsitten wurden gewahrt, die Grund-Harmonie blieb erhalten für gut zwei Stunden, so dass André Wülfing und Georg Kentrup für die Theater- und Diskussionsleitung zusammenfassen konnten: Ein Kultur-Entwicklungsplan und damit eine strukturelle, verlässliche Förderung der Aktivitäten im Gesamtfeld Kultur sowie eine Bestandserhebung für den Bedarf in den einzelnen Stadtteilen ist im Interesse aller Beteiligten, „dezentral und bürgernah“. Eine „Kultur des Miteinanders“ könnte einen Weg darstellen, Gelsenkirchens Szene so weiter zu entwickeln, dass sie einer lebendigen Großstadt entsprechen würde.

Info und Kontakt

In der aktuellen Spielzeit befasst sich der Rote Salon mit verschiedenen Perspektiven auf das Thema Arbeit und Arbeitswelt, jeweils quartalsweise und zurzeit überwiegend per Live-Stream. Unter den Pandemie-Beschränkungen sind die nächsten Termine in den Programm-Reihen, Gejazzt, Konzertmeditation, Congenial und „donnerstags“ noch nicht festgelegt.

Weitere Informationen im Consol Theater Gelsenkirchen, Bismarckstraße 240, 0209 9 88 22 82, Bürozeiten montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, in der aktuellen Situation ist die Theaterkasse momentan leider geschlossen.

Kentrup allerdings warnte auch vor Untätigkeit in Politik und Verwaltung, weil sonst viele Kreative aus der Stadt abwandern könnten, denn jetzt müsse man als Kulturschaffender den Standort „Gelsenkirchen schon sehr, sehr wollen“. https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/article228149537.ece