Gestern war der Unesco-Welttag des Buches. Da passt der Literatur-Schwerpunkt gut – da ersetzt gute Lektüre den Urlaub ohne Reisen.
Von Buer in die Welt
Gestern war der UNESCO-Welttag des Buches. Da passt der heutige Literatur-Schwerpunkt dieser Rubrik gut – zumal es in diesen Zeiten von Urlaub ohne Reisen vielleicht einer geeigneten Lektüre bedarf.
Gleich mehrere Bueraner haben Karriere als Autor gemacht. So wie C. C. Bergius. Im Jahr 1910 wird er in der westfälischen Stadt geboren unter dem Namen Egon-Maria Zimmer. Früh schlägt sein Herz für die Fliegerei. Seine Berufung macht er zum Beruf, ist zunächst Fluglehrer, dann Wetterflieger und Testpilot und später, im Dritten Reich, Pilot des Rüstungsministeriums. Nach dem Krieg ist Schluss damit. Er widmet sich dem Schreiben, gründet zunächst einen eigenen kleinen Verlag und wählt sich den Künstlernamen C.C. Bergius. Was folgt, ist beeindruckend: Die Bücher des Bueraners werden in neunzehn Sprachen übersetzt, insgesamt werden elf Millionen Exemplare gedruckt.
Wochenlang steht der Roman „Das Medaillon“ auf den deutschen Bestseller-Listen. Darin dient Bergius ein geheimnisvolles Schmuckstück als Bindeglied zwischen den Zeiten, in denen sein historischer Liebesroman spielt. Jener nimmt zunächst mit ins Alte Ägypten, dann nach Rom zu Zeiten Neros, ins Spanien der Inquisition und abschließend ins Frankreich der Revolution. Der Roman ist flüssig zu lesen, weiß das Interesse zu binden ohne den Anspruch zu erheben auf große Literatur. Antiquarisch ist er (auch online) gut erhältlich.
Von Buer in die DDR
Dieses Leben könnte glatt verfilmt werden: Als Sohn eines Bauarbeiters wird Eduard Claudius unter dem bürgerlichen Namen Eduard Schmidt 1911 in Buer geboren. Der gelernte Maurer geht 1929 auf die Walz, zieht durch Spanien, Italien, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Sein politisches Interesse aber wird, in jenen bewegten Zeiten, immer größer. Als Mitglied der KPD flieht er zunächst in die Schweiz, dann nach Spanien, ist an beiden Orten im Untergrund tätig. Wieder muss er fliehen, kehrt zurück in die Schweiz, wo er 1938 interniert wird. Die Abschiebung nach Deutschland kann der Autor Hermann Hesse durch seine Fürsprache verhindern.
Gleich nach dem Krieg erhält Eduard Claudius einen Posten als Pressechef des bayrischen Ministeriums für Entnazifizierung. Es zieht ihn zurück ins Revier, doch wie viele Kreative sieht er seine Zukunft eher in der Ostzone. Mit der Veröffentlichung von „Menschen an unsrer Seite“ gelingt ihm 1951 der Durchbruch. Sein Buch gilt als „Pionierwerk sozialistischer Gegenwartsliteratur“. Das Werk beschreibt eine Momentaufnahme aus dem Leben von Hans Aehre. Er ist Aktivist und dem Regime zutiefst verbunden, erntet dafür aber in seiner Fabrik vor allem Missgunst. Literarisch kunstvoll ist Eduard Claudius Milieustudie der frühen DDR, flüssig lesbar ist das kleine Büchlein obendrein.
Parallel zum Schreiben ist Eduard Claudius im diplomatischen Dienst der DDR aktiv, ist drei Jahre Generalkonsul in Syrien, dann Botschafter der DDR in Nordvietnam. Wieder in der DDR ist er von 1967 bis 1969 sogar Vizepräsident der Akademie der Künste.
Von Buer nach Birmingham
Ein Autor aus Buer ist im Hier und Jetzt besonders erfolgreich: Dr. Dan Vyleta blickt nicht nur auf erfolgreiche internationale Veröffentlichungen zurück, er hat aktuell einen Lehrstuhl an der Universität im englischen Birmingham für Kreatives Schreiben und Literaturwissenschaft.
1974 in Buer geboren zieht es ihn früh hinaus in die Welt. Auf das Studium in England folgen Stationen in Berlin und Kanada, wo er sein Erstlingswerk „Pavel und ich“ schreibt – einen packenden Roman, der im Berlin der Nachkriegszeit spielt und so spannend ist, dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Er beschreibt eindrücklich die Verhältnisse, die Nöte der Menschen, auch bereits der ganz jungen. Mittlerweile hat Dan Vyleta vier Romane veröffentlicht. Sie alle wurden ins Deutsche übersetzt.
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