Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen will noch mehr Menschen für das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Alltag gewinnen. Dafür wird kräftig investiert.
Das Fahrrad wird für immer mehr Menschen zur echten Alternative bei ihren täglichen Touren durchs Stadtgebiet. Jeder, der auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen auf sein Auto verzichtet und stattdessen in die Pedalen tritt, tut dank der Bewegung nicht nur etwas für den eigenen Körper, sondern schont auch die Umwelt. „Wir wollen ein Bewusstsein für die Vorteile des Radfahrens schaffen, so dass immer mehr Menschen den Umstieg wagen“, erläutert Stadtbaurat Christoph Heidenreich. Daher hat es sich die Stadt zum Ziel gesetzt, im Rahmen der „Programmplanung Radverkehr“ die Infrastruktur und das Streckenangebot kontinuierlich zu verbessern. Hier eine Übersicht über geplante und bereits durchgeführte Vorhaben.
Rad-Servicestationen
42 Tankstellen gibt es auf Gelsenkirchener Stadtgebiet, 41 davon bieten allen Zweiradfreunden bald eine Rad-Servicestation. Dahinter verbirgt sich eine stahlblaue Metallstele, in derem Inneren nicht nur eine Palette aus Reparaturwerkzeug, sondern auch eine Fußpumpe für „platte“ Fahrradreifen zu finden ist. Die Nutzung ist kostenlos. „Drei dieser Stationen stehen bereits, die anderen sollen bis Ende Juni folgen“, sagt Peter Föcking, der für den Radverkehr zuständige Ingenieur beim Referat Stadtplanung.
„Jeden Tag kommen Radfahrer zu uns und brauchen Hilfe“, berichtet Helmut Rathmann. Er ist seit 2002 Pächter der Aral-Tankstelle an der Vom-Stein-Straße in Buer, an der besagte Servicestation bereits zu finden ist. Diese wurde direkt neben der Autowaschanlage platziert. „Wir stellen der Stadt für dieses Vorhaben den Platz auf unserem Gelände kostenfrei zur Verfügung“, betont Michael Cap, Tankstellenbezirksleiter der Aral AG.
Zu den 41 Servicestationen an den Tankstellen kommen neun weitere an beliebten Radfahrpunkten – etwa an der Erzbahnbude, im Arena-Park, am Rathaus Buer oder am Hans-Sachs-Haus. Kosten für die Stadt: rund 2000 Euro pro Station.
Neue Nord-Süd-Verbindungen
Da die Kurt-Schumacher-Straße wegen ihrer Beschaffenheit und eines hohen Verkehrsaufkommens von Radfahrern gemieden wird, hat die Stadt zwei neue Nord-Süd-Strecken ausgeschildert, die das Stadtzentrum mit Buer verbinden. Die Ostroute erstreckt sich über zehn Kilometer und ist damit nur rund 700 Meter länger als die „Direktverbindung“ über die Kurt-Schumacher-Straße. Die Westroute misst zwölf Kilometer. „Wir haben auf beiden Strecken Bordsteine abgesenkt und Schutzstreifen errichtet“, erklärt der städtische Radverkehrsbeauftragte Stefan Behrens. Die Dammstraße in der Feldmark und Theodor-Otte-Straße in Sutum sollen noch zu Fahrradstraßen umgebaut und neu asphaltiert werden. Auch an der Hans-Böckler-Allee soll ein Bereich für Radfahrer auf der Straße geschaffen und der Platz für den Auto- und Lkw-Verkehr dadurch verengt werden. Zudem ist der Bau zusätzlicher Beleuchtungen für die Radstrecke – etwa im Umfeld der Kanalschleuse – laut Stadtbaurat Heidenreich beschlossene Sache. Bereits erhöht wurden die stählernen Geländer der Brücken, die in Buer über den Stadionring und in Heßler über die A 42 führen. Das erhöht die Sicherheit bei möglichen Stürzen an diesen Stellen. Kosten: 80.000 Euro. In 2020 stehen zudem noch Bauarbeiten an der Willy-Brandt-Allee, dem Ostring und der Adenauerallee an.
Leihräder
Die Stadt kooperiert mit dem Anbieter „Metropolradruhr“. Dieser stellt derzeit an 18 Stationen im Stadtgebiet rund 100 Leihräder zur Verfügung. „Zuletzt haben wir 400 bis 600 Ausleihen pro Monat verzeichnet. Tendenz: stark steigend“, sagt Radverkehrsbeauftragter Behrens. Eine der Ausleihstellen befindet sich direkt am Technischen Rathaus in Buer. Dort soll zeitnah auch eine neue Radabstellanlage entstehen, die rund 40 abschließbare Stellplätze bereithalten soll. Nutzungsgebühr pro Tag: ein Euro. „Die Anlage soll im nächsten Jahr fertig sein und wird 120.000 Euro kosten“, so Behrens. Sie bietet allen Radlern saubere, trockene und sichere Abstellmöglichkeiten. Vom Design passt sie sich an den frisch renovierten ZOB in Buer an.
Bike-Ports
Zu den auffälligen, neuen Parkmöglichkeiten gehören künftig neun so genannte Bike-Ports. Dieses Produkt stammt aus England. Es handelt sich um Stahlbügel zum Abstellen in Form eines riesigen, königsblauen Fahrrades. Sie sollen laut Peter Föcking auch als ein Werbemittel dienen, um Autofahrer zum Umstieg aufs Fahrrad zu überzeugen. Der erste Bike-Port steht am ZOB in Buer. Die acht weiteren folgen in den nächsten Wochen – etwa am Ückendorfer Platz oder vor der „Flora“ an der Florastraße. Kostenpunkt pro Exemplar: 6000 Euro. Aber nicht nur die Stadt, auch der FC Schalke 04 hat 50 neue Fahrradbügel vor seinem Regionalliga-Stadion (altes Parkstadion) aufgestellt. Bei Heimspielen der Profis in der Arena (sowie allen künftigen Großveranstaltungen dort) gibt es nun 200 bewachte Fahrradstellplätze an den Eingängen West und Ost.
Werbeaktionen
Die Stadt wirbt bis Ende des Jahres auf der Rückseite von fünf Bogestra-Bussen und appelliert dort im Großformat an alle Auto- und Lkw-Fahrer, beim Überholen von Fahrradfahrern den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter einzuhalten. Zudem gibt es seit wenigen Wochen ein Werbefahrrad, das die Stadt bei Festen, Sicherheitstagen oder Schulbesuchen einsetzt. „Dort verteilen wir Werbematerial und weisen auf das Angebot für Radler hin“, erklärt Susanne Strothotte, Planerin im Referat Verkehr. Mit Hilfe zweier studentischer Kräfte war sie es auch, die zuletzt die Datenbestände zur Fahrrad-Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht und digitalisiert hat.
1,4 Millionen Euro stehen Stadtplaner Föcking in 2020 für die Verbesserung der Radler-Situation zur Verfügung. „Diese Summe werden wir auch voll ausschöpfen“, verspricht er. Im Vorjahr hatte die Stadt von 1,2 Millionen Euro nur die Hälfte abgerufen. Die restliche Summe verfiel.
Daten und Fakten
In Gelsenkirchen gibt es laut Stadt derzeit 181 Kilometer Radwege. Hinzu kommen knapp 20 Kilometer „Schutzstreifen“, das sind Radfahrerspuren auf der Fahrbahn, sie sind besonders markiert. Hinzu kommen 129 Kilometer Wirtschaftswege und selbstständig geführte Radwegetrassen.
Wer Verbesserungsvorschläge für das hiesige Radwegenetz hat, kann sich telefonisch melden: 0209/169 47 21.