Gelsenkirchen-Hessler. Mit Hochdruck ist das Freibad in Gelsenkirchen-Heßler an den Start gegangen. Hier sollen Erkenntnisse für die weiteren Anlagen gesammelt werden.
Es geht noch längst nicht wieder alles, aber es geht, und die Gäste sind zufrieden, die Mitarbeiter entspannt. Als erstes der Gelsenkirchener Bäder hat das Freibad am Jahnplatz wieder seinen Pforten geöffnet, allerdings unter Auflagen des Hygieneschutzes. Die Traditionsanlage mitten in der Siedlung an der Kanzlerstraße übernimmt außerdem die Vorreiterrolle für die anderen Anlagen der Stadt, wenn’s hier klappt, stehen die Zeichen langsam auch wieder besser für alle anderen.
Mitarbeiter in Kurzarbeit
Und es klappt gut, die Mitarbeiter müssen schwer hinter den Kulissen gewirbelt haben. „Üblicherweise fangen wir so Mitte März an“, erzählt Betriebsleiter Frank Hansch und blinzelt in den blauen Himmel des Eröffnungstages. „Jetzt mussten wir erst einmal die Leute aus der Kurzarbeit zurückholen.“ Diesmal blieb erheblich weniger Zeit, um den gewohnten Standard zu erreichen und die zusätzlichen Anforderungen der Corona-Zeit zu erfüllen.
Vor dem Eingang machen rot-weiße Sperrgitter gleich klar, es ist längst nicht alles wie immer. Spender mit
Desinfektionsmittel stehen bereit, beim Eintritt werden die Besucher über den Bereich der Damen-Umkleiden gelotst, über die Herren-Abteilung geht’s am Ende wieder hinaus.
Ampel vor der Dusche
Ganz neu ist die Ampel an der Dusche, es soll sich immer nur eine Person drinnen aufhalten, das wird per Bewegungsmelder registriert. Draußen ist das Planschbecken abgesperrt, „da ließe sich der Abstand einfach nicht einhalten, das ist zu klein dafür“, die Startblöcke sind auch mit Flatterband aus dem Verkehr gezogen.
Kein Einbahn-Schwimmen
„Aber ein Einbahn-Schwimmen haben wir hier nicht eingeführt“, erklärt Hansch, „da setzen wir einfach auf die Verantwortung und das Verständnis der Badegäste“. Die werden mit grell pinker Leuchtfarbe am Boden in die richtige Richtung gelotst, aneinander vorbei durch die „Durchschreitebecken“ und rund um das 50-Meter-Becken.
Es kann natürlich noch alles anders kommen, aber direkt nach dem Start ist die Atmosphäre im Jahnbad sehr entspannt. Die Schwimm-Meister Holger Kortmann und Enrico Karl können wohl einer entspannten Schicht entgegen sehen. „Aber wir konnten ja nicht wissen, ob die uns hier am ersten Tag praktisch gleich überrennen.“ Immerhin, ein paar haben wohl etwas genörgelt wegen der ungewohnten Umständlichkeiten, aber jetzt sind alle froh, dass wieder was geht.
310 Besucher dürfen sich maximal gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten, gerade 40 sind es direkt zum Start. Selbst die Gruppen auf den Liegewiesen, die auch noch rechtzeitig wieder in Form gebracht werden konnten, sind artig ein bisschen weiter auseinandergezogen. Gut gelaunt zeigt sich eine bunte Clique in ihrer „VIP-Lounge“ mit aufblasbaren Sesseln und Musik per Smartphone.
Anstoßen auf den Start
„Wir sind extra aus Resse angereist“, wird bei einem Sektchen geflachst, „und aus Hüllen, aus Erle, und natürlich Schalke“. Eine regelrechte „Jannek“-Familie, eben mit Blick auf den Jahnplatz, die sich hier über die Jahre kennen gelernt hat. In der nächsten Woche hofft die Runde, auch langsam wieder komplett zu werden.
Böse Überraschungen für den dann doch plötzlichen Saisonstart hat Bäder-Bereichsleiter Frank Hansch nicht erlebt. „Normalerweise hätten wir, nachdem das Wasser aus dem Winter abgelassen war, alles noch mal mit Chlorkautschuk gestrichen“, aber so wurde dann alles eben unter Hochdruck flottgemacht. Ja, schon, so ein paar kleine Risse, die gab es in der Beckenwand, die konnten aber fix geflickt werden.
Neustart
Eine ungewöhnliche Saison hat auch für die Bäder begonnen. In einer Broschüre stellen die Stadtwerke Gelsenkirchen gleich am Eingang dar: „Grippe- und Coronaviren werden nach derzeitigem Wissenstand nicht über das Badewasser übertragen.“
Damit bestehe im Schwimmbad kein erhöhtes Infektionsrisiko, es gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen, die in allen anderen öffentlichen Gebäuden auch angezeigt sind. Info unter www.baeder-gelsenkirchen.de, 0209 95 440.
Das war schon anders, kramt er aus dem Nähkästchen. Dass mit dem fehlenden Wasserdruck, der über den Winter ja gehalten wurde, vor der Grund reinigung plötzlich „so zehn, zwölf Quadratmeter Wandfläche rausgebrochen sind“. Immerhin ist das Traditionsbad noch klassisch gemauert.
„Aber jetzt geht es nicht auf Tempo für die anderen Bäder“, stellt Hansch klar, „wir müssen den Schutz der Besucher sicherstellen und tun, was geeignet und vertretbar ist“. Aber nach den positiven Erfahrungen aus dem Freibad sieht es gut aus, in Etappen immer mehr Bäder wieder an den Start zu schicken.