Corona trifft die Kunstszene in Gelsenkirchen hart. Einige Kreative aus Buer erzählen, wie sie Auftrittschancen und die Zukunft einschätzen.

Erst sprachen alle über Schließungen, nun über Lockerungen. Große Unsicherheit aber herrscht noch unter Künstlern und Kreativschaffenden im Stadtnorden. Wie alle aus ihrer Zunft wissen sie nicht, ob, wie und wann es weiter gehen kann.

Kultur im Café 42

Konzerte – hier beim  Rock 'n' Roll Circus – werden üblicherweise im Cafe-42 veranstaltet. Im Bild: die Band „Kryptonite
Konzerte – hier beim Rock 'n' Roll Circus – werden üblicherweise im Cafe-42 veranstaltet. Im Bild: die Band „Kryptonite". © FFS | Michael Korte

Es ist eine renommierte Adresse für kleine Formate, für Off-Projekte und Kleinkunst: das Café 42. In der Krise reagierte man schnell, rief eine Reihe von Minikonzerten ins Leben, die dann live ins Netz gesendet wurden. Einen „netten Service für Stammbesucher“, nennt das Initiator Michael Meyer und macht deutlich, „das ersetzt nicht das Normale“. Über eventuelle Veranstaltungen ab September denkt er auch noch nicht konkret nach. Unter den aktuellen Bedingen sei das kaum möglich. „Bei uns passen, unter den neuen Auflagen, vielleicht zehn Gäste rein. Das macht keinen Sinn. Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr nicht mehr viel passiert.“

Trias-Theater

Ernüchtert ist auch Schauspieler Ulrich Penquitt, dessen Theaterprojekte derzeit komplett ruhen. „Ich war, auf Einladung der Bezirksregierung, in Münster. Da wurde gesagt, man erwartet erst zum September 2021, dass sich wieder ein normaler Spielbetrieb einstellt.“ Und unter den aktuellen Gegebenheiten, mit nur wenigen Zuschauern, könne man schlicht nicht wirtschaftlich arbeiten. „Was ich als lähmend empfinde ist, dass man gar nicht weiß, kann man mit dem Proben loslegen, kann man im Winter Aufführungen planen oder nicht. Dieses faktische Berufsverbot, das belastet mich und ist ziemlich deprimierend.“

Theatermann Ulrich Penquitt (M., mit der Produktion „„neunzehnvierundachtzig“ des Trias Theaters) sieht 2020 kaum Auftrittschancen.
Theatermann Ulrich Penquitt (M., mit der Produktion „„neunzehnvierundachtzig“ des Trias Theaters) sieht 2020 kaum Auftrittschancen. © Trias Theater

Kaffeehauskonzerte

Im Café Albring-Rüdel stehen die Planungen für die nächste Spielzeit ab September. Das allerdings war auch schon vor der Krise so. „Die Verträge sind gemacht, die Termine stehen – jetzt hoffen wir, dass das auch funktioniert“, sagt Jörg Brücker, einer der Programmchefs. Allerdings: Mit nur halber Publikumszahl gehe es nicht. „Entweder ganz oder gar nicht. Wir haben so hochwertige Künstler engagiert, wenn wir nicht voll belegt sind, zahlen wir drauf.“ Würden die Auflagen also weiter bestehen, müsse man alle geplanten Termine verlegen. Grundsätzlich jedoch sei man optimistisch. „Das sind wir immer.“

Ausstellungen im Kunstkiosk

Seit einigen Tagen bereits ermöglicht Initiatorin Brigitte Böcker-Miller interessierten Gästen den Besuch der kleinen Galerie. Dort hängt keine aktuelle Ausstellung. Vielmehr erhalten Kreativschaffende einen Raum, ausgewählte Arbeiten zu zeigen. Daraus ergibt sich eine facettenreiche Gemeinschaftsausstellung. In dieser sind zum Beispiel einige Fotos zu sehen von Gudrun Moselewski, Bärbel Frank zeigt einen Mix aus Fotografie, Collage und Installation, Marion Falkowski stellt Panoramen aus dem Ruhrgebiet aus. Der Besuch am Nordring 33 erfordert eine vorherige Terminabsprache. Kontakt: 0209-9332929.

Der Kunstkiosk in Buer von  Inhaberin und Betreiberin Brigitte Böcker-Miller öffnet nach Terminabsprache.
Der Kunstkiosk in Buer von Inhaberin und Betreiberin Brigitte Böcker-Miller öffnet nach Terminabsprache. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Trinity Brass sagt Konzert ab

Die beliebten Konzerte des evangelischen Bläser- und Posaunenchores „Trinity Brass“ sind für viele Fans fester Bestandteil im Jahreslauf. Nun sagt Chorleiter Hans-Günter Nowotka das 25. Serenadenkonzert, geplant für Sonntag, 14. Juni, ab. Immerhin, nach Pfingsten werde man nach langer Pause wieder zu den Instrumenten greifen. Gemeinsame Proben aber sind undenkbar. Zunächst beschränkt er sich auf Einzelunterricht. Wann ein nächstes Konzert möglich ist, sei unklar. Die Auflagen dafür seien streng: Zwischen jedem Bläser müsse ein Abstand sein von drei bis fünf Metern. „Jetzt stellen sie sich mal vor, 25 Bläser spielen unter freiem Himmel.“ Eine so große Fläche gebe es gar nicht. „Ich träume davon, dass wir das Serenadenkonzert Anfang September spielen können“, ist nun die Hoffnung.