Buer. . Der Süden zu Gast im Norden: Unter diesem Motto präsentiert der Kunstkiosk Buer Fotos von Regina Klein. Sie zeigen Motive aus dem Rheinelbe-Park.
Hier der Norden, dort der Süden: Dass nach wie vor etliche Gelsenkirchener ihre Stadt nicht als Einheit wahrnehmen – aus dieser Not macht „Kunstkiosk“-Betreiberin Brigitte Böcker-Miller eine Tugend. Unter dem Motto „Der Süden zu Gast im Norden“ hat sie Regina Klein, Buchbinderin in der Ückendorfer Künstlersiedlung Halfmannshof, eingeladen, Fotoarbeiten in Buer auszustellen. „Wir möchten so zu einer Annäherung der Menschen jen- und diesseits des Kanals beitragen“, so die Galeristin. Es ist auch der Auftakt einer Zusammenarbeit mit der Projektwerkstatt 50plus.
Was Regina Klein da über den Kanal nach Buer befördert hat, sind großformatige Farbfotos eines Spaziergangs durch den Industrie- und Skulpturenwald Rheinelbe – den manch Bürger aus dem Stadtnorden womöglich tatsächlich noch nicht besucht hat. Die Arbeiten der 70-Jährigen dürften freilich genau dazu ermuntern, liefern sie doch faszinierende Einblicke in eine künstlerisch akzentuierte Natur, die sich die alte Industriehalde zurückerobert.
„Ich will Stimmungen und Wesentliches einfangen“
„Ich will Stimmungen und Wesentliches einfangen“, umschreibt Regina Klein ihre Herangehensweise. Ausgerüstet mit einer Digital-Kamera, lässt sie sich bei ihren Spaziergängen treiben. Da ist etwa die Stützmauer der Halde, die sie mal aus der Totale und mal en detail zeigt, den Blick gerichtet auf die unterschiedlich großen, verwitterten Steine, die von einem großen Drahtgeflecht zusammengehalten werden. Oder die gewaltigen Tore, die Künstler Herman Prigann einst auf vertikal aufgestellten Eichenstämmen platzierte, dann aber aus Sicherheitsgründen abgebaut werden mussten. Stark verwittert ist das Holz mittlerweile und übt doch in Kombination mit dem Beton einen interessanten Reiz aus.
Ihre Bilder erzählen Geschichten
Ob nun Treppenanlage, Windwaage oder Bunker: Mit vielen Motiven verbindet Regina Klein persönliche Erinnerungen oder (erfundene) Geschichten. „Meine Schwiegermutter hat sich 1944 bei Bombenalarm mit ihrem Baby in den Rheinelbe-Bunker geflüchtet, wurde aber wieder herausgeschickt, weil das Kind so geschrien hat. Sie hat dann woanders Zuflucht gefunden“, berichtet die Fotografin, für die die Kamera oft genug wie ein Vergrößerungsglas wirkt, durch das sie ihre Umgebung intensiver wahrnimmt. „Die Nikon ist mein drittes Auge“, erklärt sie.
Kooperation mit Projektwerkstatt 50plus
Vernissage am 1. Juni
Die Ausstellung mit Fotos von Regina Klein wird am Samstag, 1. Juni, 14 Uhr, im Kunstkiosk am Nordring 33 in Buer eröffnet. Zu sehen sind die Bilder bis Samstag, 29. Juni.
Danach können die Arbeiten samstags in der Zeit von 14 bis 17 Uhr, besichtigt werden. Es ist aber auch möglich, einen anderen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Kontakt: 0209 933 29 29 oder 0209 148 84 98 (info@projektwerkstatt50plus-gelsenkirchen.de).
Am PC nachbearbeitet wird bei ihr so gut wie nie ein Bild, und so wirken die Arbeiten ungeheuer authentisch, fast wie eine visuelle Aufforderung, Geschichten zu den abgebildeten Baumstämmen oder von Grün durchzogenen Paletten zu erfinden.
Mit Regina Kleins Ausstellung startet Brigitte Böcker-Miller eine Kooperation mit der Projektwerkstatt 50plus mit dem Ziel, „Senioren die Möglichkeit zu bieten, ihre künstlerischen Aktivitäten einem größeren Publikum zugänglich zu machen“, so die Bueranerin.