Gelsenkirchen-Buer. Unternehmen im Nordringhaus ist trotz Corona auf Wachstumskurs. Neubau kostet eine Million. Bewegungscourt und Laufschule sind bereits eröffnet.

Krisenstimmung wegen Corona? Peter Friedrich, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Come Back in Buer, winkt ab. "Als Selbstständiger habe ich schon so viele Krisen erlebt. Ich bin sturmerprobt und fest davon überzeugt: Wir werden gestärkt daraus hervorgehen." Sagt es und ist schon ein paar Monate weiter, bei seinem neuen Ein-Millionen-Projekt. Ende des Jahres soll Baustart sein für ein überdachtes Schwimmbad im Innenhof des Nordringhauses, Sitz seines Reha-Sportzentrums mit Physiotherapie und betrieblichem Gesundheitsmanagement.

Schon seit vielen Jahren bietet das Come Back als, so Friedrich, "größte Schwimmschule in Gelsenkirchen", Baby- und Kinder-Schwimm-Kurse am Urban-von-Vorst-Weg an. Allein: "Wir platzen aus allen Nähten. Die Nachfrage ist so hoch, dass wir sie nicht völlig bedienen können und Wartelisten haben", setzt der 60-Jährige nun zusätzlich auf ein eigenes, rund 14 Meter langes, etwa acht Meter breites Becken - und einen NRW-Zuschuss durch die kommunale Sportstättenförderung.

Gelsenkirchener können trainieren wie die Kicker von Real Madrid

"Wir haben 850.000 Euro beantragt. Gelsensport sammelt die Förderanträge bis Ende Juni ein und entscheidet dann kurzfristig über die Mittel", hofft der Geschäftsführer auf eine Berücksichtigung. Dann könnten seine Schwimmlehrer mehr als 60 Kinder- und Erwachsenenkurse anbieten. "Wir müssen es hinkriegen, dass mehr Kinder schwimmen lernen." Mögliche freie Kapazitäten sollen Vereinen oder Gruppen zur Verfügung gestellt werden. "Davon profitieren alle."

Das geplante Schwimmbad soll freilich nicht die einzige Investition in die Zukunft bleiben. Bereits kurz nach den ersten Lockerungen des Corona-Lockdowns hat das Come Back den ersten Teil eines neuen Bewegungs-Courts in Betrieb genommen, der laut Friedrich einzigartig in Gelsenkirchen ist - und große Vorbilder hat: "Real Madrid trainiert damit seine Profikicker."

Bewegungscourt trainiert Körper und Geist

"Im Mittelpunkt steht eine Förderung sowohl der motorischen als auch der kognitiven Fähigkeiten durch Querverschachtelungen im Hirn", skizziert er. Konkret: Digital angeleitet, müssen die Sportler Fragen beantworten oder Aufforderungen folgen, indem sie auf eines von neun Feldern auf dem Boden springen - ähnlich wie bei dem TV-Kinder-Klassiker "Ein, zwei oder drei", allerdings deutlich schweißtreibender.

"So können Kinder und Erwachsene etwa Mathe oder Englisch lernen und zugleich körperlich fit werden. Möglich sind die unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade aus den verschiedensten Themenbereichen. Außerdem macht das tierisch viel Spaß", ist Friedrich selbst ganz begeistert von den Möglichkeiten des PC-Programms, für das er das Sport-Zentrum im Nordringhaus auch räumlich - nach oben hin - erweitert hat.

Neue Räume für Koch-Gruppen und Seminare

Der größere Bewegungs-Court soll etwa Ende Juni im zweiten Obergeschoss eröffnet werden - eine fünf mal fünf Meter große Spielfläche. Der kleinere, drei mal drei Meter große Court findet sich schon jetzt im Erdgeschoss. In der zweiten Etage geplant ist auch ein weiterer Schulungsraum für Vorträge, der - ebenso wie zwei, drei Küchenzeilen - von auswärtigen Gruppen oder Vereinen gebucht werden kann. "Wir bieten schließlich auch selbst Seminare für betriebliches Gesundheitsmanagement an", so Friedrich.

Kurz: Was er schon lange plant, mag er sich nicht durch das Coronavirus durchkreuzen lassen. "Die Leute werden durch die Pandemie viel bewusster mit ihrer Gesundheit umgehen. Da müssen wir entsprechende Angebote machen, nicht nur online, sondern ganz real."

Neue Laufschule trainiert Kraft, Beweglichkeit und Koordination

Was Friedrich besonders freut: "Unsere neue, in Gelsenkirchen einzigartige Laufschule wird sehr gut angenommen." Dabei wird per Video zuerst der Laufstil analysiert, um dann Kraft, Beweglichkeit und Koordination gezielt zu trainieren.

Völlig unbelastet sei das Unternehmen zwar nicht durch die Krise gekommen: Die 40 Festangestellten mussten bis auf eine Ausnahme in Kurzarbeit gehen und die Zahl der 20 Aushilfen auf fünf reduziert werden. Aber Jammern ist Friedrichs Sache nicht. Die Firma konnte eine Soforthilfe in Anspruch nehmen und profitiert vom Physiotherapie-Rettungsschirm. Und so blickt er optimistisch in die Zukunft. "Ich war schon immer jemand, der mit Veränderungen kreativ umgegangen ist."

Mainka Bau und Familienzentrum Netzwerk beziehen Räume im Nordringhaus

Voll vermietet ist das Nordringhaus seit einigen Wochen: Nicht nur hat das Sport-Zentrum Come Back als Ankermieter seine Flächen erweitert, auch haben die Mainka Bau GmbH sowie die Kinder-, Jugend- und Familienzentrum Netzwerk GmbH aus Gladbeck neue Räume bezogen.

Die Lingener Unternehmensgruppe Mainka mit mehr als 800 Beschäftigten, davon etwa 170 im Ruhrgebiet - vergrößert am Nordring mit 35 bis 40 Mitarbeitern seine Bürokapazitäten. Hauptanliegen sei es, die Firma im Werben um Ingenieure und Facharbeiter aus der Region zu stärken. Der Standort der Immobilie liege sehr zentral, um auf kurzem Weg Kunden im Raum Gelsenkirchen, Marl und Umgebung zu erreichen.

Günstig gelegen ist das Nordringhaus auch für die Netzwerk GmbH, eine ambulante, sozialpädagogische & traumazentrierte (teil-)stationäre Jugendhilfe. Sie erweitert dort ihren ambulanten Fachbereich, sprich: Zwölf Mitarbeiter arbeiten dort zu unterschiedlichen Zeiten mit Kindern und Erwachsenen, um sie in einer schwierigen familiären Situation - etwa bei (Verdacht auf) Missbrauch oder Gewalt - zu stabilisieren, so Sozialtherapeut Roland Jakaytis, Einrichtungsleiter und Geschäftsführer. "Unser Anliegen ist es, mit den Klienten Techniken zu entwickeln, damit sie sich im Alltag selbst helfen können."