Gelsenkirchen. Am heutigen Montag, 18. Mai, wäre der verstorbene Papst Johannes Paul II. 100 Jahre alt geworden. Wie der Pontifex ein Schalker wurde.

Dieser Montag ist ein besonderer: Am 18. Mai vor 100 Jahren wurde Karol Wojtyla geboren. Wenn die Welt sich an den späteren Papst Johannes Paul II. erinnert, werden insbesondere im Ruhrbistum die Bilder des 2005 verstorbenen Kirchenoberhauptes wieder vor Augen sein. 90.000 Menschen hatten sich am 2. Mai 1987 im Gelsenkirchener Parkstadion versammelt, um mit Johannes Paul II. Messe zu feiern – einer der größten Gottesdienste im Ruhrbistum – bis beute. Später wurde der Pontifex sogar Ehrenmitglied des FC Schalke 04.

Wie kam es dazu, dass der Papst Schalker wurde? Den Erfolg teilen sich mehrere engagierte Netzwerker wie in dem Buch „Der Papst im Parkstadion“ des Gelsenkirchener Stadtrates Christopher Schmitt (ISBN: 978-3-8375-2194-8) ebenso informativ wie unterhaltsam nachzulesen ist. Darin widmet der Jurist der blau-weißen Verbindung zum Vatikan ein ganzes Kapitel.

"Charly" Neumann und Rolf Rüssmann unter anderem als Strippenzieher

Demnach wird der mit Abstand wohl prominenteste S04-Zugang zum einen dem damaligen Mannschaftbetreuer Karl-Heinz „Charly“ Neumann zugeschrieben. Der soll dem Papamobil hinterher gelaufen sein, laut rufend und gestikulierend: „Hiermit ernenne ich Sie zum Ehrenmitglied!“ Der Papst soll daraufhin gelächelt haben. Zum anderen mitverantwortlich war Interimsmanager Rolf Rüssmann, der in Abstimmung mit Vereinspräsident Günter Siebert den werbewirksamen Coup geplant haben soll, den Kirchenführer zum Ehrenmitglied zu ernennen.

Am 29. April 1987 überbrachte eine Schalker Delegation, der Rolf Rüssmann sowie die Spieler Klaus Täuber, Walter Junghans und Olaf Thon angehörten, Bischof Franz Hengsbach eine von Siebert und dem Vizepräsidenten Herbert Schmitz unterzeichnete Urkunde, mit der dem Papst anlässlich seines Besuchs im Parkstadion die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde.

Wie man am Tag nach der medienwirksamen Urkundenübergabe in dieser Zeitung nachlesen konnte, versprach der Ruhrbischof eine „engagierte Fürbitte“ mit den Worten: „Ich werde mich sehr bemühen, dem Heiligen Vater den immer noch berühmten, immer noch standhaften FC Schalke 04 nahezubringen.“ Worauf Schalkes Vize witzelte: „Er braucht aber nicht zu jeder Mitgliederversammlung zu kommen.“ Schalkes Versammlungen waren und sind mitunter ja recht turbulent.

Segenswünsche zur Einweihung der Arena-Kapelle

Ob Papst Johannes Paul II. die Ehrenmitgliedschaft bewusst und sofort annahm, dafür gibt es keinen direkten Beweis, wie Schmitt in seinem Buch darlegt. In einer Publikation des Vereins ist dem Autor zufolge nachzulesen, der „Pontifex Maximus“ habe „dankend“ angenommen. Sogar eine Mitgliedsnummer wird genannt: 00800200. Auch das Fan-Magazin „Schalke Unser“ meldete seinerzeit „Post aus dem Vatikan“, mit der der Papst die Ehrenmitgliedschaft im Juni 1987 angenommen haben soll. Doch auf der Suche nach dieser Post im Schalke-Archiv oder in der Dokumentensammlung des Bistums Essen landete Schmitt keinen Treffer. Ebenso wenig Erfolg hatte Schmitt bei seinen Recherchen beim Vatikan.

Nicht immer aber führt der direkte Weg zum Tor. So auch hier: Die Geschichte von „Johannes Paul dem Schalker“ nimmt spätestens am 7. August 2001 ein schönes Ende. Da entsendet, wie Schmidt in seinem Buch belegt, das Staatssekretariat des Vatikans dem „Fußballverein FC Schalke 04 zu Gelsenkirchen in der Diözese Essen herzliche Segenswünsche anlässlich der Einweihung der Arenakapelle am 12. August 2001“.

Für Christopher Schmitt lässt das nur einen Schluss zu: „Papst Johannes Paul II. hat damit eine ausgesprochen enge Verbundenheit mit dem FC Schalke 04 zum Ausdruck gebracht, die darauf schließen lässt, dass er die ihm angetragene Ehrung angenommen hat.“