Gelsenkirchen-Buer. Initiatoren haben drei Varianten entwickelt. Geplant sind mindestens drei Streaming-Konzerte. Extrabreit könnten in einem Autokino auftreten.
"Rock am Dom" heißt es seit acht Jahren, das zuletzt dreitägige Musikfestival im Herzen von Buer. Im Corona-Jahr 2020 wäre der Zusatz "dezentral und digital" sicher treffender, aber immerhin soll es nicht ausfallen. "Je nachdem, wie sich die Pandemie entwickelt, haben wir unterschiedliche Szenarien erarbeitet", berichtet Initiator Andreas Szepan, der für den eigentlich geplanten Termin Ende August bereits zwei Topacts gebucht hatte: Extrabreit und Please Madame.
Variante A: Ende Mai/Anfang Juni könnte das Festival als Online-Version in drei buerschen Lokalen stattfinden: nicht mehr auf der Domplatte, aber durchaus live, in Farbe und so laut, wie es die Fans vor den Bildschirmen gerne hätten. Im Gespräch sind die Oisin Kelly Gallery an der Brinkgartenstraße, das Domgold am Russell-Platz und das Zutz an der Hagenstraße.
Gelsenkirchener Bands könnten in drei Kneipen auftreten
"Unser Partner Cooltour, der ja auch ,Bochum Total' managt, ist dabei, ein Streaming-Portal aufzubauen, über das Zuschauer interaktiv am Konzert teilnehmen. Sie können sich dann im Chat mit der Band unterhalten, Applaus oder auch Geld spenden", so Szepan.
Geplant ist, die lokal bekannten Bands The Dublinskis, 2nd Skin und Boat People jeweils als Hauptact in einer Kneipe zwei mal 45 Minuten auftreten zu lassen. "Dem Prinzip der Nachwuchsförderung möchten wir aber weiterhin Rechnung tragen, deswegen soll jeweils eine Vorgruppe 30 Minuten lang die Gelegenheit bekommen, sich zu präsentieren." Unter Wahrung der Abstandsregeln und mit den entsprechenden Desinfektions-Auflagen wären diese Auftritte ohne Publikum vor Ort möglich, ist Szepan überzeugt.
Akteure planen Anschaffung von Streaming-Ausrüstung
Bezahlt werden Bands und Technik mit Unterstützung der Sponsoren von "Rock am Dom". "Wir sind sehr dankbar, dass die Haupsponsoren, die Volksbank Ruhr-Mitte und das städtische Referat Kultur, erneut ihre Unterstützung zugesagt haben." Für die in der Coronakrise arg gebeutelten Gastwirte soll "virtuell der Hut herumgehen", zudem können Interessierte online Verzehr-Gutscheine kaufen.
"Um das Ganze nachhaltiger für unser Musikszene zu gestalten, überlegen wir aber auch, die entsprechende Basis-Technik für Video-Streaming, also Mischpult und Kamera, über ein Volksbank-Crowdfunding-Projekt zu finanzieren. Nach der Konzertreihe können wir dann das Equipment an unsere Rock-am-Dom-Mitglieder verleihen. So würde dann z.B. die Musikschule im Bunker oder auch junge Bands die Möglichkeit bekommen, eigene Videoclips zu produzieren", erzählt Szepan. Das Problem: In Corona-Zeiten ist es recht schwierig, das passende Equipment zu kaufen und rechtzeitig liefern zu lassen. "Aber wir bleiben da dran!", verspricht er.
Extrabreit und Please Madame sind als Topacts gebucht
Variante B: Die Organisatoren hoffen, gemeinsam mit anderen Akteuren in Gelsenkirchen ein Kultur-Autokino auf die Beine stellen zu können. "Das bietet sich dann nicht nur für Film- und Kulturveranstaltungen an, sondern auch für Live-Konzerte." Und so setzt Szepan darauf, dort Extrabreit aus Hagen und Please Madame aus Salzburg auftreten zu lassen. Extrabreit ("Flieger, grüß mir die Sonne"; "Hurra, hurra, die Schule brennt") gehören zu den bekanntesten Neue-Deutsche-Welle-Bands der 1980 er-Jahre, Please Madame spielen einen Mix aus Jazz, Rock, Indie und Hip-Hop.
Variante C: "Wir glauben, dass es im Sommer Lockerungen für Gastronomiebetriebe vor allem für den Outdoor-Bereich geben wird. Den Live-Musik-Kultur-Biergarten, den wir eigentlich im Robinienhof vorhatten, könnten wir uns auch für einen längeren Zeitraum auf der Domplatte vorstellen", so Szepan.
Von einer kleineren Bühne aus könnten die Akteure das passende Kultur- und Musikprogramm zum Bier oder Wein präsentieren - von Singer-Songwritern und unplugged Bands über Poetry-Slams bis hin zu Comedians. "Die lokalen Gastwirte könnten so eine größere Kundschaft bedienen und wir liefern ein interessantes Programm, bei dem auch dem Infektionsschutz Genüge getan wird."
>> Cityfest und verkaufsoffener Sonntag
Falls bis zum Spätsommer doch mehr an Veranstaltungen möglich sein sollten und das Cityfest mit verkaufsoffenem Sonntag stattfinden kann - geplant war es eigentlich vom 28. bis 30. August -, wollen die Akteure von "Rock am Dom" die Werbegemeinschaft Buer mit einem Musikprogramm unterstützen.
Andreas Szepan: "Für das Cityfest haben wir bereits jede Menge Bands gebucht. Was dann da möglich sein wird, müssen wir noch abwarten."