Buer. Das einst eintägige Experiment „Rock am Dom“ hat sich etabliert. Es lockt drei Tage lang Musikfans aus der gesamten Region nach Gelsenkirchen.
Schon heute die Musikstars von morgen erleben, umsonst und draußen: Das klingt nach entspannten lauen Sommerabenden bei „Bochum Total“. Und so ähnlich ist es auch – allerdings in Buer und auch ein paar Nummern kleiner: Was 2013 als eintägiges Experiment unter dem Namen „Rock am Dom“ startete, hat sich mittlerweile als mehrtägiges Open-Air-Spektakel in Kooperation mit dem Cityfest der Werbegemeinschaft etabliert, das sich auch in anderen Städten einen Namen gemacht hat bei Fans gut gemachter Rock-, Pop- und Indie-Musik. Niemanden freut das mehr als „Rock-am-Dom“-Erfinder Andreas Szepan (57) aus Buer, der schon gespannt der siebten Auflage vom 6. bis 8. September entgegenfiebert.
Rund sechs Wochen noch, dann geht’s wieder los mit „Rock am Dom“. Haben Sie schon Lampenfieber?
Andreas Szepan: Eher weniger. Beim siebten Mal gibt’s ja doch viel Routine, zumal wir professionelle Partner wie die Veranstaltungsagentur Cooltour haben. Ein schlechtes Gefühl hätte ich nur dann, wenn die Vorbereitungen nicht gut laufen würden. Oder wenn wir von Liquid Assets nicht genug für unseren Auftritt geprobt hätten. Insgesamt bin ich doch relativ entspannt.
Wie klappt denn die Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft?
Nach einigen Unklarheiten im letzten Jahr haben wir eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen und die Aufgaben genau verteilt bzw. Cooltour mit der Durchführung beauftragt. Nun ist festgelegt, dass die Agentur die Betreuung der Bands übernimmt mit Parkplatz-Vermittlung, Bewirtung, Infos zum Aufenthalt. Natürlich müssen wir das bezahlen, aber dafür können wir vom Förderverein uns ganz darauf konzentrieren, welche Bands wir buchen. Und auch die Kaufleute sind entlastet.
Sie vom Förderverein haben also allein die Musiker ausgewählt?
Ja. Wir haben nun einmal die Kontakte in der Szene, sind gut vernetzt. Vom Stil her wollten wir von Anfang an ein Festival mit anspruchsvollem englisch- und deutschsprachigem Rock, Pop, Funk. Das bleibt auch so in Kooperation mit der Werbegemeinschaft.
Mit Wingenfelder treten am 7. September auf der Domplatte ja die Köpfe der Kultband Fury in the Slaughterhouse auf. Wie ist Ihnen denn dieser Coup gelungen?
An denen bin ich schon seit fünf Jahren dran. Aber mit den Gagen, die die Jungs bei einem Auftritt wie zum Beispiel mit Udo Lindenberg auf einem Kreuzfahrtschiff bekommen, können wir nicht konkurrieren. Mittlerweile haben wir uns in Buer aber auch einen gewissen Ruf erarbeitet, und nun passte es einfach. In diesem Jahr ist auch erstmals mit dem Management von The Magic Mumble Jumble eine Profi-Band auf uns zugekommen und hat nach einer Auftrittsmöglichkeit gefragt. Bisher war das immer anders herum. Das zeigt, dass wir uns etabliert haben.
2015 ist ja Purple Schulz und 2018 Julia Neigel als Hauptact aufgetreten. Wie waren denn die Rückmeldungen?
Super. Purple Schulz hat auf unserer Facebook-Seite hinterlassen: „War das schön bei Euch in Gelsenkirchen-Buer! Danke, dass ich vor Eurem Dom spielen durfte. Das ist immer DIE richtige Location für’ne kölsche Jung!“ Und Julia Neigel hat die tolle Festival-Atmosphäre gelobt. Wir legen allerdings auch großen Wert darauf, dass sich alle Musiker gut aufgehoben fühlen, nicht nur die Profis. Vor ein paar Jahren habe ich mir mal einen Bühnentechniker gegriffen, weil er sich gegenüber älteren Mitgliedern von Chören arrogant verhalten hat. Ich habe ihm klar gemacht, dass er gehen kann, wenn er nur mit U2 arbeiten will. Danach war’s besser. Ich denke, die Musiker spüren, dass wir mit Liebe bei der Sache sind. Das ist bei „Bochum Total“ nicht anders, wie wir das jetzt mit Liquid Assets erlebt haben.
Heißt das, „Rock am Dom“ soll noch wachsen?
Nicht unbedingt. Zu groß sollte das Festival nicht werden, weil dann ganz andere Ansprüche an uns gestellt würden in Sachen Sicherheitskonzept. Das zu finanzieren, wäre noch einmal etwas ganz anderes. Aber ich will auch nicht ausschließen, dass es mal so kommt. Dann müssten sich allerdings noch Sponsoren finden, die das bezahlen.
Wie finanzieren Sie denn bisher die Veranstaltung?
Angefangen haben wir 2013 ja ganz klein. Wir wollten aus Verbundenheit mit der St.-Urbanus-Gemeinde, wo mein Sohn zur Kommunion gegangen war, mit Boat People nur ein Konzert auf der Domplatte geben. Ich bin ja dort der Gitarrist. Mit der Unterstützung der Gemeinde im Rücken bin ich zum Kulturreferat marschiert und dort hat uns Claudia Keuchel dann ermutigt, noch weitere Bands dazu zu buchen. Die Stadt wollte sich an der Finanzierung beteiligen. Das tut sie ja zum Glück auch heute noch. Aber erst die Zusage der Volksbank macht es seitdem möglich, „Rock am Dom“ zu stemmen. Insgesamt ist das ein starker Verbund. Wir haben aber auch das Glück, dass die Bands zu einem Freundschaftskurs auftreten, weil sie wissen, dass wir in Buer eine tolle Atmosphäre und nette Leute haben. Anders wären solche Leute wie die Gabys aus Berlin nicht zu kriegen gewesen. Die Frauenband haben wir von den Liquid Assets bei einem Auftritt kennengelernt. Daraus ist dann eine persönliche Freundschaft geworden.
Wie klappt`s denn mittlerweile mit den Anwohnern auf der Domplatte? Gibt es immer noch Beschwerden über Lärm?
Massive Proteste haben wir in den letzten Jahren nicht festgestellt. Dazu trägt sicher auch die Unterstützung aus der Gemeinde bei. Wenn der Propst und der Kaplan am Samstagabend vor der Bühne tanzen, kann die Belästigung so schlimm nicht sein, oder? Wir messen wie vorgeschrieben die Lautstärke. So können wir bei Beschwerden belegen, dass wir die zugelassene Lautstärke nicht überschritten haben.
Wie lange dürfen die Bands denn dieses Mal spielen? Bleibt’s auf der Domplatte bei 22 Uhr?
Ja, um 22 Uhr ist dort Schluss. Natürlich wäre es schön, wenn etwa Wingenfelder noch ein, zwei Zugaben spielen könnten. Aber so ist es nun einmal. Wir hoffen, dass es künftig irgendwann mal etwas später werden darf. Bis 23 Uhr dürfen hingegen die Musiker auf der Bühne an der oberen Hochstraße Musik machen.
Worauf freuen Sie persönlich sich denn am meisten bei Auflage Nummer 7?
Auf Wingenfelder, The Magic Mumble Jumble und Phonk. Die anderen Bands kann ich ja zwischendurch immer wieder mal bei Auftritten im Ruhrgebiet hören. Aber diese Gruppen in Buer sind schon etwas ganz Besonderes.
Und wie könnte sich „Rock am Dom“ künftig entwickeln?
Schön wäre es, eine junge Bühne „Campus Stage“ in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Hochschule zu etablieren. Das würde die Veranstaltung auch für jüngere Leute interessanter machen – und die WH würde von den Gelsenkirchenern mehr wahrgenommen.