Gelsenkirchen. Die Bezirksvertreter aus Süd haben der Planung von drei Schulneubauten zugestimmt. Unter der Bedingung, eingebunden zu werden.
Schon im Vorfeld der Sitzung der Bezirksvertretung Süd am Dienstag, in der zum ersten Mal in einem politischen Gremium über die geplanten drei Grundschulneubauten diskutiert wurde, hatte die CDU-Fraktion gegen die Vorschläge der Verwaltung protestiert. Nicht gegen die Schulneubauten an sich, sondern dagegen, diese ohne abgestimmten Schulentwicklungsplan und ohne Einbindung der Bezirksvertretungen in die Standortauswahl im Eiltempo auf den Weg zu bringen.
„Der Neubau und die Planung von zukünftigen Grundschulen gehören zu den ureigensten Aufgaben der Bezirke. Wo an welcher Stelle im Stadtteil oder Bezirk unter ganz besonderer Berücksichtigung der Belange von Schulanfängern und Eltern, neue Grundschulen entstehen sollen, können wir in den Bezirken sehr gut beurteilen“, erklärten Peter Röttgen, Fraktionsvorsitzender der CDU in der BV-Mitte und Lothar Jacksteit, Fraktionsvorsitzender der CDU in der BV-Süd schon im Vorfeld. Und auch Markus Karl, bildungspolitischer Sprecher der CDU, hatte auf Einhaltung der „demokratischen Gepflogenheiten“ gedrängt.
Entscheidung fällt im Rat im Juni
Tatsächlich handelt es sich in der Vorlage um eine Empfehlung an den Rat, der Verwaltung quasi einen Blanko-Auftrag zur Planung von drei neuen, vierzügigen Grundschulen mit Zweifach-Sporthallen für den Stadtsüden zu geben. Neubauten in „modularer Typenbauweise“, also in Fertigbauweise, inklusive Standortsuche, Kostenermittlung, Architektenentwürfen (ohne vorherigen Wettbewerb) und Prüfung aller Rahmenbedingungen. Bislang konnte das gesamte Konzept noch in keinem Fachausschuss diskutiert werden, die dafür vorgesehene Sitzung des Bildungsausschusses im März war corona-bedingt abgesagt worden. Nun bleibt allein der Ausschuss im Mai und die entscheidende Ratssitzung im Juni zur Diskussion. Nur die Fraktionssprecher waren im kleinen Kreis über die Details des Gutachtens im Vorfeld informiert worden. Bildungsdezernentin Annette Berg räumte denn in ihrem leidenschaftlichen Plädoyer für diese Planungen ein, dass der Politik damit viel zugemutet werde.
1000 Erstklässler mehr binnen vier Jahren
Bezirk Mitte diskutiert heute
Auch in der Sitzung der Bezirksvertretung Mitte am heutigen Mittwoch stehen die neuen Grundschulbauten auf der Tagesordnung. Im Bezirk Mitte werden die Politiker sich allerdings mit noch mehr Schulneubauten befassen.
In diesem Gremium ist auch die „Europaschule“ auf dem Gelände des Schalker Vereins Thema, die nun doch als Gesamtschule statt, wie bisher geplant, als Sekundarschule gegründet werden soll. Außerdem wird es um eine weitere z usätzliche Gesamtschule gehen, die ebenfalls in Mitte errichtet werden soll.
Zum Hintergrund der großen Eile stellte sie die Bilanz des Gutachtens zur weiteren Schülerzahlentwicklung in Gelsenkirchen vor. Der Kern: Zum einen ist die Zahl der Geburten entgegen früheren Prognosen seit 2013 ständig angestiegen. Zum anderen aber gilt es nicht nur, diesen Geburtenanstieg mit sechs Jahren Zeitverzögerung bis zu Einschulung einzurechnen, sondern auch die vielen Kinder, die in großer Zahl zugezogen sind. Wurden in Gelsenkirchen 2017 noch knapp 10.000 I-Männchen eingeschult, so sind es in diesem Jahr schon 10.700, im nächsten Jahr voraussichtlich 11.000 Kinder. „Und für diese zusätzlichen Kinder brauchen wir Schulneubauten, und zwar die erste Schule bis zum August 2021.“ Die bereits auf den Weg gebrachten und auch abgeschlossenen Ausbaumaßnahmen vorhandener Schulen reichten nicht mehr aus, so die Dezernentin.
Lernfreundliches Raumkonzept mit Expertenrunde entwickeln
Modulbauten seien nicht gleichbedeutend mit schlechten Bauten, betonte Berg. Es werde keine „Flurschulen“ ohne Begegnungsräume geben. Vielmehr entwickele man Raumkonzepte für diese Schulen mit einem Expertenkreis inklusive Lehrern und Eltern, die sowohl digitales Lernen als auch Inklusion, Ganztagsunterricht und ein gutes Lernklima im Blick hätten. Das sei man den Kindern in Gelsenkirchen schuldig. Lothar Jacksteit CDU), selbst Lehrer, forderte: „Es muss sogar sehr gut werden. Jede neue Schule muss eine Werbekampagne für Gelsenkirchen werden, damit mehr Lehrer zu uns kommen wollen.“ Daher stimme man gern der Vorlage zu: Unter der Voraussetzung, dass die politischen Gremien in die weiteren Beschlüsse einbezogen würden. Auch Gianluca Bruno (SPD) und der Bezirksfraktionsvorsitzende Tobias Lang betonten die Notwendigkeit, über infrage kommende Standorte informiert zu sein, auch wenn Dienstag eigentlich die letzte Sitzung des Gremiums in der Legislaturperiode gewesen wäre.
Treffen voraussichtlich in den Sommerferien
Und so soll es nun wohl auch kommen: Annette Berg sagte auf Bitten der Bezirksvertreter zu, sie – voraussichtlich gemeinsam mit der Bezirksvertretung Mitte – noch vor der Kommunalwahl zu einer Sondersitzung mit nur diesem Tagesordnungspunkt einzuladen. Die Zustimmung zum Planungsauftrag für die Verwaltung kam daraufhin einstimmig.
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