Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Kulturmanager, Autor und Krimi-Festival-Chef Herbert Knorr geht in den Ruhestand. Ans Ausruhen denkt er aber nicht.

Sein kulturelles Leben hat zahlreiche Seiten. Eine davon aber wird er am 30. April zum allerletzten Mal aufschlagen. Dann verabschiedet sich der Gelsenkirchener Autor, Krimifestival-Chef und promovierte Literaturwissenschaftler Herbert Knorr von seinem Amt als Leiter des Westfälischen Literaturbüros in Unna, der landesweiten Fördereinrichtung für Autorinnen und Autoren. Mit 68 Jahren geht der umtriebige Kulturmanager nach über 25 Jahren Engagements für die Literatur in den Ruhestand. Mit zahlreichen neuen Plänen…

Und einer Träne im Knopfloch: Denn das Festival „Mord am Hellweg“, das Knorr mitbegründete und leitet, fällt wegen der Corona-Krise aus: „Das ist zwar notwendig, tut aber schon weh, weil es irgendwie mein Baby ist.“

Der Macher hinter dem größten Krimi-Festival in Europa – „Mord am Hellweg“

Herbert Knorr erblickte in Schalke das Licht der Welt, und zwar an einem ganz besonderen Tag – in einem Schaltjahr. In einem, so Knorr, bescheidenen Arbeiterhaushalt aufgewachsen, war er in der engen Wohnung dennoch stets von vielen Büchern umgeben. Die Liebe zum gedruckten Wort, sie prägt bis heute das Leben des Mannes, der auch maßgeblicher Macher von Europas größtem Krimi-Festival „Mord am Hellweg“ ist.

Schon früh schrieb er eigene Texte, veröffentlichte in Anthologien, erhielt 1977 den Förderpreis Literatur der Stadt Gelsenkirchen. Er studierte, hospitierte am Musiktheater im Revier und engagierte sich von 1988 bis 1994 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Gruppe Gelsenkirchener Autoren, initiierte das Gelsenkirchener „Forum Literatur und Kritik“.

1994 schließlich übernahm Herbert Knorr die Leitung des NRW-Literaturbüros. „Damals noch mit zwei Mitarbeitern, heute sind es zehn“, freut er sich über den stetig gewachsenen Erfolg der Einrichtung.

Auch interessant

Ferienakademie fördert Nachwuchsautoren – vor 25 Jahren ins Leben gerufen

Viele Akzente konnte der kreative Kopf in der Autorenförderung setzen, sorgte zum Beispiel für Lesungen an kulturfernen Orten wie Autobahnen und Tankstellen. Eine Idee aber lag ihm stets besonders am Herzen: die Förderung des literarischen Nachwuchses. Für die gründete Herbert Knorr die Ferienakademie, die Jahr für Jahr NRW-weit weit über 100 junge Autoren fördert und die im nächsten Jahr ihren 25. Geburtstag feiert.

Namhafte Krimi-Autoren haben für 2021 bereits zugesagt

Das Krimi-Festival „Mord am Hellweg“, das auch in Gelsenkirchen Veranstaltungen anbietet, wurde verschoben auf die Zeit vom 18. September bis 13. November 2021. In über 200 Lesungen werden mehr als 400 Mitwirkende an unterschiedlichen Orten in ganz NRW auftreten.

Einige der Autoren haben bereits heute zugesagt, auch im Herbst 2021 mitzuwirken, darunter der Gelsenkirchener Klaus-Peter Wolf. Zugesagt haben unter anderem auch Jussi Adler-Olsen, Simon Beckett, Volker Kutscher oder Sebastian Fitzek. Weitere Infos: www.mordamhellweg.de

Wenn Herbert Knorr Ende des Monats sein Büro in Unna verlässt, plagen ihn wohl Sorgen um die Zukunft in Corona-geplagten Zeiten. Ansonsten aber: „Ich hinterlasse meinen Job wohl geordnet und sehr zufrieden.“ Übernehmen wird ihn sein bisheriger Stellvertreter Heiner Remmert.

Auch interessant

Die Hände in den Schoß legen wird Knorr, heute in Ückendorf zu Hause, dennoch nicht. Er bleibt den Literaten beratend erhalten. Außerdem engagiert er sich weiterhin wie seit zehn Jahren im Leitungsteam des Festivals „Mord am Hellweg“, das stets auch in Gelsenkirchen mit hochkarätigen Autoren gastiert, diesmal aber auf den Herbst 2021 verschoben werden musste.

Und der Autor hofft, bald auch wieder selbst veröffentlichen zu können. Herbert Knorr schrieb in den letzten Jahren überaus erfolgreich so schräge Revierkrimi-Grotesken wie „Schitt häppens“ oder „Pumpernickelblut“. Mit dem letzten ging es lange gemeinsam mit Marie-Luise Marjan (Mutter Beimer aus der „Lindenstraße“) auf Tour. Das „Syndikat“, die Vereinigung der deutschsprachigen Kriminalschriftsteller, ehrte ihn 2017 mit dem „Ehrenglauser“.

Auch interessant

Das Leben von Herbert Knorr, so ist zu vermuten, wird auch im Ruhestand weiterhin so spannend bleiben wie ein Krimi.