Essen. Beim Neustart der Bundesliga sollen laut DFL-Plan nur rund 300 Menschen in den Stadien sein - detailliert aufgeschlüsselt nach Personengruppen.
Am Dienstagnachmittag hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) noch einmal zur Einheit gemahnt: „Das DFL-Präsidium appelliert an alle Profis und Klubs, weiterhin verantwortlich mit der aktuellen Situation umzugehen“, hieß es in einer Stellungnahme zur Corona-Krise.
Konkret ging es um das Thema Training: Es sei „nicht im Sinne der Sache und erst recht nicht öffentlich vermittelbar, wenn vorzeitig ins reguläre Mannschaftstraining zurückgekehrt würde“, teilte das DFL-Präsidium mit. „Um individuelle Wettbewerbsvorteile mit Blick auf eine möglicherweise baldige Fortsetzung des Spielbetriebs zu erzielen, darf nicht die übergeordnete Perspektive ignoriert werden.“
Der Fußball gibt sich demütig
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DFL-Chef Christian Seifert und seine Mitstreiter wollen tunlichst den Eindruck vermeiden, der Fußball beanspruche in der Corona-Krise eine Sonderbehandlung. Deswegen gibt man trotz des Vorpreschens der Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU), betont demütig. Beide hatten grünes Licht gegeben für einen Neustart am 9. Mai, dem von der Liga favorisierten Termin. Seither diskutiert die Politik das Thema. Hessens Innenminister Volker Boufier (CDU) wäre für den Neustart, sein Thüringer Georg Maier (SPD), derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz, zeigt sich deutlich skeptisch.
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Die Entscheidung bliebe „selbstverständlich bei den politischen Gremien“, versicherte die DFL nun, sprach aber auch von guten Nachrichten für den Profifußball. Die Zuversicht ist noch einmal erheblich gewachsen, dass es am 9. Mai tatsächlich wieder losgehen kann – am Donnerstag spricht die Mitgliederversammlung der DFL in einer Video-Konferenz über ein mögliches Konzept.
DFL-Konzept: Rund 300 Personen sollen ins Stadion
Da das Wann offenbar geklärt ist, rückt die Frage nach dem Wie in den Vordergrund: Wie wollen Klubs und Liga die Ansteckungsgefahr durch Bundesligaspiele möglichst gering halten? Dass nur Geisterspiele ohne Zuschauer möglich sind, ist längst klar. Und auch ansonsten werden nicht viele Menschen im Stadion sein.
Die von der DFL eingesetzte medizinische Kommission schlägt in ihrem Konzept vor, dass zeitgleich maximal rund 300 Personen aufs gesamte Stadion verteilt sein sollen, und zwar je 100 in drei Zonen: dem Innenraum mit Spielfeld, Ersatzbänken, Spielertunnel und Kabine, der Tribüne inklusive der Medienbereiche und der Leitstellen sowie dem Außengelände, zu dem auch jener Bereich gezählt wird, in dem das TV-Signal abgemischt und versendet wird. Von einem entsprechenden Konzept berichtete am Dienstag zunächst der Spiegel, die Echtheit des Dokuments wurde dieser Redaktion bestätigt. Für jede Zone werden für unterschiedliche Zeiten, etwa für den Aufbau, den Anstoß und das spielende unterschiedliche Vorgaben gemacht und Personenzahlen genannt – penibel aufgeschlüsselt auf unterschiedliche Gruppen.
Tribünen bleiben weitgehend leer
Im Innenraum sind dies die beiden Mannschaften plus Ersatzspieler und fünf Schiedsrichter. Dazu kommen maximal zehn Trainer und Betreuer pro Team, vier Balljungen, einige Sicherheitskräfte, Sanitäter und Ordner sowie 15 Mitarbeiter, die für das TV-Signal zuständig sind. Macht insgesamt 98. Erst nach Abpfiff dürften sechs Mitarbeiter der TV-Rechteinhaber hinzu kommen.
Die Tribünen sollen weitgehend leer bleiben: Für Heimklubs wollen die Mediziner acht, für Auswärtsmannschaften vier Delegationsmitglieder zulassen. Alle sollten eine operative Aufgabe haben. Dazu kommen Sanitäter, Feuerwehr, Polizei und Ordner sowie zehn Journalisten, 23 TV-Mitarbeiter und Personal für Organisation und Hygiene-- insgesamt 115 Menschen.
Auch Ordner vor den Stadien
Nicht jeder Vertreter jedes Klubs ist mit jeder Zahl einverstanden, hier und da dürfte es Anpassungen geben – aber die Vorschläge der Mediziner bilden die Diskussionsgrundlage. Die Kommission macht auch genaue Vorgaben, wie sich die Beteiligten verhalten sollen: Die Mannschaften sollten idealerweise in mehreren Bussen anreisen, die Kabinen durch zusätzliche Räume ergänzt, die Spielertunnel nicht gleichzeitig genutzt werden. Auch auf das Händeschütteln vor dem Anpfiff und gemeinsame Mannschaftsfotos wird verzichtet. Die Spieler sollen möglichst kurz in den Kabinen bleiben und zu Hause oder im Hotel duschen. Verpflegung im Stadion gibt es keine. Mixed Zones, in denen sich Spieler und Journalisten begegnen, werden gestrichen, die Pressekonferenzen mit den Trainern finden virtuell statt.
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Rund ums Stadion sollen 50 Ordner dafür sorgen, dass es keine Menschenansammlungen vor den Spielstätten gibt. Bilder wie in Mönchengladbach, als einige Hundert Fans trotz Geisterspiel den Derbysieg feierten, will die DFL tunlichst vermeiden – zumal die Politik dies unmissverständlich zu einer Voraussetzung erklärt hat, damit sie Geisterspielen zustimmt.
DFL weist Kritik zurück
Ihre Spieler und Betreuer wollen die Profiklubs regelmäßig auf Covid-19 testen lassen, Kritik daran wies die DFL am Dienstag erneut zurück: „Es geht an den Fakten vorbei, wenn unterstellt wird, dass eine mögliche engmaschige Testung eine Unterversorgung der Bevölkerung verursache.“ Das derzeit diskutierte Konzept erfordere weniger als 0,5 Prozent der aktuellen Testkapazität.
Pläne wie in anderen Ländern, die Profis nach einem Neustart komplett zu isolieren, gibt es nicht: „Das ist für uns definitiv kein Gedankenspiel“, erklärte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider dieser Zeitung. Es wäre ohnehin kaum durchzusetzen: „Rechtlich lassen die Musterarbeitsverträge der Profis eine solche Maßnahme nicht zu“, sagt Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballer.
Kritik vom Fan-Bündnis "Unsere Kurve"
Auch so gibt es ja genug Diskussionen: Das Fanbündnis „Unsere Kurve“, zu dem unter anderem der Schalker Fanclub-Verband gehört, übte am Dienstag harsche Kritik: „Es ist absurd, dass Bundesligavereine ihre Liquidität nur dann sichern können, wenn sie auf das verzichten, was den Fußball ausmacht: Fußballspiele in gefüllten Stadien.“ Das Bundesinnenministerium ist zudem strikt dagegen, jetzt schon einen Termin für die Wiederaufnahme der Saison zu nennen – das zumindest geht aus einem Schreiben des parlamentarischen Staatssekretärs Stephan Mayer (CSU) an die Vorsitzende der Sportministerkonferenz, die Bremer Senatorin Anja Stahmann (Grüne), hervor.
Bis zum 9. Mai wird der Profifußball noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen.