Gelsenkirchen-Scholven. Dressur, Springen und Rodeo gab es beim Reitturnier in Gelsenkirchen-Scholven. 120 Ehrenamtler waren bei der XL-Veranstaltung im Dauereinsatz.
Schon von Weitem sind die Wipfel der weißen Zeltstadt am Fuße der Halde Oberscholven zu sehen. Unzählige Autos mit und ohne Pferdeanhänger sowie Transporter parken auf den Wieses ringsherum. Die vielen Pferde, die die Reitplätze bevölkern, wirken in dem Trubel fast winzig: Auch in diesem Jahr hat der Zucht-, Reit- und Fahrverein Gelsenkirchen-Scholven auf der Reitanlage der Familie Rohmann am Fünfhäuserweg wieder ein Turnier ausgerichtet, das keine Wünsche offen ließ.
„Wir haben hier nur einmal im Jahr Turnier, da will man alles abdecken“, sagt Johannes Rohmann, erster Vorsitzender der gastgebenden Vereins. Und hält Wort: Vom geführten Wettbewerb für den Reiternachwuchs über Prüfungen für hoffnungsvolle Nachwuchspferde bis hin zu Dressur- und Springwettkämpfen der höchsten Klasse steht alles auf dem Zeitplan des dreitägigen Events. Bei 2200 angemeldeten Starts geht das Programm auf drei Plätzen von morgens um sieben bis fast um Mitternacht.
Die Schaltzentrale: In der Meldestelle kommt alles zusammen
Sieger der S-Prüfungen
Peter Duitz vom LRFV Kirchhellen hat in der Springprüfung der Klasse S* am Freitag einen Doppelsieg gefeiert. Er siegte mit seiner Stute Cordia. Auf Vahan belegte er Rang zwei. Dritter wurde Hermann Ostendarp auf Castodello (ZRFV Borken).
Der Sieg in der Springprüfung der Klasse S* mit Stechen am Samstagabend unter Flutlicht ging an Rebecca Bredtmann vom ZRFV Dumberg, die Coldplay gesattelt hatte. Caroline Schwolow vom RFV Alt-Marl belegte auf Cockney Rang zwei. Dritte wurde Lea Ercken vom LRFV Recklinghausen auf Chaya Lotta.
Die S-Dressur am Sonntag gewann Tobias Nabben vom RSV Zur Linde auf Black Jack. Rang zwei belegte Stefanie Schnell, ebenfalls vom RSV Zur Linde, auf Der Tanzprofi. Auf Platz drei ritt Maike Mende vom RV St. Hubertus Wollbeck auf First Claas.
„Die Reiter hier in der Ecke sind sehr reitfreudig“, kommentiert Christian Lammers trocken die großen Starterfelder in den rund 60 Prüfungen. Bei ihm in der Meldestelle laufen während des Turniers alle organisatorischen Fäden zusammen. Startmeldungen, die Reihenfolge der Reiter, Preisgelder: Die Turnierorganisation Hessling aus Rhede kümmert sich um alles. Immer wieder hat Lammers dabei skurrile Begegnungen. Wie mit der Mutter, die sich verzweifelt an ihn wendet, weil ihre Tochter in der Dressur unbedingt an erster Position ihrer Abteilung reiten möchte – sonst wolle sie gar nicht erst starten. Ein paar freundlich-bestimmte Worte, einige Klicks mit der Maus, Problem gelöst.
Um so eine XL-Veranstaltung überhaupt stemmen zu können, müssen alle Vereinsmitglieder mit anpacken. Nur dank der rund 120 freiwilligen Helfer ist es dem Verein laut Rohmann überhaupt möglich, das Turnier auszurichten. „Wir müssen alle gut zusammenarbeiten. Jeder Handschlag zählt.“ Denn es gilt auch, einen Teil der Gesamtkosten von rund 40.000 Euro durch den Verkauf von Kuchen, Pommes, Grillgut und Getränken wieder einzunehmen.
Alina Selzener ist deshalb am Samstag schon um sieben Uhr vor Ort gewesen, hat auf dem Vorbereitungsplatz der Dressur für Ordnung gesorgt, zwischendurch den Müll auf der Tribüne am Springplatz eingesammelt und später beim Umbau des Parcours für das S-Springen geholfen. „Der ganze Stall hilft mit. Jeder macht, was er kann“, lobt die 26-Jährige das Engagement.
Regen zum Turnierstart konnte der Stimmung nichts anhaben
Selbst der anhaltende Regen am ersten Turniertag konnte die Motivation der Aktiven nicht bremsen. Im Gegenteil: „Danach waren die Plätze perfekt präpariert“, erklärt Rohmann mit besonderem Blick auf den erst im vergangenen Jahr neu angelegten Sandspringplatz. Den schätzen auch die Reiter, die aus der gesamten Nachbarschaft angereist sind: „Die Bedingungen sind hier wie immer super, da kommt man gerne“, sagt Sebastian Karshüning vor seinem Start im S-Springen am Samstagabend. „Viel besser geht es nicht“, fügt Werner Brömmel hinzu.
Und doch ließ der Verein sich in diesem Jahr wieder etwas Neues einfallen. Am späten Samstagabend stieg auf dem Springplatz unter Flutlicht das erste Scholven Rodeo, ein Show-Wettbewerb, zu dem der Veranstalter einen elektrischen Bullen auf der Flaniermeile zwischen Verpflegungs- und Verkaufsständen aufbauen ließ. 17 Dreier-Teams traten zu dem Spektakel vor vollem Haus an. Die Regeln waren einfach: Ein Reiter absolvierte mit seinem Pferd einen Parcours so lange, wie der Cowboy sich auf dem Bullen halten konnte.
Unter dem tosenden Anfeuerungsapplaus der Zuschauer zeigte Peter Duitz, Doppelsieger des Springens der schweren Klasse am Vorabend, dass er nicht nur fest im Sattel seiner Pferde sitzt: Ganze 147 Sekunden hielt er sich auf dem rotäugigen, wild bockenden „Hannes“.
Die Freiwillige Feuerwehr aus Hassel wacht über die Parkplätze
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Daniel Neugebauer hat davon nur wenig mitbekommen. Der 19-Jährige reitet selbst und engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hassel, die mit dem Löschzug 15 und vielen Kindern der Jugendfeuerwehr Ordnung und Sicherheit auf den Parkplätzen gewährleistete. „Gerade am Samstagabend in der Rushhour vor dem Flutlichtspringen ist viel los“, weiß er. Dabei wird der Ton schon mal etwas rauer, das hat auch der zwölfjährige Joel bemerkt. „Unsere Aufgabe ist es, Besucher zum richtigen Parkplatz zu schicken. Manche machen aber einfach die Scheibe hoch und fahren weiter“, erzählt er.
Dabei, so erklärt der Hasseler weiter, sei es wichtig, bei so großen Veranstaltungen stets die Rettungswege freizuhalten. Von sechs bis 24 Uhr kümmert sich die Jugendfeuerwehr unermüdlich nur darum. „Da tun einem abends schon die Füße weh, aber das ist nicht schlimm“, sagt Joel. Denn in den Pausen könne er sich das Turnier ansehen.
Damit das auch im nächsten Jahr wieder reibungslos abläuft, beginnen schon jetzt die Planungen. „Im November muss das Turnier angemeldet werden, danach erstellen wir die Ausschreibung“, erläutert Lammers. Welche Wettbewerbe die beinhaltet, weiß Rohmann noch nicht genau, für eine Überraschung ist der Verein aber immer gut.