Beckhausen. Jens Masuch gibt zum Monatsende die Geschäftsführung von Hof Holz auf. Seine Entscheidung dazu fiel lange vor Corona-Krise und Kurzarbeit.

So hatte er sich die letzten Tage an seiner Wirkungsstätte nicht vorgestellt: Statt in aller Ruhe Abschied zu nehmen von lieb gewonnenen Mitarbeitern und Aufgaben, verwaltet Jens Masuch, noch Geschäftsführer auf dem Hof Holz, nun Stillstand und Kurzarbeit. Die Entscheidung aber, sich neuen Herausforderungen zu stellen, fiel schon vor der Pandemie und ihren Folgen.

„Es ist einfach Zeit für etwas Neues“

„Wer lange glücklich sein will, muss sich oft verändern“, führt der 37-Jährige ein Zitat von Konfuzius an. Es sei einfach Zeit für etwas Neues. Im November 2012 nimmt Jens Masuch seine Arbeit in dem Inklusionsbetrieb auf, damals noch als Serviceleiter. 2014, in der Zeit der bislang schwersten Krise, wird er Betriebsleiter und Geschäftsführer. Nach der Ausbildung in der Hotellerie hat er hier erstmals Kontakt zu Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf – und macht gute Erfahrungen.

Ein Bild aus frühen Tagen anno 20016: Jens Masuch verpackt selbst gepressten Apfelsaft.
Ein Bild aus frühen Tagen anno 20016: Jens Masuch verpackt selbst gepressten Apfelsaft. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

„Die Menschen sind offen, herzlich und arbeiten gerne hier. Natürlich im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten. Das ist schön zu sehen.“ Eine Einsicht prägt ihn besonders: „Wenn man die Menschen fördert und fordert, sieht man erst, was tatsächlich in ihnen steckt. Viele sagen, das kann ich nicht. Aber das weiß man immer erst, wenn man es ausprobiert.“ Da komme es im inklusiven Betrieb viel auf die Einzelbetreuung an. „Grundlegende Sachen muss jeder abrufen können. Aber man sollte auch stets die individuellen Talente im Blick haben.“ Besonders schwer falle es ihm, erklärt Jens Masuch, Abschied zu nehmen vom Personal der Gastronomie. „Ich bin ja nicht als Geschäftsführer gekommen. Wir waren hier in meinen ersten Jahren ein Team. Das ist bis heute spürbar. Ich habe eine sehr persönliche Bindung zu den Mitarbeitern. Der Abschied ist schon hart – für beide Seiten.“

Fortbestand des Hof Holz ist gesichert

Unternehmensverbund St. Georg in Kürze

Das Sozialwerk St. Georg ist ein gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen und großer regionaler Arbeitgeber: 2700 Mitarbeiter begleiten in 5100 Assistenzverhältnissen 4500 Menschen mit Assistenzbedarf.

Umsatzerlöse (inkl. Tochtergesellschaften) 139,5 Millionen Euro, Personalaufwand 111,8 Millionen Euro, Gesamtinvestitionen 6,6 Millionen Euro.

Die neuen Aufgaben aber warten bereits auf den Gelsenkirchener. Ab Mai ist er für die gemeinnützige GmbH „Intzeit-Arbeit“, eine Tochtergesellschaft des Sozialwerks St. Georg, tätig. Dort arbeitet Jens Masuch nicht mehr in vorderster Front. Sein Handlungsfeld sind das Betreuen von Prozessen und die Entwicklung neuer Projekte. Der Inklusion bleibt er damit aber treu. „Das ist gesellschaftlich ein wichtiges Thema und ein Arbeitsbereich, der mir selbst auch Freude bereitet. Die Inklusion ist mir in den vergangenen Jahren zu einem echten Herzensthema geworden.“

Es begann im Jahr 1627

Der Hof Holz ist ein Inklusionsbetrieb auf dem Grund der Familie Holz, die hier über Generationen Landwirtschaft betreibt.

Im Jahr 1823 übernehmen die Eheleute Theodor Holz und Anna-Catharina Schulte-Beckhausen den Hof, dessen erste Erwähnung auf das Jahr 1627 zurückgeht.

Zur Jahrtausendwende erst entsteht ein ganz neues Projekt: Eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf. Die Gastronomie und auch Veranstaltungen führen nun Menschen an der Braukämperstraße zusammen. Seit 2014 ist das Unternehmen wieder ein Familienbetrieb.

Derweil laufe der Betrieb auf dem Hof Holz, sobald die Situation rund um das Corona-Virus dies wieder erlaube, wie gewohnt weiter, erklärt Markus Holz, Mitglied der Betreiberfamilie der gemeinnützigen „Holz Betriebsgesellschaft“. Es müsse sich keiner Sorgen machen um den Fortbestand. Gleichsam sei man dankbar, dass Jens Masuch zumindest zu Beginn der Krise noch vor Ort gewesen sei. „Er hat das hervorragend gemanagt“, so Holz. Nun setzte die Familie alle Energien in die Zukunft. „Wir wollen die Arbeitsplätze für die behinderten Mitarbeiter schützen. Dafür kämpfen wir.“