Gelsenkirchen-Feldmark. Eine weitere Schließung: Nun trifft's Küppersbusch in Gelsenkirchen. Die Großküchentechnik wird Ende 2020 aufgegeben, 146 Stellen gehen verloren.

Nächste Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen, wieder trifft es ein Unternehmen mit großem Namen und langer Tradition: Die Küppersbusch-Großgerätetechnik wird liquidiert. Zum Jahresende wird der Betrieb eingestellt. 146 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen.

Küppersbusch Großküchentechnik, die Hausgeräte-Sparte, Service und Vertrieb - allesamt Unternehmen der spanischen Teka-Gruppe unter dem Dach der Heritage B-Holding - sitzen an der Küppersbuschstraße. Treffen wird es dort allein die Küchentechniksparte, die Gastronomie, Großcaterer oder auch Kliniken mit Großküchen ausstattet. Küppersbusch Hausgeräte mit derzeit 66 Beschäftigten bleibt vor Ort.

Küppersbusch Hausgeräte bleibt in Gelsenkirchen

"Man hat die Situation noch gar nicht verinnerlicht und die Konsequenzen verstanden", sagt der Betriebsratsvorsitzende Bernd Hagemeier. Für ihn, für die Belegschaft, kam die Botschaft überraschend. "Erst denkt man, das ist eine Verarsche zum 1. April." War es nicht. Sondern bitterer Ernst: Und plötzlich, so der Betriebsrat, "müssen wir uns jetzt alle in größtem Maß Sorgen um unsere finanzielle Situation machen."

Die Belegschaft hüben wie drüben hat wechselvolle Zeiten hinter sich - immer wieder geprägt von drohendem Jobverlust, von Stellenabbau, von Neu-Aufstellung der Produktionsabläufe, von Investitions-Ankündigungen, wiederholten Sparmaßnahmen und nicht gehaltenen Zusagen, von Geschäftsführer-Wechseln. Im Betrieb wurde die Belegschaft Mittwoch über die Schließung informiert, zugeschaltet waren - in Corona-Zeiten via Video-Konferenz - Gesellschafter-Vertreter aus Spanien und der Schweiz.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Hannes Kolb, seit zwei Jahren Geschäftsführer für die Hausgeräte- wie die Großküchentechnik, erklärt den Schritt des Unternehmens mit einer klaren Konzentration auf die Hausgeräte. Hier sehe Küppersbusch seine Kernkompetenz, den Bereich wolle man entsprechend stärken. Der Belegschaft signalisiert er: "Wir wollen für unsere Mitarbeiter einen wirklich fairen Sozialplan erarbeiten." Der Betriebsrat will in Kürze erste entsprechende Gespräche führen. Wie die nächsten Schritte aussehen könnten, so der Vorsitzende Hagemeier, werde man dann sehen. "Konkret können wir noch gar nichts sagen. Dazu ist es viel zu früh."

Verkaufsgespräche für die Firmensparte geführt

Das Aus kam auch aus der Sicht der IG Metall letztlich überraschend, auch wenn seit rund einem Jahr Verkaufsgespräche für die Firmensparte geführt wurden. "Die Stimmung ist A sehr gedrückt und B fühlen sich die Leute verarscht", schildert der Gelsenkirchener IG Metall-Sekretär Jörn Meiners drastisch die Situation: "Es hat Gespräche mit einem Investor gegeben, das gesamte Betriebsgelände wurde verkauft, um Geld zu generieren und die Braut hübsch zu machen. Und nun diese Entscheidung."

Seit Ende 2019 sind die Küppersbusch-Firmen Mieter im einst eigenen Haus. Welche Pläne für die Hallen vorliegen, wollte Kolb Mittwoch noch nicht kommunizieren.

Produktivität um 25 Prozent gesteigert

Versuche, die Großküchentechnik neu und wirtschaftlicher aufzustellen, hat es bereits ab 2014 gegeben. Schneller, besser, verlässlicher sollten die Abläufe werden. Die Produktivität im Bereich Großküchentechnik wurde für elektrisch- oder gasbetriebene Kessel, Pfannen, Herde oder Fritteusen um 25 Prozent gesteigert, die Lieferzeiten verringert. Fort von der Masse, hin „zur „Einzelfertigung wie in einer Manufaktur“ nannte der damalige Geschäftsführer Marc-Oliver Schneider als Erfolgsrezept. Er war 2013 als Sanierer gekommen, sah 2016 das "Tal der Tränen" durchschritten. „Wir kommen wieder zur Top-Liga“, zeigte er sich zuversichtlich.

Probleme mit der Liquidität

Hagemeier hat die Prozesse und Bemühungen miterlebt, sieht Küppersbusch mit der Großküchentechnik auf gutem Niveau und auch preislich eigentlich wettbewerbsfähig. "Aber die Fertigung ist natürlich auch immer abhängig von Aufträgen. Wenn da nicht genug reinkommt, gibt es immer wieder Probleme mit der Liquidität." Insgesamt, glaubt der Betriebsrat, wussten die Gesellschafter "mit der Großküchentechnik nicht wirklich was anzufangen."

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